Einigkeit bei den Grünen, Machtkampf bei der Union
Die Antwort auf die Frage nach der Kanzlerkandidatur fiel in einigen Parteien mal mehr, mal weniger geräuschvoll aus. Nachdem Annalena Baerbock sich zur Kanzlerkandidatin erklärte und Robert Habeck somit aus dem Rennen war, lieferten sich Unionspolitiker Armin Laschet und Markus Söder einen hitzigen Schlagabtausch. Die Streitigkeiten der zwei Parteivorsitzenden löste eine Spaltung der Union aus und führte zu Unsicherheiten
und Meinungsverschiedenheiten. Ist die Grünen-Chefin Baerbock deshalb die bessere Kandidatin?
Seit 16 Jahren rühmt sich die CDU mit Kanzlerin Angela Merkel an der Spitze. Die Merkel-Ära wird im Herbst dieses Jahres jedoch ein Ende finden – ein neuer Kanzler muss her. Die CDU, oft verspottet als „Kanzlerwahlverein” aufgrund
Vielzahl an CDU-Politikern, die das Kanzleramt übernahmen, suchte nach neuen Kandidaten.
Laschet, der seit drei Monaten das Amt des Parteichefs vertritt, gilt somit als potenzieller Kandidat. Doch nicht nur er zeigte Interesse: Auch CSU-Chef Markus Söder ließ sich in der K-Frage als möglicher Kandidat aufstellen.
Mangel an Popularität
Söder, der sich seit geraumer Zeit wachsender Beliebtheit erfreute, begründete die Entscheidung vor allem mit seinen besseren Umfragewerten. Laschet hingegen scheiterte in seiner Position als CDU-Vorsitzender in dem Versuch, Führung zu übernehmen, wie man an seinen Ideen des „Brücken-Lockdowns” erkennen kann. Der Mangel an Autorität und Popularität Laschets ließ die Hoffnung Söders auf das Kanzleramt wachsen.
Daraus entwickelte sich eine immer härter werdende Auseinandersetzung zwischen den beiden Kontrahenten: Es folgten Machtkämpfe und Meinungsdifferenzen auf offener Bühne, geprägt von Uneinigkeit und Ratlosigkeit.
Kandidat für Armin Laschet die
Union:
Trotz eines persönlichen Gesprächs unter vier Augen erfolgte keine Einigung. Die Union musste eingreifen: Schlussendlich stellte sich der CDU-Bundesvorstand mehrheitlich hinter Armin Laschet. Wie die Schwesterparteien CDU und CSU nach solch einem Zerwürfnis im September gemeinsam Wahlkampf betreiben wollen, ist ungewiss.
Deutlich harmonischer gestaltete sich die Wahl in der Grünen Partei: Co-Vorsitzende Annalena Baerbock wurde am 19. April zur Kanzlerkandidatin nominiert und Robert Habeck zog seine Kandidatur zurück. Somit ist es das erste Mal, dass die Grünen einen Kanzlerkandidaten stellen.
Kandidatin der Annalena Baerbock
Grünen:
Die Hoffnungen für ein erfolgreiches Bundestagswahlergebnis sind groß. Baerbock gilt als thematisch sattelfest und rhetorisch gewandt. Die Ziele der 40-Jährigen beziehen sich auf Klimaschutz, Kinder und Familie, aber auch auf sozialpolitische und außenpolitische Themen.
Trotz ihres politischen Engagements wird die Nominierung aufgrund der mangelnden Erfahrung Baerbocks kritisch gesehen. Auf die Frage nach fehlender Erfahrung äußerte sich Baerbock: „Ja, ich war noch nie Kanzlerin, auch noch nie Ministerin. Ich trete an für Erneuerung. Für den Status quo stehen andere” – und betonte dabei ihren Einder
Dieser neue Stil könnte frischen Wind in die Politik bringen. Baerbock könnte die zweite weibliche Bundeskanzlerin werden. Doch ihre Nominierung münzt sich nicht nur ausschließlich darauf, dass sie eine Frau ist: Vielmehr könnte man sie als eine Verkörperung der Grünen-Partei sehen, die gestärkt wird durch die Rückendeckung der Bevölkerung.
Annalena Baerbock zeigte allein durch die Ruhe um die K-Frage ohne einen öffentlichen Kampf mit Robert Habeck Führungsqualitäten und besitzt deshalb durchaus Potenzial, das Kanzleramt zu übernehmen. Welche Auswirkungen die Aufstellungen der Kanzlerkandidaten auf die Ergebnisse der Bundestagswahlen haben, wird sich zeigen.
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