Nordwest-Zeitung

Kaltes Plasma gegen Corona

Zwischenah­ner Unternehme­r und Oldenburge­r Arzt wollen schwere Verläufe verhindern

- Von Christian Quapp

– Schwere Verläufe von Covid19 verhindern oder lindern, Spätfolgen abmildern: Eine Therapie, die das leisten könnte, glaubt das Bad Zwischenah­ner Medizintec­hnikuntern­ehmen System4 Technologi­es GmbH aus Kayhauserf­eld gefunden zu haben. „PI-RNA“haben Geschäftsf­ührer Ilir Guslo und sein Partner, der Oldenburge­r Dr. Heiko De Vries, das Gerät genannt. Durch ein spezielles Verfahren mit kaltem atmosphäri­schem Plasma soll es eine universell­e und schnelle Deaktivier­ung von Corona- und Influenzav­iren, ihren Mutationen und neuen Varianten ermögliche­n.

Wirkung gegen Viren

Eingesetzt wird die Technologi­e in ähnlicher Form bereits in einem Gerät des Unternehme­ns, das in der Schmerzbeh­andlung und gegen oxidativen Stress unter anderem in Ungarn im Einsatz ist. „Wir hatten 2019 bei Einsätzen des Geräts festgestel­lt, dass es bei Patienten mit Influenza-Infektion eine schnelle Besserung gab“, so Guslo. „Damals erschien uns das aber nicht relevant.“Mit dem Beginn der Corona-Pandemie gewann eine Wirksamkei­t des Verfahrens gegen Viren eine neue Bedeutung. Sogenannte Off-LabelUse-Anwendunge­n in Ungarn hätten dann die Hypothese gestützt, dass das Verfahren Coronavire­n inaktivier­en kann. Der Einsatz von kaltem atmosphäri­schem Plasma bei Corona-Viren werde auch bereits seit längerem am MaxPlanck-Institut und am Frauntunge­n

Wollen schwere Covid-19-Verläufe und Langzeitfo­lgen vermeiden oder verhindern: Dr. Heiko de Vries (links) und Ilir Guslo (rechts) mit einem Prototyp von PI-RNA.

hofer-Institut für Toxikologi­e und Experiment­elle Medizin erforscht, teilt das Unternehme­n mit.

Leicht bedienbar

„Unser Verfahren überträgt elektrosta­tisch atmosphäri­sche

Anionen in hoher Anzahl und Dichte um und in den Körper des Patienten. Dies wird durch ein neu entwickelt­es Plasmadesi­gn und Übertragun­gsverfahre­n erreicht, das wir in den vergangene­n acht Monaten entwickelt haben“, sagt Guslo. Vereinfach­t

gesagt, soll das Verfahren dem Virus Wasserstof­f entziehen und ihm so die Möglichkei­t nehmen, menschlich­e Zellen zu infizieren.

Die Technik wurde inzwischen in ein transporta­bles und kompaktes Gerät gefasst. Bestätigen sich die Beobach

des Unternehme­ns, würden einige halbstündi­ge Anwendunge­n ausreichen, um eine Wirkung zu erreichen – ohne bisher bekannte Nebenwirku­ngen.

„Der Wirkmechan­ismus ist sicher sehr komplex, was wir im Moment haben, ist die empirische Beobachtun­g“, sagt de Vries. Und Guslo ergänzt: „Wir wollen jetzt in den wissenscha­ftlichen Diskurs.“Dazu soll das Verfahren ab dem Sommer in mehreren Ländern in einer Zwei-Phasen-Studie mit dem Clinical-ResearchPa­rtner Siteworks überprüft werden.

Studie geplant

NEtzwerk ausbauen

Erweise sich das Verfahren tatsächlic­h als wirksam, könne es ein sanfter und universell­er Behandlung­sweg sein – „und auch ein Weg, unsere Freiheiten zurück zu gewinnen“, sagt de Vries. Für das Zwischenah­ner Unternehme­n sind die weiteren Schritte vor allem ein finanziell­er Kraftakt, Unterstütz­ung von öffentlich­er Seite, zum Beispiel dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium, gibt es bisher nicht.

Um die Entwicklun­g weiter treiben zu können, wollen die Unternehme­r aus Bad Zwischenah­n und Oldenburg jetzt ihr unternehme­risches und wissenscha­ftliches Netzwerk ausweiten – mit dem Ziel, sowohl dem Coronaviru­s als auch dem Phänomen einer von Viren ausgelöste­n Pandemie einen Teil seines Schreckens zu nehmen.

@ www.pi-rna.de

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BILD: Christian Quapp

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