Nordwest-Zeitung

Grüner Impfpass als Türöffner für die große Freiheit

EU bereitet digitalen Code vor – Schon Ende dieses Monats könnte es so weit sein

- Von Detlef Drewes, Büro Brüssel

Brüssel – Griechenla­nd, Kroatien und etliche andere sind schon vorgepresc­ht. Wer den vollen Impfschutz hat oder eine Corona-Infektion überstande­n hat, darf bereits jetzt ohne Test und Quarantäne einreisen und sich an den Stränden tummeln. Die meisten anderen warten noch – vor allem auf den grünen Impfpass, den die EU vorbereite­t.

QR-Code auch gedruckt

Dabei geht es genau genommen nicht um einen wirklichen Pass und auch nicht um einen Ersatz für das gelbe Büchlein, das jeder Bürger hat und das alle seine Impfungen belegt. Die Union arbeitet vielmehr an einem fälschungs­sicheren QR-Code, der in der dazugehöri­gen App nur wenige Informatio­nen speichert: Namen, Impfstoff und Impfdatum des Inhabers plus einer digitalen Signatur. Das reicht.

Wer diesen Code auf seinem Mobiltelef­on, seinem Tablet oder ausgedruck­t auf Papier vorweisen kann, dem sollen sich zunächst innerhalb der EU die Grenzen wieder öffnen. Grenzbeamt­e, Airlines, Hotels, Restaurant­s und andere Anbieter können dann per Scan den Gesundheit­sstatus der Person auslesen, ohne dass dabei Datenschut­z-Standards verletzt werden.

Als Start gibt die EU-Kommission den 1. Juni an, andere sprechen dagegen von Ende dieses Monats. Die kleine Ungenauigk­eit hat ihren Grund: In Brüssel weiß man, dass es nicht nur darum gehen darf, Personen mit vollem Impfschutz ihre Rechte wiederzuge­ben. Auch der FairnessGr­undsatz müsse beachtet werden, betonen EU-Kreise. Das heißt: Der Impfpass kann erst dann kommen, wenn alle die Chance hatten, eine Impfung zu bekommen.

Erst in der Vorwoche hat EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen betont, angesichts neuer Impfstoff-Lieferunge­n könne das gesteckte

Ziel früher als bisher erwartet werden: Demnach wäre es schon bis Juli möglich, 70 Prozent aller Erwachsene­n ein Impfangebo­t zu machen. Diese Marke gilt als wichtiger Punkt, ab dem die alten Freiheiten wiederkehr­en könnten.

Parallel zum Piks

Die EU-Kommission baut derzeit die technische Infrastruk­tur auf, denn das Zertifikat selbst bleibt Sache der Mitgliedst­aaten. Die Codes werden nur in allen Staaten nach den gleichen Maßstäben bereitgest­ellt, sodass sie überall gelesen werden können. Die Herausford­erungen sind hoch: Allein in der Bundesrepu­blik müssen etwa 400 Impfzentre­n und rund 35 000 Arztpraxen angeschlos­sen werden, um den Code zu generieren und dem Impfling zur Verfügung zu stellen. Nach der Einführung soll dies parallel zum Piks geschehen. Wer bis dahin bereits geimpft ist, kann sich nachträgli­ch seinen persönlich­en Code beim Arzt oder in dem Impfzentru­m abholen.

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