Wie eine Filmchen-App der Literatur helfen kann
Buchhändlerin animiert junge Leserinnen über Tiktok zum Lesen und Kaufen
Berlin – Die App Tiktok ist nicht gerade der Ort, an dem man Diskussionen über Literatur vermuten würde – ist sie doch eher für Tanzvideos oder lustige Filmchen bekannt. Dazwischen schlummern andere Dinge: Nutzerinnen, die ihre nach Farben geordneten Bücherregale filmen, die ihre Lieblingslektüre vorstellen, nach Themen ausgewählt. Zum Beispiel: drei feministische Bücher, Literatur für Sternzeichen – oder: Was ich letzten Monat gelesen habe.
Unter dem Hashtag #Booktok erobert sich die Literatur auf Tiktok neue Räu
„PastellPages“: Buchhändlerin Saskia Papen
me. Meistens sind es Frauen, die auf Tiktok Buchtipps geben, Männer finden sich dort eher selten. Die Leserinnen sind meist jung und haben
neuen Zugang zu Büchern. Sie bieten keine verschachtelten Sätze, sondern emotionale Tipps in Videos.
„Ein Buch. Ein Tag“
So zum Beispiel in den Beiträgen von Saskia Papen alias „PastellPages“, die als Buchhändlerin in Kleve arbeitet. Sie entdecke täglich neue Wege, um zu zeigen, welche Bücher sie liest, sagt die 22-Jährige. Mit Tränen in den Augen präsentiert sie etwa zu melancholischer Musik ihr traurigstes Buch, an einem anderen Tag startet sie die „Ein Buch. Ein Tag“-Challenge. Das heißt, sie fordert ihre Follower heraus, mit ihr ein Buch an einem Tag zu lesen.
Die Arbeit im Netz unterscheidet sich naturgemäß sehr von der im Laden. „Auf Tiktok ist alles schnelllebiger und es geht auch mehr ums Visuelle“, sagt Papen. Beim Beratungsgespräch im Buchhandel stehe mehr der Inhalt im Fokus. „Da kann ich meine Kunden selten damit beeindrucken, das Buch im richtigen Licht zu präsentieren.“
Ob analog oder digital: Verkaufsfördernd können beide Wege sein. Die ersten deutschen Verlage sind bereits auf Tiktok präsent, etwa der auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisierte Loewe Vereinen lag. „Eigene kreative und speziell für Tiktok konzipierte Videos sowie die Zusammenarbeit mit Tiktok-Creatorn sind bereits Teil unserer Strategie“, sagt Nicolai Lindner, Leiter des Bereichs Online Marketing & PR beim Verlag.
Bald mehr Relevanz
Auch Penguin ist auf der App vertreten. Sprecherin Susanne Klein sagt: „Wir glauben, dass die App für Marketingkampagnen zunehmend relevanter wird. insgesamt haben wir eine gute Resonanz auf unsere Performance von Usern und Bookfluencern bekommen“.