Laschet geht großes Risiko ein
Nicht ganz ernst gemeinten Gerüchten zufolge stand Markus Söder in seiner Staatskanzlei des Öfteren am offenen Fenster und wartete auf den Ruf der CDU, er möge doch bitte als Kanzlerkandidat zur Verfügung stehen. Doch Berlin blieb stumm. Notgedrungen musste sich der bayerische „Regent“dem Volke selbst andienen – womit das Unions-Debakel seinen Lauf nahm. Nun scheint die Sache nach einer für CDU und CSU zermürbenden Woche zwar geklärt zu sein – doch dass alles gut wird, ist kaum zu erwarten.
Das Hauptrisiko geht der nun vom Parteivorstand gekürte Armin Laschet selbst ein. Große Teile der Union stehen offenbar nicht hinter ihm. Dass die Parteibasis mit voller Wucht Wahlkampf für den Aachener machen wird, ist deshalb kaum zu erwarten. Sollte der NRW-Ministerpräsident bei der Bundestagswahl die CDU nicht zur stärksten Partei machen, werden seine Tage als Parteichef über kurz oder lang gezählt sein. Andererseits war es für Laschet jedoch auch nicht möglich, Söder die Kandidatur zu überlassen. Denn grundsätzlich gilt bei der CDU, dass der Parteichef zum Kanzler taugen muss.
Zum Debakel könnte die Laschet-Kandidatur auch für die gesamte Union werden. Die Umfragewerte für den Rheinländer sind derart desaströs und das Image so arg ramponiert, dass eine Wende zum Besseren für die CDU nicht zu erkennen ist. Sollten die Grünen mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock stärkste Partei werden, dann wird das in der Union ein Beben auslösen.
So gerade noch rechtzeitig zur Einsicht scheint dagegen Markus Söder gekommen zu sein. Unbändiger Ehrgeiz und absoluter Machtwille haben ihn offenbar angetrieben, den Wettstreit mit Laschet einzugehen. Am Ende musste er einsehen, dass die Kollateralschäden zu groß wurden. Zwar hat der Franke eine große Anhängerschaft, viele nahmen ihm aber seine brachialen Fußtritte im unionsinternen Machtkampf übel. Sein Image als politischer Macher drohte sich in das eines intriganten Politikers zu wandeln.
Nun kann Söder in Ruhe abwarten. Sollte Laschet die Wahl verlieren, werden viele sagen: Mit Söder wäre das nicht passiert. Hat Laschet Erfolg, dann wird sich der bayerische Ministerpräsident davon einfach ein Stück abschneiden.
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