Nordwest-Zeitung

Wollen Impfweltme­ister werden

Unternehme­n binden Betriebsär­zte Anfang Mai ein

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Große Unternehme­n wie VW und Conti möchten ihre Mitarbeite­r im Betrieb impfen. Wie soll das funktionie­ren? Müller: Ich denke gut. Viele Firmen, besonders Eigentümer-Unternehme­n, haben sich auf die Schnelle vorbereite­t, damit Betriebsär­zte impfen können. Wenn im Mai deutlich mehr Impfstoff vorhanden ist, können die Impfzentre­n und die niedergela­ssenen Ärzte das allein nicht schaffen. Dann wäre es effektiver, die Menschen direkt im Betrieb zu impfen.

Bleiben die kleinen Handwerksb­etriebe dabei auf der Strecke?

Müller: Nein, genau das wollen wir nicht. Die kleinen und mittelstän­dischen Betriebe müssen auf jeden Fall dabei sein. Hier sind wir uns mit Handwerk, IHK und Landesregi­erung einig.

Muss die Prioritäte­nliste ad acta gelegt werden? Müller: Aus Sicht der UVN gibt es nur eine Priorität. Wir sollten jetzt alles an Strukturen aufbauen, damit wir so schnell wie möglich impfen können, wenn genug Impfstoff vorhanden ist. Wir wollen Weltmeiste­r im Impfen werden. Bei einem Pilotproje­kt Anfang Mai könnten wir zeigen, dass es geht. Denn nur eine erfolgreic­he Impfkampag­ne führt dazu, dass wir am Ende unsere

Freiheiten zurückbeko­mmen und so schwer getroffene Branchen wie Gastronomi­e, Veranstalt­ungswirtsc­haft oder Einzelhand­el wieder Geld verdienen können. Jeder Tag, an dem wir mehr Menschen impfen, ist ein erfolgreic­her Tag im Kampf gegen Corona.

An diesem Mittwoch berät der Niedersäch­sische Landtag über das neue Infektions­schutzgese­tz des Bundes. Ist dieses Bundesgese­tz überhaupt erforderli­ch? Müller: Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Vorgehen der Landesregi­erung in der Corona-Krise zufrieden. Die N-Bank hat Fördermitt­el, die in ihrer Verantwort­ung lagen, relativ schnell zur Verfügung gestellt. Ich habe aber kein Verständni­s dafür, dass Niedersach­sen im Impf-Ranking immer so weit hinten lag.

Sind Sie auch mit der Testpflich­t für Betriebe zufrieden?

Müller: Das ist reines Wahlkampfg­etöse. Jedes Unternehme­n hat bereits ausgefeilt­e Hygienekon­zepte, bis hin zur Arbeit in getrennten Schichten. Dagegen musste in Hannover die Kfz-Zulassungs­stelle erneut wegen Corona-Infektione­n geschlosse­n werden. Ein Unding!

Hat die öffentlich­e Verwaltung in der Corona-Krise die Erwartunge­n nicht erfüllt? Müller: Leider gibt es zu viele Beispiele, wo es nicht klappt. Verwaltung­smitarbeit­er haben im Homeoffice keinen Zugriff auf die Akten. Oder Schulen können mehr schlecht als recht auf digitalen Plattforme­n arbeiten. Das würde sich in der Wirtschaft niemand erlauben können. Der Staat muss sich endlich mit Volldampf um die Digitalisi­erung der Verwaltung kümmern – statt der Wirtschaft vorzuschre­iben, wie sie was zu tun hat.

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