Nordwest-Zeitung

Ikone der Moderne in frischem Gewand

Neue Nationalga­lerie für 140 Millionen Euro saniert – „Gebäude von unantastba­rer Autorität“

- Von Gerd Roth

Geburtstag­e: Sven Nordqvist (1946), schwedisch­er Schriftste­ller und Illustrato­r („Pettersson und Findus“); Luise Rinser (1911-2002/Bild), deutsche Schriftste­llerin („Mitte des Lebens“, „Daniela“)

Todestag: Peter Huchel (19031981), deutscher Lyriker („Chausseen, Chausseen“),

Namenstag: Hilda, Pius, Quirin

Berlin – Berlin hat seine internatio­nal gefeierte Ikone zurück. Mit der Neuen Nationalga­lerie wird eines der markantest­en Bauwerke der Hauptstadt wieder Teil des Kulturbetr­iebs. Was der Architekt Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) Ende der 60er Jahre in riesigem Flachbau aus Stahl und gigantisch­en Glasfronte­n als Museum für die Kunst des 20. Jahrhunder­ts schuf, wurde zum Wahrzeiche­n moderner Architektu­r.

Nach zehn Jahren Schließung und gut fünf Jahren komplizier­ter Sanierung durch ein Team um den britischen Stararchit­ekten David Chipperfie­ld liegt die Verantwort­ung seit Donnerstag wieder in den Händen der Staatliche­n Museen zu Berlin.

„Mies wäre glücklich“

Anerkennun­g für die Arbeit gab es von Dirk Lohan aus Chicago. Der Mies-Enkel war als junger Architekt selbst Bauleiter für das 1965 bis 1968 errichtete Museum. „Mies van der Rohe wäre mit dem Resultat der Renovierun­g seines letzten und wichtigste­n Gebäudes außerorden­tlich zufrieden und glücklich“, sagte Lohan in der Videobotsc­haft.

Der in Aachen geborene Mies war 1938 in die USA ausgewande­rt. Die Neue Nationalga­lerie, im Westteil des geteilten

Unendliche Weiten: Die Ausstellun­gshalle der Neuen Nationalga­lerie – noch ohne Kunstwerke

Berlins unweit der Mauer, blieb sein einziges Bauwerk in Deutschlan­d nach 1945.

„Im Schaffen von Mies ist es ein sehr wichtiges Projekt“, sagte Chipperfie­ld. Es sei wohl der bedeutends­te Bau des

Architekte­n in Europa und eines der besten Beispiele seiner Arbeit überhaupt. Für den Briten Chipperfie­ld, der die Berliner Museenland­schaft bereits mit dem spektakulä­ren Wiederaufb­au des Neuen Museums

Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969)

oder der James-SimonGaler­ie auf der Museumsins­el markiert hat, galt es bei der Neuen Nationalga­lerie, Mies nicht zu übertrumpf­en. „Die Herausford­erung war, das Gebäude in der Intention des Architekte­n zu sanieren.“

Destruktiv­er Akt

Hinter der 140 Millionen Euro teuren Grundinsta­ndsetzung verbirgt sich zunächst ein destruktiv­er Akt. Unter dem mächtigen Dach musste alles demontiert werden, etwa 35 000 Teile wurden zwischenge­lagert. Chipperfie­ld nennt es „eine merkwürdig­e Erfahrung, ein Gebäude von solch unantastba­rer Autorität zu zerlegen. Wir haben das Gebäude auf das reduziert, was es sein wollte“, sagte der Brite.

Calder wird gezeigt

Klassische Moderne wird ein Schwerpunk­t sein bei der Wiedereröf­fnung im August. Die große Halle werden Werke des US-amerikanis­chen Künstlers Alexander Calder beherrsche­n. „Wir haben sehr viel Geld ausgegeben, um hier eine amerikanis­che Moderne zu rekonstrui­eren“, sagte Joachim Jäger, Leiter der Neuen Nationalga­lerie. „Da macht es Sinn, jemanden zu zeigen, der das nicht konterkari­ert.“

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Dpa-BILD: Kalaene Puristisch: Die Neue Nationalga­lerie am Kulturforu­m und die St.-Matthäus-Kirche am Abend in der Dämmerung.
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Dpa-BILD: Menges
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BILD: imago
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