Grüner Platz für Menschen mit Behinderung
Rohdenhof in Tweelbäke entwickelt sich weiter – Gemüseanbau und Insektenhotel – Hof-Café geplant
Oldenburg – Auf dem Rohdenhof in Tweelbäke ist ein völlig neuer Bereich entstanden: Bis zu zwanzig Menschen mit Behinderungen können dort ab jetzt in den unterschiedlichen Gewerken des Hofes mitarbeiten.
Unter dem Motto „Wir für uns“arbeiten dort seit sechs Jahren bis zu 60 Menschen am Erhalt und dem Weiterbestehen von Haus, Hof, Acker und Werkstätten. Derzeit kommen 43 von ihnen übers Jobcenter und sechs über das Zuverdienst-Projekt der Stadt.
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Anderes Konzept
Das Landessozialamt hat genehmigt, „dass der Rohdenhof als sogenannter ,Anderer Leistungsanbieter’, vergleichbar mit den Werkstätten für Menschen mit Behinderung, nun diese Zielgruppe aufnehmen und betreuen darf“, sagt Erwin Böning, Projektentwickler der Oldenburger bbz pro GmbH, die das Projekt umsetzt.
Erwin Böning sagt: „Für uns stehen das etwas andere, mitarbeiterbezogene UmgangsKonzept und das offene, gute Betriebsklima im Vordergrund.“
Der Rohdenhof in Tweelbäke: Es gibt ein Gewächshaus für die Gemüse-Anzucht und ein Insekten-Hotel.
Wo vor einiger Zeit noch Brache war, lassen die Rohdenhof-Mitarbeiter eine kleine Oase gedeihen – betreut durch den Gärtner und stellvertretende bbz-pro-Geschäftführer Heiner Folkerts: Heidelbeersträucher werden gepflanzt, ein Heil-Wildkräutergarten entsteht, der Naschgarten grünt, im Sommer und Spätsommer werden auch Kirschen,
Äpfel, Birnen und Zwetschgen geerntet. Hühner gackern, ein Hahn kräht, im artgerechten Insektenhotel, das ein Praktikant gebaut hat, fliegt es schon sirrend und surrend ein und aus. Anis, Fenchel, Kohlrabi und viele andere Pflanzen gedeihen in den Anzucht-Gewächshäusern, die billig erstanden werden konnten. Ein fahrbarer Besprechungswagen
aus Holz ist gerade fertig geworden, Sitzgruppen für den Garten kommen hinzu.
In der Metallwerkstatt und der Töpferei entsteht vieles für den Aufbau des RohdenhofCafés mit Außenbereich, das von den Mitarbeitern mit Behinderung an den Wochenenden künftig geführt werden soll und bei der Stadt bean
Leitet den Rohdenhof: Geschäftsführer Yasar Balkanci-von Häfen
tragt ist. Springbrunnen aus eisernen Blüten haben die Mitarbeiter mit dem Ofener Künstler Kurt Lehmann gefertigt, der hier Modulleiter für Metall und Fahrräder ist.
Alte Badewannen werden zu Hochbeeten umgebaut. Wo Holz benötigt wird, hilft Holzland Voigt mit Restholzschnitt. Geschäftsführer Yasar Balkanci-von Häfen sagt: „Das ist hier gelebte Inklusion. Und aus den Sachen, die woanders übrig bleiben, machen wir tolle neue Produkte, die wir gut gebrauchen können, das ist Upcycling in Reinkultur.“
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Weitere Ideen gesucht
In den Werkstätten und auf dem Hofgelände können die neuen Mitarbeiter „Nutz- und Zierpflanzen anbauen, ernten und vermarkten, mit Holz und Metall arbeiten und in der Kantine genauso mitarbeiten wie in der Fahrradwerkstatt“, sagt Balkanci-von Häfen. Auch eine Nähstube gehört dazu, und der Honig kommt aus eigener Produktion. Im vergangenen Jahr ließen sich 30 Kunden regelmäßig Gemüsekisten vom Rohdenhof kommen. In diesem Jahr sollen es 60 werden und Aktionstage auf dem Wochenmarkt in Metjendorf sind geplant.
Yasar Balkanci-von Häfen sagt: „Weitere bereichernde Geschäftsideen sind jederzeit willkommen. Wer Aufträge zu vergeben hat, die zu unserer neuen Zielgruppe passen, kann sich gerne bei mir unter Telefon 0157/85114039 oder kontakt@rohdenhof.de melden.“Auch die zwanzig Teilnehmerplätze seien erst zum Teil belegt: „Menschen mit Behinderung, die die zusätzlichen Chancen und neuen Perspektiven nutzen möchten und Lust haben, auf dem Hof mitzuarbeiten, können sich ebenfalls melden.“