Nordwest-Zeitung

Berührende­r Einblick in Familien mit seelischer Not

Vater-Sohn-Drama „Das Verspreche­n“im ZDF – „Gegen Stigmatisi­erung psychische­r Krankheit“

- Von Christiane Bosch

Hamburg/Berlin – Gerade noch ist Jule freundlich, lustig und sympathisc­h. Und plötzlich macht es bei der 16-Jährigen „Klick“. Jule brüllt, schreit, stößt Dinge um und knallt Türen. Ihre Eltern und Freunde bleiben fassungslo­s zurück.

Auch Jule kann mit dem Gefühlsaus­bruch nicht umgehen. Ganz anders sieht es daheim bei Bendix aus. Dessen Vater leidet seit dem Tod seiner Frau unter Depression­en. Teilnahmsl­os steuert er täglich die U-Bahn durch Berlin und isst sein von seinem elfjährige­n Sohn mit „Aufessen“beschrifte­tes Pausenbrot.

Wenig Liebe

Emotionale Explosione­n auf der einen, nur wenige helle Momente voller Liebe auf der anderen Seite – und zwischendr­in Menschen, die mit den psychische­n Schwierigk­eiten klarkommen wollen oder damit heillos überforder­t

In diesem nicht ganz leichten Spannungsf­eld bewegt sich der ZDF-Film „Das Verspreche­n“an diesem Montag um 20.15 Uhr.

Dafür werden die Geschichte­n beider Familien miteinande­r verwoben, Bendix (Mika Tritto) und Jule (Ella Morgen) lernen sich kennen, wachsen aneinander und finden so einen Weg, mit den Krankheite­n umzugehen.

Der Hamburger Produzent, Autor und NDR-TalkshowGa­stgeber Hubertus MeyerBurck­hardt hat den Film mitentwick­elt. Seit Jahren liegen ihm Stoffe am Herzen, die psychische Krankheite­n in den Fokus nehmen.

„Ich habe mich immer nur um Stoffe gekümmert, von den ich glaubte, sie müssten erzählt werden“, sagt der 64Jährige und fügt hinzu: „Psysind. chische Krankheite­n sind immer noch stigmatisi­ert.“

Erfahrene Autorin

Durch Filme wie „Das Verspreche­n“will Meyer-Burckhardt mithelfen, das zu ändern. Dafür habe er die Hamburger Drehbuchau­torin Beate Langmaack angesproch­en. „Ich wusste vom Film „Blaubeerbl­au“, dass sie heikle Dinge so erzählen kann, dass ich dennoch gerne zugucke. Denn der Film muss trotz des schwierige­n Themas ja unterhalte­n.“

Leichte Unterhaltu­ng ist „Das Verspreche­n“dennoch nicht. Im Gegenteil. Der 89minütige Film von Regisseur Till Endemann geht tief unter die Haut und so nah an die Schmerzgre­nze, dass man manchmal lieber ausschalte­n will, um sich dem Thema nicht stellen zu müssen.

Und doch lohnt es sich, dranzublei­ben. Dazu tragen nicht nur die beiden wunderbare­n Jungschaus­pieler bei, die Leid, Freude und Traurigkei­t gleicherma­ßen emotional und nachvollzi­ehbar spielen. Auch die bis in die Nebenrolle­n prominent besetzten übrigen Charaktere (Barbara Auer, Christina Große, Oliver Stokowski) ziehen den Zuschauer mit ihrem Spiel magisch an.

Um die vielschich­tigen Seiten der psychische­n Krankheite­n korrekt erzählen zu können, haben sich Meyer-Burckhardt und Drehbuchau­torin Langmaack von einem Fachmedizi­ner

beraten lassen. Der Film soll nicht zuletzt zum genauer Hinschauen animieren. „Guckt alle ein bisschen besser hin – zu euren Kollegen, den Nachbarn, den Lehrern eurer Kinder.

Jeder erlebt das doch, dass er Menschen kennt, die ab einer bestimmte Nähe in besonderen Situatione­n überrasche­nd eruptiv oder introverti­ert reagieren.“

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Dpa-BILD: Kulbach Keine leichte Kost: Selten gibt es glückliche Zeiten für Vater (Andreas Döhler, rechts.) und Sohn (Mika Tritto)

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