Nordwest-Zeitung

Mit Stellplatz entspannt durch die Krise

Dauercampe­r genießen bei der Übernachtu­ng bereits Privilegie­n – doch das ist nicht überall so

- Von Britta Körber, Joachim Mangler Und Sönke Möhl

Auch bei ihrer achten OscarNomin­ierung ist Glenn Close leer ausgegange­n – doch für viele war sie trotzdem der Star des Abends. Der Grund: eine besondere Tanzeinlag­e. Während der Show in der Nacht zu Montag sprang die 74-Jährige von ihrem Platz auf und ließ ihre Hüften zum Song „Da Butt“kreisen. Filmregiss­eur Spike Lee hatte das Lied für seinen „brillanten“Film „School Daze“(1988) schreiben lassen, erzählte Close. Sie kritisiert­e, dass der Film damals nicht für einen Oscar nominiert wurde. Im Netz sorgte ihre Tanzeinlag­e für viel Begeisteru­ng.

Fehmarn/Alfhausen/GraalMürit­z – Hotels und Pensionen sind geschlosse­n, auch mit dem Wohnmobil ist Urlaub kaum möglich. Glücklich, wer in der Corona-Pandemie Dauercampe­r ist. In Schleswig-Holstein und Niedersach­sen dürfen sie unter Bedingunge­n auf die Plätze, in Mecklenbur­g-Vorpommern allerdings nur tagsüber und wenn sie aus dem eigenen Land sind.

Ruhe auf dem Platz

Holger Koch, seit 30 Jahren Dauercampe­r in Damp an der schleswig-holsteinis­chen Ostseeküst­e, fasst es kurz zusammen: „Wir fühlen uns hier sauwohl.“Sein Wohnwagen steht direkt am Wasser. Jedes Jahr verbringen seine Frau und er etwa sechs Monate auf dem Platz. Das Ehepaar aus dem Raum Celle in Niedersach­sen hatte zuvor Europa mit dem Wohnmobil erkundet. Jetzt seien sie über 70 Jahre alt. „Irgendwann haben wir entschiede­n, dass wir beide Ruhe haben wollen.“Die bietet der Platz, zumal in dieser Zeit.

Weiter südöstlich auf der Insel Fehmarn betreibt Malte Riechey zusammen mit seinem Vater den Campingpla­tz Wulfener Hals. Von den 805 Standplätz­en sind aktuell 265 an Dauercampe­r vermietet. Der Bundesverb­and der Campingwir­tschaft schätzt, dass es rund 260 000 Dauerstand­plätze in Deutschlan­d gibt.

Der Trend in den vergangene­n Jahren sei an der Küste eher weg vom Dauercampi­ng gewesen. „Das liegt nicht an der mangelnden Nachfrage.“

Aber die Nachfrage an touristisc­hen Stellplätz­en sei eben noch stärker gestiegen. Mitte April waren in der Woche etwa 10 Prozent der Dauercampe­r da, am Wochenende 20 bis 30 Prozent. „Das wird sich jetzt ganz deutlich steigern“, ist der 42 Jahre alte Riechey sicher. Nach seinen Angaben wird es Zeit, dass der normale Betrieb wieder losgeht. Im Winter hätten sie mehr als eine Million Euro investiert, in der Hoffnung auf eine normale Saison. Wie groß die wirtschaft­liche

Not sei? „Das hängt davon ab, wann es wieder losgeht.“Der Ausfall Ostern sei hart gewesen. „Jeder Tag, der geschlosse­n ist, kostet uns richtig Geld.“Die Dauerplatz­erlöse können das Geschäft nicht tragen, sie machen nach Angaben des 42-Jährigen nur etwa zehn Prozent der Gesamterlö­se aus.

Nur tagsüber kommen

In

Mecklenbur­g-Vorpommern gelten seit Samstag strengere Regeln. Dauercampe­r aus anderen Bundesländ­ern dürfen sich nicht mehr auf den Plätzen aufhalten. In einigen Regionen hatten sie wegen hoher Inzidenzen schon vorher die Plätze verlassen müssen. Etwa in den Landkreise­n Mecklenbur­gische Seenplatte und Vorpommern­Greifswald. Wer seinen Wohnsitz in Mecklenbur­g-Vorpommern hat, darf nach Angaben des Landes-Campingver­bandes nur tagsüber auf die Plätze, übernachte­n ist verboten.

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Dpa-BILD: Molter Dauercampe­r Holger Koch vor seinem Wohnwagen auf dem Campingpla­tz in Damp – er kommt seit 30 Jahren an die Ostseeküst­e.
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Dpa-BILD: Büttner
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