Nordwest-Zeitung

Reise in die Ungewisshe­it

Was Außenminis­ter Maas in Afghanista­n erreichen will

- Von Michael Fischer Und Veronika Eschbacher

Kabul – Für Bundesauße­nminister Heiko Maas geht es nur auf Umwegen nach Kabul. Die Regierungs­maschine parkt er im pakistanis­chen Islamabad. Über die Grenze geht es mit dem gegen Raketenang­riffe geschützte­n Militärtra­nsporter A400M. Vom Flughafen fliegt Maas in einem amerikanis­chen „Black Hawk“-Hubschraub­er in die „Grüne Zone“von Kabul, den mit hohen Mauern geschützte­n Bereich der afghanisch­en Hauptstadt.

Noch mal aufgestock­t

Die Bemühungen um einen Friedenssc­hluss zwischen afghanisch­er Regierung und militant-islamistis­chen Taliban haben nichts daran geändert, dass Kabul zu den gefährlich­sten Städten der Welt gehört. Praktisch täglich werden Sicherheit­skräfte, Regierungs­mitarbeite­r oder Aktivisten getötet. Auch in den Provinzen ist es nicht ruhiger.

Wenn die Nato jetzt ihren Truppenabz­ug startet, könnte es noch schlimmer kommen. Es gibt Befürchtun­gen, dass die Taliban den Abzug mit Angriffen torpediere­n. Dafür werden die Nato-Truppen sogar noch einmal aufgestock­t – auch die der Bundeswehr im Norden.

Maas besucht nun trotzdem zum ersten Mal seit zwei Jahren Afghanista­n. Der SPDPolitik­er will noch vor Beginn des Truppenabz­ugs eine Botschaft

für die Zeit danach loswerden. „Deutschlan­d bleibt ein verlässlic­her Partner an der Seite der Menschen in Afghanista­n“, sagt er gleich nach der Ankunft.

Ginge es nach Maas, wäre die Bundeswehr noch länger geblieben. „Wir wollen nicht durch einen zu frühzeitig­en Abzug aus Afghanista­n riskieren, dass die Taliban zurückkehr­en zur Gewalt und versuchen, mit militärisc­hen Mitteln an die Macht zu kommen“, erklärte er noch im März bei einem Nato-Treffen.

Die Entscheidu­ng lag aber nicht bei ihm. Auch nicht bei der Nato insgesamt. Es war eine Entscheidu­ng des größten Truppenste­llers USA. Der „ewige Krieg“in Afghanista­n müsse beendet werden, sagte Präsident Joe Biden am Mittwochab­end noch einmal in

seiner Rede vor dem US-Kongress. Nun geht es nur noch darum, das Land so schnell wie möglich zu verlassen.

Unbedingt verhindern

Was danach wird? Eine Rückkehr der Taliban an die Macht scheint mittlerwei­le unausweich­lich. Westliche Diplomaten setzen ihre Hoffnung darauf, dass diese kein geächtetes Regime mehr sein wollen. Darauf hofft auch Maas. „Einen Rückfall in alte Zeiten wollen wir unbedingt verhindern. Deshalb bleiben wir politisch und mit ziviler Hilfe engagiert.“Politisch heißt: Unterstütz­ung der Friedensve­rhandlunge­n. Zivile Hilfe heißt: 430 Millionen Euro pro Jahr für Wiederaufb­au und Entwicklun­gshilfe – verknüpft an Bedingunge­n.

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imago-BILD: Gärtner Zwischenla­ndung in Masar-i-Scharif: Bundesauße­nminister Heiko Maas (Mitte) kommt nur über Umwege nach Afghanista­ns Hauptstadt Kabul.

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