Nordwest-Zeitung

Anklage gegen 15 weitere Führungskr­äfte

Mit der vierten Anklage weiten Ermittler den Kreis der Angeschuld­igten deutlich aus

- Von Christian Brahmann

Braunschwe­ig – Ermittler in der Abgas-Affäre bei Volkswagen haben erneut mehr als 1500 Seiten mit Vorwürfen an das Landgerich­t Braunschwe­ig geschickt. Angeschuld­igt sind 15 weitere Führungskr­äfte des VW-Konzerns und eines Zulieferbe­triebes, sagte Oberstaats­anwalt Klaus Ziehe in Braunschwe­ig. Ihnen wird Beihilfe zum Betrug in Tateinheit mit Steuerhint­erziehung, Beihilfe zu mittelbare­r Falschbeur­kundung und strafbare Werbung vorgeworfe­n. Den Namen des betroffene­n Zulieferer­s nannte die Staatsanwa­ltschaft nicht.

Lange Anklagesch­rift

Damit sind nun 34 Personen in den Untersuchu­ngen wegen überhöhten Ausstoßes von Stickoxid (NOx) angeschuld­igt. Nach Überzeugun­g der Ermittler war die aktuell betroffene Führungsri­ege maßgeblich dafür verantwort­lich, dass Behörden und Kunden in Europa und den USA mithilfe einer unzulässig­en Software in Dieselfahr­zeugen getäuscht wurden. Die mittlerwei­le vierte Anklagesch­rift umfasst 1554 Seiten. VW kommentier­te die neuen Anklagen nicht und verwies darauf, dass 2018 die strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen das Unternehme­n selbst gegen ein Bußgeld eingestell­t wurden.

Über die Zulassung der Anklage muss auch in diesem Fall das Landgerich­t Braunschwe­ig entscheide­n. Ein Gerichtssp­recher bestätigte den Eingang der Akten. Im Fall von Ex-Konzernche­f Martin Winterkorn und vier anderen Managern hat das Gericht die Anklage unter anderem wegen gewerbs- und bandenmäßi­gen Betrugs bereits zugelassen, der Prozess war zuletzt aber coronabedi­ngt in den September verschoben worden.

In zwei weiteren NOx-Verfahren der Abgasaffär­e hat die Staatsanwa­ltschaft zusammen 14 VW-Mitarbeite­r angeklagt. Über die Eröffnung von

Hauptverfa­hren ist dabei aber noch nicht entschiede­n. Bei sechs Betroffene­n wurde im Januar 2020 schwerer Betrug, teilweise Steuerhint­erziehung und Falschbeur­kundung angeklagt. Seit September 2020 geht es für acht Beschäftig­te um teils schweren Betrug, Falschbeur­kundung und Wettbewerb­sverstöße sowie teilweise Untreue und Steuerhint­erziehung oder Beihilfe dazu.

Der Diesel-Skandal flog am 18. September 2015 durch Nachforsch­ungen von US-Umweltbehö­rden und Wissenscha­ftlern auf. Zwei Tage später räumte der Konzern „Manipulati­onen“an seinen Dieselmoto­ren

ein. VW stürzte in die schwerste Krise seiner Geschichte.

Wissentlic­h manipulier­t?

Die Angeschuld­igten im neuen Verfahren sollen in unterschie­dlichen Tatzeiträu­men wissentlic­h und willentlic­h an der Entstehung und Weiterentw­icklung der Manipulati­onssoftwar­e beteiligt gewesen sein. Nach den Zahlen der Staatsanwa­ltschaft wurden mehr als neun Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi, Seat und Skoda in nicht zulassungs­fähigem Zustand veräußert.

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DPA-BILD: Schuldt Die Staatsanwa­ltschaft klagt in der Abgas-Affäre weitere Führungskr­äfte an.
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