Corona-Hilfe von einer Punkband
Broilers unterstützen Fans – Filmteam bei Frisörin Gitta Prawatke-Tiehen in Oldenburg
Oldenburg – Normalerweise werden bei Gitta Prawatke-Tiehen Haare geschnitten, gewaschen und frisiert. In dieser Woche spielten sich in ihrem Frisörsalon „StyleBar“an der Auguststraße aber ganz andere Szenen ab: Es wurde zur Kulisse für ein Musikvideo. Prawatke-Tiehen bekam die Gelegenheit, eine kleine Rolle im neuesten Video der Punkband Broilers zu spielen.
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Kontakt zu Fans
Die erfolgreiche Band ist bekannt für ihren engen Kontakt zu Fans. So hatte sie Anfang April einen Aufruf gestartet. Fans, die vom Corona-Lockdown besonders getroffen waren, sollten die Möglichkeit bekommen, im neuesten Musikvideo „Alles wird wieder okay“mitzuspielen.
Zu diesen Fans gehört auch die Frisörin aus Oldenburg. Durch die Corona-Maßnahmen musste ihr Salon, den sie ganz alleine betreibt, über mehrere Wochen geschlossen bleiben. Aber auch nach der Öffnung beklagt sie ausbleibende Kunden. Viele bleiben in der unsicheren Pandemiesituation lieber zu Hause oder sagen Termine ab. Umso mehr freut sie sich, dass sie nun in Form eines Musikvideos etwas Aufmerksamkeit für ihre schwierige Lage bekommt.
Dabei war sie sich ursprünglich gar nicht sicher, ob sie sich überhaupt für den Dreh bewerben sollte. „Es war mein Ehemann, der mich dazu gebracht hat“, erzählt Prawatke-Tiehen. Die beiden sind große Fans der Broilers. Als es noch möglich war, haben sie jedes Konzert in der Umgebung von Oldenburg besucht. Umso mehr freuten sich die beiden über die Zusage für den Videodreh.
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Haarspenden
Kurz vor Beginn des Drehs zeigte sich die Salon-Inhaberin schon aufgeregt. Sie hatte noch keine Ahnung, was gleich auf sie zukommen würde. Warum am Ende gerade sie von vielen Bewerbern ausgewählt wurde, weiß sie selbst nicht so genau. Ein Faktor ist aber sicherlich, dass die Stylebar sich bei der HaarspenderKampagne engagiert. Dabei werden abgeschnittene Haare gesammelt, um aus diesen Perücken für krebskranke Kinder zu knüpfen. Das kleine Filmteam zeigte sich zumindest bei seiner Ankunft gleich begeistert davon. Die Band selbst war beim Dreh leider nicht anwesend. Viel Zeit für Gerede blieb nach Eintreffen auch nicht. Es musste gleich alles für den Dreh aufgebaut werden. Prawatke-Tiehen sah dem Team erstaunt zu: „Was man für so ein kleines Musikvideo alles braucht“.
Die ersten Testaufnahmen waren noch etwas holprig. Durch die vielen Spiegel im Salon musste die Kamera einige Male neu ausgerichtet werden, um sich nicht selbst zu filmen. Die Protagonistin wurde in ihrer Rolle vor der Kamera dafür schnell sicherer.
Diverse Posen wurden ausprobiert. Die Kamera fuhr aus verschiedenen Winkeln durch den Salon. Prawatke-Tiehen hielt Schilder und Spendenhaare hoch. Auch mit ihrem Frisörwerkzeug hantierte sie gekonnt vor der Kamera. Zum Schluss durfte sie auch noch ihr Tattoo präsentieren: Es zeigt deutlich den Schriftzug „StyleBar“. Nach einer guten Stunde machte sich das Filmteam wieder auf den Weg.
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Video im Mai
Bis Montag ist das Team noch in ganz Deutschland unterwegs. Unter den erfolgreichen Bewerbern sind auch Restaurantbetreiber, Tätowierer und eine Kampfsportschule. Sie werden bald mit der „StyleBar“im Musikvideo der Broilers zu sehen sein. Bereits am 3. Mai soll das Video zu dem Song „Alles wird wieder ok“seine Premiere feiern.
Bis dahin wartet Gitta Prawatke-Tiehen gespannt auf das Ergebnis – und hofft trotz der Corona-Einschränkungen viele Haare schneiden zu können.
Welche Idee steckt hinter dem Video?
Kubczak: Wir wollen mit dem Video ein positives Signal senden, zeigen, dass es aufwärts geht. Deshalb ist es uns wichtig, möglichst viele Betriebe, Selbstständige, etc. zu zeigen, die trotz der Einbußen der vergangenen anderthalb Jahre nach vorne schauen und den Laden am Laufen halten. Ganz im Sinne der Message: „Alles wird wieder ok!“
Wie sind die Rückmeldungen dazu und wie viele Bewerbungen gab es?
Kubczak: Das Feedback hat uns echt umgehauen. Es gab mehrere Hundert, teils sehr emotionale und wirklich tolle Bewerbungen. Man konnte förmlich spüren, wie wichtig es den Leuten ist, allen zu zeigen: „Hey, wir sind noch da und lassen uns nicht unterkriegen!“
Wie haben Sie ausgewählt, wer dabei ist? Kubczak: Wir haben uns nach dem Einsendeschluss mit der Band und dem Kamerateam zu einem Online-Meeting getroffen und sind jede einzelne Bewerbung durchgegangen. Das hat gute fünf Stunden gedauert und ist uns wirklich schwer gefallen. Wir haben hin und her überlegt, wie man möglichst viele Teilnehmer abbilden kann und haben es uns echt nicht einfach gemacht. Am Ende sind es fast 30 Bewerbungen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz geworden, die nun im Video auftauchen werden.
Was hat Sie an der Bewerbung aus Oldenburg überzeugt? Kubczak: An der „StyleBar“hat uns das generelle Engagement von Gitta und besonders die Aktion mit den Haarspendern, die ihre Haare für Echthaarperücken für krebskranke Kinder zur Verfügung stellen, beeindruckt. Eine wirklich schöne Idee.