Nordwest-Zeitung

Laschets Schachzug und die Folgen

Was das Aufrücken des Rivalen Merz ins Wahlkampft­eam bedeutet

- Von Hagen Strauß

Berlin – Es heißt, Armin Laschet habe schon immer innerparte­iliche Gegner lieber eingebunde­n anstatt sie zu ächten. Eine Strategie, die der CDU-Bundesvors­itzende und Unions-Kanzlerkan­didat auch als Ministerpr­äsident in Nordrhein-Westfalen praktizier­t hat. So machte er 2017 Karl-Josef Laumann zum Gesundheit­sminister, obwohl beide sich zuvor heftige Scharmütze­l um die Führung der Landes-CDU geliefert hatten.

Nun trifft es Friedrich Merz. Der 65-Jährige, der Laschets Rivale im Kampf um den Parteivors­itz gewesen ist, soll nun in seinem Wahlkampft­eam eine wichtige Rolle spielen. Das hatte Laschet bei einer Videoschal­te mit der Südwest-CDU angekündig­t – in deren Reihen finden sich nach wie vor viele Anhänger von Merz.

Punkte im Osten

Ein kluger Schachzug Laschets, um auch dem Unmut über die K-Entscheidu­ng gegen CSU-Chef Markus Söder zu begegnen. Wobei es in der CDU heißt, dass Nachtreten des Bayern habe bereits bei einigen die Haltung zugunsten Laschets verändert.

Viele Christdemo­kraten haben freilich schon lange darauf gewartet, dass Merz eine wichtige Rolle bekommt. Das bestätigt der einflussre­iche

Mittelstan­dschef der Union, Carsten Linnemann. Laschet nehme „die Wünsche großer Teile der Unionsbasi­s auf“, sagte er. Merz gilt zudem vor allem im Osten als Zugpferd, so soll er in Sachsen-Anhalt bis zur Landtagswa­hl Anfang Juni noch das Ruder für die Union mit herumreiße­n.

Im Machtkampf mit Söder um die Kanzlerkan­didatur der Unionspart­eien hatte sich Merz klar hinter Laschet gestellt, was selbst die Strategen im Konrad-Adenauer-Haus aufhorchen ließ. Merz kandidiert im Hochsauerl­andkreis für den Bundestag, ein Wahlkreis, der als sicher für die

CDU gilt. Sein politische­s Comeback will er dann möglichst mit einem Ministeram­t krönen – unter einem Kanzler Söder hätte er keine Chance gehabt.

Keine Absprachen

Im Laschet-Lager will man von Absprachen aber nichts wissen: „Es gibt kein Verspreche­n.“Auch sieht man nicht die Gefahr, dass nun neben Laschet ein potenziell­er Konkurrent im Kampf um die Macht in Berlin installier­t wird – mit allen Risiken und Nebenwirku­ngen. Eher geht man davon aus, dass sich die Einbindung positiv auf das Image des Kanzlerkan­didaten auswirken wird.

Gleichwohl hat sich der Aachener Laschet nun ein Problem geschaffen: Es gibt zu viele Aspiranten aus NRW für höhere Posten im Bund. Neben Merz sind da noch Außenexper­te Norbert Röttgen, Unions-Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus und Gesundheit­sminister Jens Spahn. Alle seien „Mann, katholisch, NordrheinW­estfalen“, zählt Laschet auf.

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Dpa-BILD: Kappeler Wollen jetzt zusammenar­beiten: die beiden langjährig­en Rivalen Friedrich Merz (links) und Armin Laschet

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