Frisst der Kater fremd?
Was ist denn jetzt kaputt? Hases Dauerhunger inklusive Betteleien, Raubzügen auf dem Küchentisch und eindeutigen Forderungen nach „mehr“wurde in dieser Kolumne ja bereits ausführlich thematisiert.
Und jetzt sitzt der Kater vor seinem Napf, schnüffelt missmutig am Nassfutter und schaut mich dann an. Sein Blick ähnelt dem meiner Kinder, wenn ich ihnen Brokkoli vorsetze.
Anderes Fressverhalten
Das geht jetzt schon seit Tagen so: Die morgendlichen und abendlichen Schlemmereien aus der Dose, auf die Hase sonst so reagiert wie auf eine vorbeifliegende Libelle (sofort drauf), werden gefühlt allenfalls noch aus Höflichkeit gegenüber dem Dosenöffner gekostet.
In dem sonst penibel saubergeleckten Napf bleibt ein ziemliches Häufchen Fleisch zurück. Plötzlich ist die kleine Mittagsportion Trockenfutter, sonst lediglich ein kulinarischer Notnagel, auf Hases Favoritenliste nach oben gerutscht.
Dabei haben wir bei der Fütterung nichts geändert: Wir setzen weiterhin auf ein gutes, getreidefreies Katzenfutter aus einem kleinen Oldenburger Fachhandel. Napf, Futterzone oder Zeiten – alles ist gleich geblieben. Warum verschmäht Hase dann auf einmal das für ihn hergerichtete Festmahl?
Theorie eins: Der Kater betätigt sich als Selbstversorger und schlägt sich den Bauch mit Nagetieren voll. Dagegen spricht allerdings, dass Hase bislang vor allem als Insektenjäger aufgefallen ist und im näheren Umfeld nur sehr selten die gefürchtete Überreste zu entdecken waren.
Schmeckt’s woanders?
Theorie zwei: Hase ist krank und daher appetitlos. Allerdings wirkt er agil, nicht verhaltensauffällig und freut sich weiterhin wie Bolle über Bonusleckerlis zwischendurch.
Theorie drei: Der Kater geht fremd. Seine Streifzüge durch die Umgebung sind ausgiebig. Manchmal kommt er abends gar nicht heim und steht erst morgens wieder auf der Matte. Hat er womöglich bei einer anderen Familie den lieben Schmusekater gemimt und sich mit großen Augen ein Schälchen Milch oder die Reste vom Brathähnchen erschlichen? Schmeckt’s dem Verräter-Kater etwa woanders besser?
Wenn das so sein sollte, dann ist er dort womöglich frech geworden. Denn inzwischen ist alles wieder beim Alten: Der Hase frisst ohne Klagen, was in den Napf (oder unter den Tisch) kommt. Ich wünsche ihm guten Hunger und frage ihn, was los war. Auf Antwort warte ich bis heute.
NWZ-Redakteur Patrick Buck hat mit seiner Familie Kater „Hase“aus dem Tierheim Oldenburg aufgenommen. Von seinen Erlebnissen mit dem neuen Mitbewohner berichtet er in dieser Kolumne. Alle Infos zur Tiervermittlung gibt es beim Tierheim unter Tel. 0441/50 42 93.
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