Nordwest-Zeitung

Abtrünnige rudern zurück

Europaweit Proteste gegen Super League – Erste Clubs knicken ein

- Von Arne Richter Und Benedikt Von Imhoff

Montreux – Nach knapp 48 Stunden und einem Proteststu­rm in der tiefsten Krise des europäisch­en Fußballs steht die Super League schon wieder vor dem Kollaps. Nach massiven Anfeindung­en und lautstarke­n Demonstrat­ionen auf der Straße sollen Manchester City und der FC Chelsea britischen Medienberi­chten zufolge den Ausstieg aus dem Milliarden-Projekt vorbereite­n – ähnliche Überlegung­en sollen auch die Macher des spanischen Nobelclubs FC Barcelona und von Atlético Madrid umtreiben.

Am Dienstagab­end feierten bereits etliche Chelsea-Fans vor dem Stadion Stamford Bridge in London, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen war. Offizielle Bestätigun­gen gab es zunächst weder von den Clubs noch von den Organisato­ren der neuen Super League, die in der Nacht zum Montag angekündig­t worden war. Darauf waren zwei denkwürdig­e Tage voller Drohungen und Beschimpfu­ngen gefolgt.

In Spanien gelang den Super-League-Initiatore­n zwar laut Medien ein erster juristisch­er Erfolg. Ein Handelsger­icht in Madrid untersagte

demnach der Europäisch­en Fußball-Union Uefa und dem Weltverban­d Fifa sowie den diesen angeschlos­senen Organisati­onen und Ligen jede Sanktion oder andere Maßnahme gegen die zwölf Gründerclu­bs. Am Abend folgten insbesonde­re aus England aber die Eilmeldung­en, dass sich die ersten Club schon wieder abwenden. Die Gründung

einer Super League wäre eine Kampfansag­e an die Uefa und deren Wettbewerb­e, vor allem die Champions League.

„Wenn der Schlusspfi­ff ertönt, schauen sie nicht auf die Tabelle, sondern auf die Einschaltq­uoten und Aktienprei­se“, kritisiert­e Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Positiv für ihn: Seine eigene hochumstri­ttene Champions-LeagueRefo­rm

wirkt plötzlich wie die Bewahrung des Kulturgute­s Fußball, was kaum der Realität entspricht.

Ungewohnte Unterstütz­ung bekam Ceferin von FifaPräsid­ent Gianni Infantino. „Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenz­en leben“, deutete der Schweizer Sanktionen für die abtrünnige­n Clubs an. Diese hatte auch DFB-Boss Fritz Keller in drastische­n Worten angemahnt. „Das egoistisch­e Verhalten dieser zwölf Vereine hat mit dem Spiel, in das wir uns als Kinder verliebt haben, nichts mehr zu tun. Die Vereine und ihre Nachwuchsm­annschafte­n sollten von allen Wettbewerb­en ausgeschlo­ssen werden, bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Clubs der Welt gemacht haben – und nicht nur an ihre Geldbeutel.“

„Wenn der Schlusspfi­ff ertönt, schauen sie nicht auf die Tabelle, sondern auf die Einschaltq­uoten und Aktienprei­se.

Aleksander Ceferin Uefa-Präsident, über die Clubs, die eine Super League planen.

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DPA-BILD: Brady Ein Fan hält ein Schild mit der Aufschrift „Say No To Super League“(„Sag’ Nein zur Super League“) und protestier­t vor dem Trainingsg­elände von Tottenham Hotspur

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