Berührender Einblick in Familien mit seelischer Not
Vater-Sohn-Drama „Das Versprechen“im ZDF – „Gegen Stigmatisierung psychischer Krankheit“
Hamburg/Berlin – Gerade noch ist Jule freundlich, lustig und sympathisch. Und plötzlich macht es bei der 16-Jährigen „Klick“. Jule brüllt, schreit, stößt Dinge um und knallt Türen. Ihre Eltern und Freunde bleiben fassungslos zurück.
Auch Jule kann mit dem Gefühlsausbruch nicht umgehen. Ganz anders sieht es daheim bei Bendix aus. Dessen Vater leidet seit dem Tod seiner Frau unter Depressionen. Teilnahmslos steuert er täglich die U-Bahn durch Berlin und isst sein von seinem elfjährigen Sohn mit „Aufessen“beschriftetes Pausenbrot.
Wenig Liebe
Emotionale Explosionen auf der einen, nur wenige helle Momente voller Liebe auf der anderen Seite – und zwischendrin Menschen, die mit den psychischen Schwierigkeiten klarkommen wollen oder damit heillos überfordert
In diesem nicht ganz leichten Spannungsfeld bewegt sich der ZDF-Film „Das Versprechen“an diesem Montag um 20.15 Uhr.
Dafür werden die Geschichten beider Familien miteinander verwoben, Bendix (Mika Tritto) und Jule (Ella Morgen) lernen sich kennen, wachsen aneinander und finden so einen Weg, mit den Krankheiten umzugehen.
Der Hamburger Produzent, Autor und NDR-TalkshowGastgeber Hubertus MeyerBurckhardt hat den Film mitentwickelt. Seit Jahren liegen ihm Stoffe am Herzen, die psychische Krankheiten in den Fokus nehmen.
„Ich habe mich immer nur um Stoffe gekümmert, von den ich glaubte, sie müssten erzählt werden“, sagt der 64Jährige und fügt hinzu: „Psysind. chische Krankheiten sind immer noch stigmatisiert.“
Erfahrene Autorin
Durch Filme wie „Das Versprechen“will Meyer-Burckhardt mithelfen, das zu ändern. Dafür habe er die Hamburger Drehbuchautorin Beate Langmaack angesprochen. „Ich wusste vom Film „Blaubeerblau“, dass sie heikle Dinge so erzählen kann, dass ich dennoch gerne zugucke. Denn der Film muss trotz des schwierigen Themas ja unterhalten.“
Leichte Unterhaltung ist „Das Versprechen“dennoch nicht. Im Gegenteil. Der 89minütige Film von Regisseur Till Endemann geht tief unter die Haut und so nah an die Schmerzgrenze, dass man manchmal lieber ausschalten will, um sich dem Thema nicht stellen zu müssen.
Und doch lohnt es sich, dranzubleiben. Dazu tragen nicht nur die beiden wunderbaren Jungschauspieler bei, die Leid, Freude und Traurigkeit gleichermaßen emotional und nachvollziehbar spielen. Auch die bis in die Nebenrollen prominent besetzten übrigen Charaktere (Barbara Auer, Christina Große, Oliver Stokowski) ziehen den Zuschauer mit ihrem Spiel magisch an.
Um die vielschichtigen Seiten der psychischen Krankheiten korrekt erzählen zu können, haben sich Meyer-Burckhardt und Drehbuchautorin Langmaack von einem Fachmediziner
beraten lassen. Der Film soll nicht zuletzt zum genauer Hinschauen animieren. „Guckt alle ein bisschen besser hin – zu euren Kollegen, den Nachbarn, den Lehrern eurer Kinder.
Jeder erlebt das doch, dass er Menschen kennt, die ab einer bestimmte Nähe in besonderen Situationen überraschend eruptiv oder introvertiert reagieren.“