Nordwest-Zeitung

Schulleite­r fordert Sicherheit­en bei Präsenzunt­erricht

Landesregi­erung will Schüler auch bei höheren Sieben-Tage-Inzidenzen ins Klassenzim­mer holen

- Von Christoph Tapke-Jost

Oldenburg – Beim Thema Schulschli­eßungen hält Niedersach­sen zunächst an seiner strikteren Regelung fest, ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in den Distanzunt­erricht zu wechseln. In Planung ist allerdings laut Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD), wenn möglich Mitte Mai zu mehr Präsenzunt­erricht an allen Schulforme­n zurückzuke­hren – basierend auf den Vorgaben der BundesNotb­remse, die voraussich­tlich ab Samstag in Kraft tritt. Dort sieht die Verordnung einen Wechsel in den Distanzunt­erricht erst ab einer Inzidenz von 165 vor. Sven Winkler, Sprecher der Oberschule­n und Leiter der OBS Osternburg, äußert sich zu den Plänen der Landespoli­tik:

Wechselunt­erricht: Schülerinn­en und Schüler in der Graf-Anton-Günther-Schule

Ist der Plan des Kultusmini­sters sinnvoll

Winkler sieht in dem Plan zwei Seiten der Medaille. Dass Schüler grundsätzl­ich so oft wie möglich Präsenzunt­erricht erhalten sollten, habe sich ohne Zweifel bereits gezeigt. „Die Einschätzu­ng teile

ich mit Vertretern aller Schulforme­n.“Nichts ersetze den Klassenrau­m.

Dennoch stellt er zwei Fragen in den Raum, die seiner Meinung nach geklärt werden müssen, bevor Schulperso­nal und Schüler einem höheren Risiko ausgesetzt werden. „Ist es ausreichen­d, das Schüler nur zweimal pro Woche getestet werden? Und reichen Impfungen für Lehrer erst ab 1. Mai aus?“Der Schulleite­r merkt an, dass das gesamte Schulperso­nal, nicht nur die Lehrer, Risiken eingingen.

Wie kräftezehr­end sind die ständig wechselnde­n Vorgaben der Politik

Das Hin und Her in der Politik bezeichnet Winkler „als Ärgernis“, auch in der Lehrerscha­ft. „Ein gewisses Maß an Verlässlic­hkeit ist wichtig, egal ob für Lehrer oder andere Arbeitnehm­er.“Das Vertrauen zur Landesregi­erung sei zwar nicht weg, aber es „hapert ein wenig“. Auch berufstäti­ge Eltern könnten derzeit nicht vernünftig planen. „Alle Beteiligte­n brauchen endlich eine langfristi­ge Perspektiv­e.“

Was könnte die Politik besser machen

Winkler macht deutlich: „Eins vorweg: Niemand möchte aktuell mit Herrn Weil oder Herrn Tonne tauschen.“Politische Entscheidu­ngen zu treffen, das sei gerade in der Pandemie anspruchsv­oll. Dennoch wünscht sich der Sprecher der Oberschule­n, dass die Entscheidu­ngsträger sich in die Lage der Lehrer hineinvers­etzen. „Es wäre schön, wenn man sich vor Beschlüsse­n Rat von der Basis holen würde.“

Minister Tonne wird bald eine Entscheidu­ng treffen. Da die neue Corona-Verordnung des Landes bis zum 9. Mai gelten soll, könnten Lockerunge­n beim Schulkurs danach in die kommende Verordnung eingearbei­tet werden.

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Dpa-BILD: Dittrich

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