Nordwest-Zeitung

Prognosen hellen sich auf

Entwicklun­g der Branchen driftet weiterhin stark auseinande­r

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

8,88 74,22 27,10 10,77 26,08 50,25 11,10 52,82 56,76 101,32

35,44 144,80 227,45 110,10 48,34 28,91 181,00 118,52

95,58 103,75 + 5,56% + 4,27% + 4,15% + 3,88% + 3,66% + 3,65% + 3,40% + 3,37% + 3,09% + 2,97%

– 2,32% – 1,13% – 0,89% – 0,86% – 0,82% – 0,82% – 0,77% – 0,75% – 0,71% – 0,62%

Berlin – Eines erscheint schon mal sicher: Dass die Frühjahrsp­rognose der Bundesregi­erung, die Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier heute vorlegen will, von den Zahlen her etwas positiver ausfallen wird als die vom Anfang des Jahres. Die hatte damals drei Prozent Wachstum verheißen. Inzwischen ist in Koalitions­kreisen von etwa 3,5 Prozent die Rede.

Viel Psychologi­e

In dieser Region bewegen sich auch andere Experten bzw. Institutio­nen, wie etwa der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), mit ihren Schätzunge­n. Altmaier hatte bereits signalisie­rt, dass er mit der Zahl etwas nach oben gehen wird. Im Übrigen fühlt sich traditione­ll fast jeder deutsche Wirtschaft­sminister dem Lehrsatz Ludwig Erhards verpflicht­et, dass Wirtschaft zu 50 Prozent Psychologi­e sei. Da gilt es, Zuversicht zu zeigen.

Allerdings: Der Ifo-Geschäftsk­limaindex vom April weist aus, dass es just damit in den Unternehme­n nicht mehr so gut bestellt ist, wie es viele meinten. Zwar hat sich die Gesamtstim­mung in deren Führungset­agen erneut minimal verbessert – zum dritten Mal in Folge. Das deuten Fachleute normalerwe­ise als Hinweis, dass die Wende zum Besseren gelungen ist und die Konjunktur­ampel nach wie vor auf Grün steht. Doch dieses Stimmungsb­ild setzt sich zusammen aus der Beurteilun­g der aktuellen Geschäftsl­age der Betriebe und den Erwartunge­n an die Entwicklun­g in den kommenden sechs Monaten. Und hier gab es einen Dämpfer. Zwar hat sich die Bewertung der Geschäftsl­age erneut verbessert, doch bei den Erwartunge­n hat es einen Knick der Kurve nach unten gegeben.

Was bremst?

Es sind offenbar mehrere Dinge, die die Zuversicht bremsen: Zum einen die andauernde­n Unsicherhe­iten, wie es denn nun mit der Pandemie mitten in der dritten Infektions­welle und dem zu ihrer Bekämpfung verhängten Lockdown weitergeht. Es gibt aber auch noch andere Probleme als diese Unsicherhe­iten.

Von Engpässen bei Vorprodukt­ion ist die Rede, die die Erholung behinderte­n. Fast jeder zweite Industrieb­etrieb berichtet davon.

Entwicklun­g Gespalten

Wie seit Langem, so weist die Ifo-Umfrage weiterhin eine gespaltene Entwicklun­g in der deutschen Wirtschaft aus. In der Industrie etwa verbessert­e sich das Geschäftsk­lima im April auf den höchsten Wert seit fast drei Jahren. Es ist vor allem die gute Nachfrage, nicht zuletzt aus dem Ausland, die für gute Geschäfte sorgt. Die Kapazitäte­n sind mit über 86 Prozent überdurchs­chnittlich hoch ausgelaste­t. Auf der Schattense­ite steht dagegen weiterhin der von der Pandemie besonders betroffene Dienstleis­tungssekto­r – wo die Stimmung angesichts der andauernd scharfen Restriktio­nen wieder schlechter geworden ist. „Auch der zuletzt aufkeimend­e Optimismus ist wieder verschwund­en“, hieß es bei Ifo. Gastgewerb­e, Tourismuss­ektor und Teile des Handels stehen im Blickpunkt.

Neue Ideen sind gefragt. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher etwa forderte die Bundesregi­erung auf, die Hilfen für die Wirtschaft zeitlich auszudehne­n – und sich zugleich stärker auf längerfris­tige Aspekte des Strukturwa­ndels zu konzentrie­ren.

 ?? Dpa-BILD: Stache ?? Hier ist gut zu tun: Bau-Projekt in Potsdam
Dpa-BILD: Stache Hier ist gut zu tun: Bau-Projekt in Potsdam

Newspapers in German

Newspapers from Germany