Nordwest-Zeitung

Laschet geht großes Risiko ein

- Von Hermann Gröblingho­ff

Nicht ganz ernst gemeinten Gerüchten zufolge stand Markus Söder in seiner Staatskanz­lei des Öfteren am offenen Fenster und wartete auf den Ruf der CDU, er möge doch bitte als Kanzlerkan­didat zur Verfügung stehen. Doch Berlin blieb stumm. Notgedrung­en musste sich der bayerische „Regent“dem Volke selbst andienen – womit das Unions-Debakel seinen Lauf nahm. Nun scheint die Sache nach einer für CDU und CSU zermürbend­en Woche zwar geklärt zu sein – doch dass alles gut wird, ist kaum zu erwarten.

Das Hauptrisik­o geht der nun vom Parteivors­tand gekürte Armin Laschet selbst ein. Große Teile der Union stehen offenbar nicht hinter ihm. Dass die Parteibasi­s mit voller Wucht Wahlkampf für den Aachener machen wird, ist deshalb kaum zu erwarten. Sollte der NRW-Ministerpr­äsident bei der Bundestags­wahl die CDU nicht zur stärksten Partei machen, werden seine Tage als Parteichef über kurz oder lang gezählt sein. Anderersei­ts war es für Laschet jedoch auch nicht möglich, Söder die Kandidatur zu überlassen. Denn grundsätzl­ich gilt bei der CDU, dass der Parteichef zum Kanzler taugen muss.

Zum Debakel könnte die Laschet-Kandidatur auch für die gesamte Union werden. Die Umfragewer­te für den Rheinlände­r sind derart desaströs und das Image so arg ramponiert, dass eine Wende zum Besseren für die CDU nicht zu erkennen ist. Sollten die Grünen mit ihrer Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock stärkste Partei werden, dann wird das in der Union ein Beben auslösen.

So gerade noch rechtzeiti­g zur Einsicht scheint dagegen Markus Söder gekommen zu sein. Unbändiger Ehrgeiz und absoluter Machtwille haben ihn offenbar angetriebe­n, den Wettstreit mit Laschet einzugehen. Am Ende musste er einsehen, dass die Kollateral­schäden zu groß wurden. Zwar hat der Franke eine große Anhängersc­haft, viele nahmen ihm aber seine brachialen Fußtritte im unionsinte­rnen Machtkampf übel. Sein Image als politische­r Macher drohte sich in das eines intrigante­n Politikers zu wandeln.

Nun kann Söder in Ruhe abwarten. Sollte Laschet die Wahl verlieren, werden viele sagen: Mit Söder wäre das nicht passiert. Hat Laschet Erfolg, dann wird sich der bayerische Ministerpr­äsident davon einfach ein Stück abschneide­n.

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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