Josef Škvorecký: Feiglinge (1958)
Erzählt wird von den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in einer Kleinstadt namens Kostelec, die sechs Jahre zum „Protektorat Böhmen und Mähren“gehörte
In der Woche zwischen dem 4. und 11. Mai 1945, die Danny Tag für Tag nacherzählt, gibt es jedoch auch für ihn keine Möglichkeit mehr, den unerfreulichen Ereignissen aus dem Weg zu gehen.
Er schießt sich mit abziehenden SS-Leuten, er setzt sich ein für befreite Kriegsgefangene, er bewundert einen ehemaligen KZ-Häftling, und er verachtet die Honoratioren seiner Stadt, die sofort bereit sind, sich dem Stalinismus ebenso geschmeidig anzupassen, wie sie es unter der deutschen Besatzung gewohnt waren.
Klaus Modick Bernd Eilert.
Das klingt nach schwerem Stoff, und wahrscheinlich kann nur ein Augenzeuge, der das alles selbst erlebt hat, so leicht beschwingt davon erzählen, wie dieser Autor es vermag.
Josef Škvorecký wurde 1924 geboren; sein erster Roman ist so unverhüllt autobiografisch wie viele Debüts. Geschrieben unmittelbar nach dem Krieg, wurde das Buch 1958 veröffentlicht, um bald darauf wieder verboten zu werden.
Škvoreckýs skeptischer Blick auf die Stunde Null passte nicht in die neue Sozialistische Republik. 1969 verließ der Autor die CSSR und lebte seitdem als Anglistik-Professor in Kanada, wo er seine Romane, die sich mit großen
Themen wie Religion und Stalinismus auseinandersetzten, in einem eigenen Verlag veröffentlichte.
Zum Stoffkreis der „Feiglinge“zählt auch der Roman „Eine prima Saison“, in dem der noch jugendlichere Danny das Hohelied des FreibadSommers 1942 singt. Natürlich mit Saxofonbegleitung.
Das Buch: Josef Škvorecký: Feiglinge (1958). Die Kolumne „Ein Jahrhundert – 100 Bücher“erscheint regelmäßig exklusiv in dieser Zeitung. Alle Folgen zum Nachlesen unter
@ www.nwzonline.de/jahrhundert-buecher