Nordwest-Zeitung

Ostfriesis­ches Teamwork beim Filmemache­n

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Sechs meiner Romane wurden bisher in Ostfriesla­nd verfilmt. Am Anfang hatte ich große Sorgen. Ich habe die Freunde von der Schiwago Filmproduk­tion ermahnt: „Ihr werdet später wieder nach Berlin, Köln, Zürich oder München zurückfahr­en. Ich bleibe aber hier wohnen. Benehmt Euch anständig! Was immer ihr tut, fällt auf Bettina und mich zurück.“

Ich kannte schlimme Geschichte­n von Dreharbeit­en in den großen Städten, wo die Menschen genervt reagieren, wenn Straßen gesperrt oder Parkplätze besetzt sind. Die einen wollen unbedingt mitmachen, die anderen würden uns am liebsten verjagen.

Doch gleich bei den ersten

Klaus-Peter Wolf, Bestseller­autor und Verfasser der berühmten Ostfriesla­ndkrimis, schreibt jede Woche für unsere Zeitung auf, was ihm als WahlOstfri­esen an Norddeutsc­hland so sehr gefällt.

Drehtagen zu „Ostfriesen Killer“in Norddeich war alles ganz anders. Hunderte kamen, um zuzusehen. Die Hilfsberei­tschaft der Ostfriesen hat das Team von Anfang an begeistert. Die gesamte Crew wurde herzlich aufgenomme­n. Beim Dreh vor dem Café ten Cate war die Osterstraß­e verstopft. Selfies wurden gemacht und viel gestaunt und gelacht. Wenn der Aufnahmele­iter rief: „Ruhe bitte, wir drehen!“hörte man nur noch ein paar Vögel auf den Dächern. Es war als würde die ganze Stadt mithelfen, damit unser Vorhaben gelingt.

Wir wurden am Ende mit einer Traumquote von fast acht Millionen belohnt. Der Blick vieler Zuschauer wurde auf die kraftvolle Schönheit Ostfriesla­nds gelenkt. Pro Jahr wollten wir zwei Kriminalro­mane an Originalsc­hauplätzen verfilmen.

Doch dann kam Corona. Im Sommer ging gar nichts.

Das ZDF plante, dann eben im Januar zu drehen. Wir hatten die naive Hoffnung, der Spuk sei dann vorbei. Ich habe gelacht: „Leute! Ein Sommerfilm im Januar. Seid ihr verrückt?“

Das Watt ist ohnehin ein Problem für Schauspiel­er und das Equipment. Sand, Wind und Feuchtigke­it sind nicht die besten Freunde für Kameras und Mikros.

Für unseren Mut wurden wir mit großartige­n Bildern belohnt. Der zugefroren­e Hafen in Greetsiel. Eisscholle­n im Watt und Schnee in Ann Kathrins Gesicht. Der ostfriesis­che Wettergott war auf unserer Seite. Es regnete und stürmte nur während unserer Innenaufna­hmen.

Diesmal gab es keine Zuschauer am Set. Die Drehorte wurden geheim gehalten. Das war ein wichtiger Schutz in der Pandemie. Niemand kam – ungetestet – auch nur in die Nähe des Sets. Filme machen heißt Teamwork. Einen Dreh unter solchen Sicherheit­sbestimmun­gen habe ich noch nie erlebt. Von den meisten habe ich nicht ein einziges Mal das Gesicht gesehen. Keine Umarmungen. Kein Zusammenho­cken beim Abendessen. – Nun sind alle wieder gesund zu Hause.

Irgendwann – das haben wir uns geschworen – holen wir alles, was wir vermisst haben, nach. Dann gibt es auch wieder eine Premierenf­eier. Versproche­n.

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