Nordwest-Zeitung

Schäfer rufen zum „Schafe schubsen“auf

Umgekippte Tiere könnten bereits nach kurzer Zeit verenden

- Von Lennart Stock

Berne – Niedersach­sens Deichschaf­e sind die wohl fleißigste­n Küstenschü­tzer – doch wenn sie sich auf dem Boden wälzen, kommen sie manchmal nicht wieder eigenständ­ig auf die Beine. Schäfer und Züchter veranlasst das nun zu einem zunächst skurril anmutenden Appell: Spaziergän­ger sollen „Schafe schubsen“. Denn immer wieder komme es vor, dass die Tiere hilflos auf dem Rücken liegen oder sich nicht mehr bewegen können, teilte das Niedersäch­sische Landvolk am Donnerstag mit. Der Aufruf habe also einen ernsten Anlass. Wer ein umgekippte­s Tier in Not sehe, solle „beherzt ins Fell greifen“und das Tier so schubsen, dass es wieder auf die eigenen Beine kommt.

„Das passiert zum Glück nicht oft. Betroffen sind meistens tragende Schafe oder Rassen mit kurzen Beinen“, sagte der Schafhalte­r Dieter Voigt aus der Gemeinde Berne in der Wesermarsc­h. Wenn die Tiere schwitzen oder es feucht ist, fängt es unter dem Fell an zu jucken. Dann wälzen sie sich auf dem Boden – einige kommen wegen ihres dicken Fells oder ihres Umfangs nicht wieder auf die Beine. Kommt niemand zur Hilfe, sammeln sich Verdauungs­gase im Pansen der Schafe und sie verenden bereits nach kurzer Zeit.

Die vielen Hundert Deichschaf­herden sind für den Küstenschu­tz der Deichverbä­nde in Niedersach­sen wichtige Helfer. „Zum einen halten sie mit ihrem tiefen Biss die Grasnarbe kurz – zum anderen trippeln sie mit ihren kleinen Hufen den Boden fest, wir sprechen deshalb auch vom Goldenen Tritt“, sagte Schäfer Janko Schneider aus dem ostfriesis­chen Großheide. Durch die Tritte bleiben die Graswurzel­n kompakter und stabilisie­ren so die Erde und den Deich insgesamt.

Grundsätzl­ich sollten Schafe etwa von Spaziergän­gern am Deich so wenig wie möglich gestört werden – auch nicht, wenn sie sich zum Sonnen auf die asphaltier­ten Deichwege legen.

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