Nordwest-Zeitung

Patienten warten ohne Maske im Flur

Bewohner eines Mehrfamili­enhauses mit Arztpraxis fühlen sich belagert – Regelmäßig­e Kontrollen

- Von Chelsy Haß

Oldenburg – Dass sich in ihrem Hausflur quasi täglich Personen aufhalten, auf der Treppe sitzen, laut telefonier­en und viele von ihnen zu allem Überfluss keine Maske tragen, das stört die Bewohner eines Mehrfamili­enhauses an der Hundsmühle­r Straße in Oldenburg.

Elf Wohnungen und eine Arztpraxis befinden sich in dem Haus. „Im Treppenhau­s herrscht regelmäßig völliges Chaos“, sagt Jutta Neuhaus, die seit einem Jahr in dem Haus wohnt. „In jedem Geschäft hätten Ordnungs- und Gesundheit­samt bei sowas sofort reagiert und den Laden dicht gemacht. Aber hier passiert nichts“, sagt sie.

Zwar hat die Hausverwal­tung bereits vor Monaten reagiert und am Hauseingan­g ein Schild angebracht, mit dem darauf hingewiese­n wird, dass im Treppenhau­s eine Maske getragen werden soll. Viel bringen würde das jedoch nicht, sagen die Bewohner des Hauses. Zur Situation möchte sich die Hausverwal­tung nicht weiter äußern und sagt im Gespräch lediglich, sie könne nicht mehr tun, als darauf hinzuweise­n.

der Arzt

Die Praxis gehört dem Allgemeinm­ediziner Holger Neidhardt. Bereits Anfang des Jahres hat diese Redaktion über den Mediziner und seine Ansichten über das Coronaviru­s berichtet. Seit einigen Monaten ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg gegen den Arzt, wegen des Verdachts des Ausstellen­s unrichtige­r Gesundheit­szeugnisse. Die Ermittlung­en dauern an.

„Wir weisen Patienten darauf hin, dass im Treppenhau­s das Maskentrag­en erbeten ist“, erklärt Neidhardt auf Anfrage. Hinweise zu Hygiene- und Abstandsre­geln gibt es vor oder in der Arztpraxis jedoch nicht. Neidhardt äußert sich zudem zu der Situation im Treppenhau­s. So dürfe er sein Wartezimme­r lediglich zu einem

Weil nicht jeder Patient eine Maske trägt, fühlen sich Bewohnerin­nen und Bewohner eines Mehrfamili­enhauses in Oldenburg, in der sich auch eine Arztpraxis befindet, nicht sicher.

Viertel besetzen. Er empfehle seinen Patienten vor dem Gebäude oder im Auto zu warten.

Da jedoch auch Akutpatien­ten die Arztpraxis aufsuchen, sei die Wartesitua­tion nicht immer zu vermeiden. Neidhardt betont, dass es schon bevor er die Räumlichke­iten 2019 übernommen hat, an dem Standort eine Arztpraxis gab – „dies sollte den Bewohnern bekannt sein“, sagt er.

die Bewohner

Dazu sagt eine Bewohnerin des Hauses, die anonym bleiben möchte: „Bevor Neidhardt die Praxis übernommen hat, kamen nur Patienten auf Termin. Die Situation war eine andere.“Viele Bewohner würden sich, so die Senioren, mit der jetzigen Situation nicht sicher fühlen. „Es wäre schon hilfreich, wenn wir nicht den gleichen Eingang nutzen müssten“, sagt sie. Dass sich in

Ist von der Hausverwal­tung angebracht worden: Ein Maskenhinw­eis.

dem Mehrfamili­enhaus eine Arztpraxis befindet, sei nicht das Problem, sagt auch Jutta Neuhaus. „Das Schlimme ist, dass wir den Menschen, die keine Maske tragen, in unserem eigenen Haus nicht aus dem Weg gehen können. Das ist ein Belagerung­szustand“, sagt sie. Derzeit würden sie

und ihr Mann, Dr. Thilo Gross, ihre Wohnung während der Praxisspre­chzeit nur ungern verlassen. „Der Flur ist eng und nicht ausreichen­d belüftet. Es ist nicht ideal, wenn sich dort auch noch Patienten mit eindeutige­n Krankheits­symptomen aufhalten“, findet Gross.

die Stadt

Das Ordnungsam­t gehe jedem Hinweis nach, wie der Pressespre­cher der Stadt Oldenburg Stephan Onnen sagt. Seit November 2020 habe es – auch in Zusammenar­beit mit der Polizei – sechs Besuche in der Arztpraxis gegeben: „Letztmalig am 20. April dieses Jahres.“

Nicht immer seien dabei allerdings Verstöße festgestel­lt worden. „Wenn allerdings Verstöße gegen die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung offenkundi­g wurden, sind diese geahndet und als Ordnungswi­drigkeit verfolgt worden.

Es wurden demzufolge mehrere Verfahren eingeleite­t“, sagt Stephan Onnen. Zudem habe das Ordnungsam­t bei den Kontrollen bisher nicht feststelle­n können, dass der Flur vor der Praxis überfüllt gewesen sei.

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BILD: Marijan Murat
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BILD: Chelsy Haß

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