Nordwest-Zeitung

Daimler arbeitet sich auf Überholspu­r vor

Schwaben lassen Krisen mit Rekordquar­tal hinter sich – Neuer Hoffnungst­räger EQS vorgestell­t

- Von Michael Brehme

Die Schweizer Großbank UBS empfiehlt Aktien von Airbus zum Kauf und sieht ein Kursziel von 125 Euro. Analystin Celine Fornaro rechnet mit einem sehr ermutigend­en Jahresstar­t. Trotz eines herausford­ernden Umfelds habe der Flugzeughe­rsteller im März die Auslieferu­ngen erhöht, schrieb sie am Freitag in einer Studie.

Stuttgart – Überrasche­nd starke Geschäftsz­ahlen, ein stetig steigender Börsenkurs und ein von der Konkurrenz arg beäugter Aufschlag in Sachen E-Mobilität: Nach einigen Jahren voller Krisen und Rückschläg­e herrscht beim Autobauer Daimler auf einmal wieder Zuversicht, ja gar etwas Aufbruchst­immung.

Milliarden­gewinn

Erheblich genährt wurde diese gute Laune am Freitag durch die Vorstellun­g von – auch aus Expertensi­cht – sehenswert­en Quartalske­nnzahlen. Der operative Konzerngew­inn zwischen Januar und Ende März betrug demnach satte 5,75 Milliarden Euro – und war damit so hoch wie noch nie in einem Startquart­al. Im Vergleich zum Vorjahr, das zum Teil durch den Start der Corona-Pandemie und Sondereffe­kte belastet war, steht beim operativen Gewinn sogar ein Plus von satten 832 Prozent.

Einer der wichtigste­n Pfeiler für die gestiegene Profitabil­ität findet sich etliche Flugstunde­n von der Stuttgarte­r Konzernzen­trale entfernt – in China. Daimler profitiert stärker noch als andere Autobauer aus dem Premiumseg­ment vom wirtschaft­lichen Aufschwung im mit Abstand wichtigste­n Einzelmark­t.

„Daimler ist im Oberklasse­segment Marktführe­r in China vor BMW und Audi, Daimler erzielt dort sehr hohe Margen“, sagt Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r. Allein in China steigerte Daimler den Verkauf von Autos seiner Kernmarke Mercedes-Benz im ersten Quartal um 60 Prozent auf mehr als 222 000 Fahrzeuge. Obendrein machen sich gerade beim operativen Gewinn inzwischen die Auswirkung­en etlicher Sparprogra­mme bemerkbar, die sich Daimler in den Vorjahren auferlegt hatte.

Ob es für Daimler so gut weitergeht, hängt entscheide­nd auch davon ab, als wie schlagkräf­tig sich der Konzern im hart umkämpften Feld der elektrisch­en Antriebe erweist. Kritiker hatten Daimler jahrelang vorgeworfe­n, zu lange an eine goldene Zukunft von Benzin- und Dieselauto­s geglaubt und damit wertvolle

Jahre bei der Entwicklun­g von E-Autos verschlafe­n zu haben. Inzwischen aber hat Konzernche­f Ola Källenius die Aufholjagd eingeläute­t.

Verkaufsst­art im Sommer

Erst am Donnerstag­abend stellten die Stuttgarte­r ihr aktuell leistungsf­ähigstes reines Elektroaut­o vor. Der EQS, eine Luxuslimou­sine in der Tradition der herkömmlic­hen SKlasse, soll etwa über eine Batteriere­ichweite von bis zu 770 Kilometern nach dem neuen Prüfstanda­rd WLTP verfügen. Der Preis ist noch unbekannt, der Verkaufsst­art wird für den Sommer erwartet.

„Die Bedeutung des EQS für den Ruf von Daimler als EAuto-Bauer ist immens“, sagt Dudenhöffe­r. Das neue Fahrzeug sei zugleich Technologi­eträger und Symbol für die Innovation­sfähigkeit des Konzerns. Der Branchenke­nner glaubt, dass Daimler vor allem in einem Land viele Abnehmer für seinen EQS finden dürfte: natürlich in China.

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BILD: Mercedes-Benz AG Daimler-Chef Ola Källenius präsentier­t den neuen Hoffnungst­räger EQS.

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