Wollen Impfweltmeister werden
Unternehmen binden Betriebsärzte Anfang Mai ein
Große Unternehmen wie VW und Conti möchten ihre Mitarbeiter im Betrieb impfen. Wie soll das funktionieren? Müller: Ich denke gut. Viele Firmen, besonders Eigentümer-Unternehmen, haben sich auf die Schnelle vorbereitet, damit Betriebsärzte impfen können. Wenn im Mai deutlich mehr Impfstoff vorhanden ist, können die Impfzentren und die niedergelassenen Ärzte das allein nicht schaffen. Dann wäre es effektiver, die Menschen direkt im Betrieb zu impfen.
Bleiben die kleinen Handwerksbetriebe dabei auf der Strecke?
Müller: Nein, genau das wollen wir nicht. Die kleinen und mittelständischen Betriebe müssen auf jeden Fall dabei sein. Hier sind wir uns mit Handwerk, IHK und Landesregierung einig.
Muss die Prioritätenliste ad acta gelegt werden? Müller: Aus Sicht der UVN gibt es nur eine Priorität. Wir sollten jetzt alles an Strukturen aufbauen, damit wir so schnell wie möglich impfen können, wenn genug Impfstoff vorhanden ist. Wir wollen Weltmeister im Impfen werden. Bei einem Pilotprojekt Anfang Mai könnten wir zeigen, dass es geht. Denn nur eine erfolgreiche Impfkampagne führt dazu, dass wir am Ende unsere
Freiheiten zurückbekommen und so schwer getroffene Branchen wie Gastronomie, Veranstaltungswirtschaft oder Einzelhandel wieder Geld verdienen können. Jeder Tag, an dem wir mehr Menschen impfen, ist ein erfolgreicher Tag im Kampf gegen Corona.
An diesem Mittwoch berät der Niedersächsische Landtag über das neue Infektionsschutzgesetz des Bundes. Ist dieses Bundesgesetz überhaupt erforderlich? Müller: Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Vorgehen der Landesregierung in der Corona-Krise zufrieden. Die N-Bank hat Fördermittel, die in ihrer Verantwortung lagen, relativ schnell zur Verfügung gestellt. Ich habe aber kein Verständnis dafür, dass Niedersachsen im Impf-Ranking immer so weit hinten lag.
Sind Sie auch mit der Testpflicht für Betriebe zufrieden?
Müller: Das ist reines Wahlkampfgetöse. Jedes Unternehmen hat bereits ausgefeilte Hygienekonzepte, bis hin zur Arbeit in getrennten Schichten. Dagegen musste in Hannover die Kfz-Zulassungsstelle erneut wegen Corona-Infektionen geschlossen werden. Ein Unding!
Hat die öffentliche Verwaltung in der Corona-Krise die Erwartungen nicht erfüllt? Müller: Leider gibt es zu viele Beispiele, wo es nicht klappt. Verwaltungsmitarbeiter haben im Homeoffice keinen Zugriff auf die Akten. Oder Schulen können mehr schlecht als recht auf digitalen Plattformen arbeiten. Das würde sich in der Wirtschaft niemand erlauben können. Der Staat muss sich endlich mit Volldampf um die Digitalisierung der Verwaltung kümmern – statt der Wirtschaft vorzuschreiben, wie sie was zu tun hat.