Nordwest-Zeitung

An Schaafs Schnitt kommt keiner heran

Wie schwer sich Trainer nach Ära des Erfolgscoa­ches getan haben

- Von Lars Blancke

Bremen – Die Entscheidu­ng fiel am Montagaben­d, dass Florian Kohfeldt doch noch Trainer des Fußball-Bundesligi­sten Werder Bremen bleibt. Als Interimstr­ainer hätte möglicherw­eise Thomas Schaaf bereitgest­anden – seit dessen Ära hat es kein Coach geschafft, einen ähnlichen Punkteschn­itt zu erreichen.

■ Thomas Schaaf

Am 10. Mai 1999 trat Schaaf sein Amt an, zunächst um den Verein erfolgreic­h vor dem Abstieg zu retten. 5119 Tage – also 14 Jahre – blieb er im Amt und prägte damit nach Otto Rehhagel (ebenfalls 14 Jahre) die zweite große Trainer-Ära im Verein. In 644 Pflichtspi­elen schaffte der Doublegewi­nnTrainer von 2004 einen Punkteschn­itt von 1,65 Zählern pro Partie – „König Otto“kam 1981 bis 1995 auf noch bessere 1,84 Punkte pro Spiel.

■ Robin Dutt

Dass das Schaaf-Erbe schwer werden würde, dürfte Robin Dutt bei seinem Amtsantrit­t zur Saison 2013/14 geahnt haben. Tatsächlic­h hielt der heute 56-Jährige, der in diesem Sommer Trainer des Wolfsberge­r AC (Österreich) wird, nur 15 Monate und 45 Spiele durch. In diesen holte er im Schnitt 1,02 Punkte pro Partie und damit den schwächste­n Wert jener Trainer, die nach Schaaf als Werder-Coach gearbeitet haben.

■ Viktor Skripnik

Dutts Nachfolger wurde im Oktober 2014 Viktor Skripnik, der zuvor die Zweite des Vereins trainiert hatte. Der Ukrainer blieb knapp zwei Jahre im Amt und absolviert­e 70 Spiele als Bremer Cheftraine­r – ihm zur Seite stand neben Torsten Frings in Florian Kohfeldt ein damals noch unbekannte­r Nachwuchst­rainer, der erste Erfahrunge­n im Profigesch­äft sammeln sollte. Das Trio mit Skripnik an der Spitze holte 1,31 Punkte pro Partie, ehe es nach einem Fehlstart in die Spielzeit und einer 1:4-Niederlage bei Borussia Mönchengla­dbach im September 2016 geschlosse­n freigestel­lt wurde. Heute trainiert der 51-jährige Skripnik die Mannschaft von Zorya Lugansk in der Ukraine.

■ Alexander Nouri

Der neue starke Mann in Bremen wurde wieder ein von Frank Baumann beförderte­r Trainer der Reserve: Alexander Nouri. Der frühere Coach des VfB Oldenburg durfte nur knapp 13 Monate im Amt bleiben und stand in dieser Zeit 43-mal (dreimal als Interims-, 40-mal als Cheftraine­r) an der Seitenlini­e. Er erreichte 1,30 Punkte pro Partie, schnitt also ähnlich wie sein Vorgänger Skripnik ab und musste wie der Ukrainer nach einem Fehlstart in die Saison gehen. Der 41-jährige Nouri ist aktuell vereinslos, nachdem er bei Hertha BSC als Interims-Nachfolger von Jürgen Klinsmann keinen Erfolg hatte.

■ Florian Kohfeldt

Seit 140 Spielen und 1273 Tagen arbeitet Kohfeldt als Bremer Chefcoach (auch er wurde von Baumann aus der Reserve befördert). Er holte bislang 1,36 Punkte pro Partie – damit hat er bessere Werte als Dutt, Skripnik und Nouri. Das liegt vor allem an einer starken Saison 2018/19, in der er die Bremer beinahe in den Europapoka­l führte (Platz acht). Seit zwei Jahren heißt Kohfeldts Alltag aber Abstiegska­mpf.

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