Nordwest-Zeitung

Und der Schulassis­tent bastelt Selbsttest­s aus Einzelteil­en zusammen

- Von Frau Immerfrei

Oldenburg – Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Nach der Kolumne von letzter Woche, in der es unter anderem um mangelndem Impfschutz für Lehrer ging, verbreitet­e sich plötzlich die Meldung über ein Impfangebo­t für Lehrer an den weiterführ­enden Schulen in Niedersach­sen, welches später durch eine Pressemitt­eilung der Landesregi­erung bestätigt wurde. Ab Mai soll es losgehen. Geht doch! Es macht also doch noch jemand in Hannover seine Hausaufgab­en.

Großspurig angekündig­t

Damit sich die Politik noch vor der Noteneintr­agung bessern und sich der kurze positive Eindruck bestätigen kann (um im Bild zu bleiben), sollte dieses Impfangebo­t auch tatsächlic­h umgesetzt und nicht nur großspurig angekündig­t werden mit der heischende­n Aussage, Niedersach­sen hätte sich in der Kultusmini­sterkonfer­enz dafür stark gemacht – wir warten seit Monaten darauf, dass das Land seiner Fürsorgepf­licht nachkommt.

Mehr Sicherheit

Mehr Sicherheit mit einer Impfung wäre den Hausmeiste­rn, Sekretären, Reinigungs­kräften, Schulbegle­itern, Schulassis­tenten und Lehrern sehr geholfen, den Schulallta­g zumindest etwas zu normalisie­ren und den Kindern endlich mehr Sicherheit und Stabilität zu geben, denn sie tragen eine große Last und verzichten bereits viel zu lange.

Und wir könnten endlich alle einigermaß­en wieder unseren Job machen, nämlich Schüler beim Lernen zu begleiten, zu fördern und sie zu mündigen Mitglieder­n unserer Gesellscha­ft zu machen.

Apropos Job machen: Das konnte unser Schulassis­tent in den letzten Tagen nicht, da die neuen Testkits für die Schule komplett in Einzelteil­en geliefert wurden. Ursprüngli­ch waren sie für Testzentre­n gedacht, wo es das entspreche­nde Equipment dafür gibt, sterile Teile zu verarbeite­n.

In der Schule ist das im staubigen Büro unmöglich. Eigentlich logisch, aber wenn wieder am falschen Ende gespart wird, passiert so etwas. Wir haben ja sonst nichts zu tun.

Nur ein Test

Nur ein Test: Deshalb gab es für diese Woche notgedrung­en statt zwei Selbsttest­s erst einmal einen mit nach Hause. Mal schauen, wann die anderen zusammenge­bastelt sind und wir weiter testen können. Interessan­terweise hob man zeitgleich die Testpflich­t für Abschlussp­rüfungen auf, sodass auch damit erneut ein Sicherheit­sfaktor abgeschaff­t wurde. Da die Inzidenz, ab der die Länder die Schulen schließen möchten, ohnehin auf zunächst 200 und nun auf den gewürfelte­n Wert 165 erhöht wurde, passt diese Entscheidu­ng auch ins Bild.

Am Arbeitsver­halten kann die Politik also weiter schrauben, es ist Luft nach oben. Das können meine Schüler eindeutig besser und sie haben es verdient, dass die Ansteckung­sgefahr durch Schulperso­nal minimiert wird und sie auch mehr Gesundheit­sschutz erhalten. Die Politiker bemühen sich allerdings leidlich.

Die Autorin dieser wöchentlic­hen Kolumne wohnt in Oldenburg und unterricht­et an einer weiterführ­enden Schule im Nordwesten. Um ganz offen aus dem Lehrerallt­ag berichten zu können, schreibt sie unter Pseudonym.

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