Als die Mühlenhunte noch ein Ufer hatte
Einige Häuser fielen Abrissbagger zum Opfer – Straßenausbau ließ historischen Charme verblassen
Oldenburg – Die Schlossfreiheit, einst rundete sie das imposante Erscheinungsbild des herzöglichen Renaissancebaus ab, verlieh ihm zusätzlichen Glanz. Zur umklammernden klassizistischen Ringbebauung gehörten im Norden ein Regierungsgebäude (heute Verwaltungsgericht), die Neue Schlosswache, ein Kavaliershaus/PrinzessinnenPalais/Kleines Palais (ehem. Gästehaus der Großherzöge), ein 1924 ausgebrannter und dann teilweise abgebrochener Marstall, nördlich dahinter das Hof-Finanzgebäude, das vorher u.a. als Zuchthaus und Bibliothek diente, sowie eine Stallremise mit Reitbahn nördlich dahinter.
Straße ausgebaut
Bis auf die Wache und das Regierungsgebäude sind beim Bau des Hallenbades und der Gestaltung des Berliner Platzes Anfang der 60er Jahre alle Gebäude abgerissen worden. Auch eine doppelte Baumreihe verschwand zugunsten eines Parkplatzes aus dem Stadtbild. Aus heutiger Sicht (und das nicht zu unrecht) eine städtebauliche Schande.
Da muss man sich fast wundern, dass damals im südlich gelegenen Bereich der Schlossfreiheit jenseits der Mühlenhunte die sogenannten Kavaliershäuser beim Ausbau der Straße in den 60er Jahren stehen bleiben durften. Das Prinzenpalais am Damm und die Häuser mit den Nummern 1 bis 7 bilden heute noch eine denkmalgeschützte Einheit.
Abriss schon 1906
Doch auch hier riss der Bagger schon im Jahr 1906 die ursprünglich errichteten Häuser mit den Nummern 8 und 9 ab, als die Landesversicherungsanstalt erweitern wollte. Der damalige Neubau wurde 1973 schon wieder zugunsten des Hochhausbaus der LVA abgebrochen, wie man ihn heute
Heute: Wo einst Bäume standen, fahren nun Autos. Der Lauf der Mühlenhunte wurde mit Mauern in ein festes Bett gezwängt.
noch an der Stelle betrachten kann.
Der von zwei Doppelbaumreihen umsäumte Paradewall,
der unter diesem Namen nicht mehr bekannte Dunkle Wall, war schon 1957/58 zu einer Verkehrsstraße ausgebaut
worden. Wenige Jahre später verlor die Huntestraße 1963/64 endgültig ihren Charme, als sie zu Lasten der
Mühlenhunte verbreitert wurde. Auch dort fielen beim Ausbau zahlreiche Bäume. Die Kavaliershäuser waren Anfang des 19. Jahrhunderts vorwiegend von Hof- und Regierungsbeamten bewohnt.
Kurt Asche würdigt ihnen in seinem Werk „Das Bürgerhaus in Oldenburg“einige Zeilen. Darin beschreibt er, dass die Planung der Straße und die Parzellierung des Geländes in den Jahren 1791 bis 1796 erfolgte. Die Bebauung wird Joseph Bernhardt Winck zugeschrieben. Die Haus- und Windfangtüren waren und sind Meisterwerke des Tischlerhandwerks.
Zwei Beispiele für die Bewohner der Häuser: Bauherr des um 1791 errichteten Hauses mit der Nummer 4 an der Huntestraße war „Cammercopiist“Müller, ein Beamter, der in der herzoglichen Finanzverwaltung tätig war. Später, An