Schulleiter fordert Sicherheiten bei Präsenzunterricht
Landesregierung will Schüler auch bei höheren Sieben-Tage-Inzidenzen ins Klassenzimmer holen
Oldenburg – Beim Thema Schulschließungen hält Niedersachsen zunächst an seiner strikteren Regelung fest, ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 in den Distanzunterricht zu wechseln. In Planung ist allerdings laut Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD), wenn möglich Mitte Mai zu mehr Präsenzunterricht an allen Schulformen zurückzukehren – basierend auf den Vorgaben der BundesNotbremse, die voraussichtlich ab Samstag in Kraft tritt. Dort sieht die Verordnung einen Wechsel in den Distanzunterricht erst ab einer Inzidenz von 165 vor. Sven Winkler, Sprecher der Oberschulen und Leiter der OBS Osternburg, äußert sich zu den Plänen der Landespolitik:
Wechselunterricht: Schülerinnen und Schüler in der Graf-Anton-Günther-Schule
Ist der Plan des Kultusministers sinnvoll
Winkler sieht in dem Plan zwei Seiten der Medaille. Dass Schüler grundsätzlich so oft wie möglich Präsenzunterricht erhalten sollten, habe sich ohne Zweifel bereits gezeigt. „Die Einschätzung teile
ich mit Vertretern aller Schulformen.“Nichts ersetze den Klassenraum.
Dennoch stellt er zwei Fragen in den Raum, die seiner Meinung nach geklärt werden müssen, bevor Schulpersonal und Schüler einem höheren Risiko ausgesetzt werden. „Ist es ausreichend, das Schüler nur zweimal pro Woche getestet werden? Und reichen Impfungen für Lehrer erst ab 1. Mai aus?“Der Schulleiter merkt an, dass das gesamte Schulpersonal, nicht nur die Lehrer, Risiken eingingen.
Wie kräftezehrend sind die ständig wechselnden Vorgaben der Politik
Das Hin und Her in der Politik bezeichnet Winkler „als Ärgernis“, auch in der Lehrerschaft. „Ein gewisses Maß an Verlässlichkeit ist wichtig, egal ob für Lehrer oder andere Arbeitnehmer.“Das Vertrauen zur Landesregierung sei zwar nicht weg, aber es „hapert ein wenig“. Auch berufstätige Eltern könnten derzeit nicht vernünftig planen. „Alle Beteiligten brauchen endlich eine langfristige Perspektive.“
Was könnte die Politik besser machen
Winkler macht deutlich: „Eins vorweg: Niemand möchte aktuell mit Herrn Weil oder Herrn Tonne tauschen.“Politische Entscheidungen zu treffen, das sei gerade in der Pandemie anspruchsvoll. Dennoch wünscht sich der Sprecher der Oberschulen, dass die Entscheidungsträger sich in die Lage der Lehrer hineinversetzen. „Es wäre schön, wenn man sich vor Beschlüssen Rat von der Basis holen würde.“
Minister Tonne wird bald eine Entscheidung treffen. Da die neue Corona-Verordnung des Landes bis zum 9. Mai gelten soll, könnten Lockerungen beim Schulkurs danach in die kommende Verordnung eingearbeitet werden.