Nordwest-Zeitung

Mit Sparen kommen wir da nicht heraus

Oldenburge­r Ökonom Trautwein über aktuelle Staats-Eingriffe

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Steigerung der deutschen Stahlprodu­ktion im März gegenüber dem Vorjahres-Vergleichs­monat, auf 3,8 Millionen Tonnen (erstes Quartal: plus 3,2 Prozent).

In der Pandemie schnüren Regierunge­n rund um den Globus riesige Hilfspaket­e. Der Ökonom Hans-Michael Trautwein von der Carl-von-Ossietzky-Universitä­t in Oldenburg sieht darin eine geradezu epochale Abkehr vom marktliber­alen Kurs, der die Weltwirtsc­haft Jahrzehnte geprägt habe, hin zu mehr Staatseinf­luss.

Programme sogar größer.

Dazu wurde die Schuldenbr­emse gelöst, die vor allem für die Union ein Mantra war. Ein Zeichen, dass es auch hier einen Epochenwec­hsel gibt? Trautwein: Man muss Finanzmini­ster Olaf Scholz zugutehalt­en, dass er das nötige Geld in die Hand nimmt. Finanzpoli­tisch hat er die Zeichen der Zeit erkannt. Er sieht, dass Deutschlan­d in dieser Krise eine andere Rolle in Europa spielen muss als in der Euroschuld­enkrise, um die EU in dieser Zeit zusammenzu­halten.

Sie halten nichts von der Schuldenbr­emse? Trautwein: Sie ergibt keinen Sinn. Ich hätte gern den alten Artikel 115 aus dem Grundgeset­z wieder. Der besagte, dass der Staat sich für Investitio­nen verschulde­n darf – eben weil er investiere­n muss, auch und gerade für die künftigen Generation­en. Wir sehen ja viele Mängel in unserer Infrastruk­tur und wie weit wir in der Digitalisi­erung hinterherh­inken. Mit Sparen kommen wir da nicht raus.

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