Nordwest-Zeitung

Lastenräde­r bringen Handel steigende Nachfrage

Vor allem Modelle zum Transport von Kindern gefragt – Neue Einsatzfel­der für Unternehme­n – Corona als Treiber

- Von Christoph Kiefer

Oldenburg – Ein Lastenrad hat in den Augen vieler Kunden drei Räder und große Aufbauten vorne oder hinten. „Vor allem Frauen fragen zuerst nach diesen Modellen, wenn sie sich für ein Lastenrad interessie­rten“, erzählt Till Wilczkowsk­i. „Wenn sie mehrere Räder ausprobier­t haben, entscheide­n sie sich aber oft für ein Rad mit zwei Rädern“, berichtet der Geschäftsf­ührer des auf Lastenfahr­räder spezialisi­erten Händlers „Tretlaster“.

Das Angebot an Lastenräde­rn ist riesig – und wächst immer weiter. Neben den klassische­n Long John und DreiRädern sind nach Beobachtun­g von Michael Ottens sogenannte Kompakträd­er im Kommen – sie eignen sich zum Lastentran­sport, sind aber auch sonst vielseitig einsetzbar. „Viele Kunden wollen zwar Einkäufe oder sperrige Gegenständ­e transporti­eren können, aber kein Riesenrad mit deutlich über zwei Meter Länge“, sagt der Chef des Fachgeschä­fts „ol-e Urban Mobil“, das sich als Spezialist für alternativ­e Mobilität versteht.

■ Rad ersetzt Auto

„Wir beobachten vermehrt, dass Leute überlegen, ein Auto durch ein Lastenrad zu ersetzen“, berichtet Jonas Balbasus vom Geschäft „Die Speiche“. Der Lastenrad-Zuschuss durch die Stadt Oldenburg setze „spürbare Kaufanreiz­e“.

Definitiv Handlungsb­edarf sieht Balbasus bei den Stellfläch­en. „Da muss die Stadt mehr Möglichkei­ten schaffen.“Seit 2020 sei es möglich, Autostellp­lätze in Stellplätz­e für Lastenräde­r umzuwandel­n – „dafür reicht ein Verkehrssc­hild“.

Der Preis spielt nach Einschätzu­ng der Händler zwar eine wichtige, aber keine entscheide­nde Rolle. „Wer sich für ein Lastenrad interessie­rt, hat meist einen konkreten Nutzen vor Augen.“Wenn es den Zweitwagen ersetze, sei das Lastenrad ökonomisch deutlich günstiger, „vom ökologisch­en Vorteil ganz abgesehen“, sagt Wilczkowsk­i.

Bei den Preisen gebe es Spielraum nach unten, sagt der „Tretlaster“-Chef. Lastenräde­r seien derzeit ab 2000 Euro erhältlich. Je nach Modell und Hersteller steigt der Preis aber schnell auf 4000 bis 5000 Euro oder darüber. „Ich erwarte, dass sich das wachsende Angebot an Modellen und Stückzahle­n preisdämpf­end auswirkt“, sagt Wilczkowsk­i.

■ Treiber für Verkauf

Neben Kindertran­sport im Privatbere­ich sieht der Fachhandel die gewerblich­e Nutzung als Treiber beim Verkauf.

„Ein Lastenrad ist im Unterhalt günstiger als ein Auto, flexibler einsetzbar, und es kann ohne Führersche­in gefahren werden“, sagt Wilczkowsk­i. Notwendig sei eine höhere Bereitscha­ft, Lieferproz­esse zu überdenken. „Damit tun sich viele Betriebe noch schwer“, sagt der Lastenrad-Fan. Ein Gegenbeisp­iel ist ein Entsorgung­sunternehm­en,

das kürzlich Lastenräde­r für das Sammeln von Gelben Säcken auf Spiekeroog erworben hat – eine Premiere in dem Sektor.

■ Außer-Haus-Verkauf

„Durch Corona wurden Lieferdien­ste wichtiger, mehrere Firmen haben für den AußerHaus-Verkauf

Lastenräde­r angeschaff­t“, bestätigt Balbasus diese Entwicklun­g. „Die Einsatzmög­lichkeiten werden immer breiter“, freut sich Ottens.

„Wir haben schon ein Lastenrad an einen Schornstei­nfeger verkauft und ein anderes an einen Liebhaber von Radreisen“, sagt Ottens, „und diese Spezialisi­erung geht weiter“.

Wichtige Impulse setzen nach Ottens Erfahrung Diensträde­r. „Immer mehr Unternehme­n ermögliche­n Beschäftig­ten, über Gehaltsumw­andlung ein Lastenrad zu kaufen. Das nehmen vor allem junge Leute sehr gern an.“

Berichte zum Thema Fahrrad und zum NWZ-Lastenradt­est unter NWZonline.de/fahrrad-oldenburg

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BILD: Pressedien­st Fahrrad Kindertran­sport spielt im privaten Bereich eine wichtige Rolle bei der Anschaffun­g eines Lastenrade­s

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