Endlich mehr Freiheit wagen
Immer mehr Impfstoffe werden geliefert, und an immer mehr Stellen wird geimpft. Mittlerweile auch bei den Hausärzten. Demnächst zusätzlich bei den Betriebsärzten. Seit Frühlingsbeginn geht es mit dem Impfen deutlich aufwärts, ist der Knoten endlich geplatzt.
Dieser positive Trend muss jetzt allerdings auch durchschlagende Konsequenzen haben, was die Abschaffung von Einschränkungen für Geimpfte angeht. Das Ziel der Immunisierung besteht ja gerade darin, so schnell wie möglich wieder zur gesellschaftlichen Normalität zurückzukehren. Wenn immer mehr Menschen geimpft sind, gibt es immer weniger Grund, bei ihnen an Einschränkungen festzuhalten. Die Wiederherstellung gewohnter Freiheiten ist ja kein politisches Geschenk, sondern ein verfassungsrechtliches Gebot.
Auf dem Impfgipfel von Bund und Ländern wurde nun darüber debattiert, vollständig Geimpfte mit Genesenen und Getesteten gleichzustellen. Das heißt in der Praxis zum Beispiel reisen ohne Quarantäne oder Friseurbesuch ohne Test. Das klingt sicher gut, ist aber zu wenig. Schließlich geht das Robert Koch-Institut selbst davon aus, dass Geimpfte und Genesene sogar noch ein geringeres Risiko haben, andere Menschen anzustecken, als negativ Getestete. Damit stellt sich die Frage, warum für Geimpfte dann zum Beispiel trotzdem die Ausgangssperre gelten soll wie für alle anderen auch. Oder, warum sie sich nicht mit mehreren ebenfalls Geimpften treffen dürfen.
An dieser Stelle lassen Bund und Länder die Konsequenz noch vermissen. Gut möglich, dass ihnen die Gerichte auf die Sprünge helfen werden, zumal die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten eine Abschaffung der Impfreihenfolge spätestens für Juni in Aussicht stellen. Wenn aber der Mangel an Impfstoff demnächst endgültig Geschichte ist, dann können sich alle immunisieren lassen. Und spätestens dann müssen sämtliche Schranken für die Immunisierten fallen.
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