Nordwest-Zeitung

Frisst der Kater fremd?

- Von Patrick Buck

Was ist denn jetzt kaputt? Hases Dauerhunge­r inklusive Betteleien, Raubzügen auf dem Küchentisc­h und eindeutige­n Forderunge­n nach „mehr“wurde in dieser Kolumne ja bereits ausführlic­h thematisie­rt.

Und jetzt sitzt der Kater vor seinem Napf, schnüffelt missmutig am Nassfutter und schaut mich dann an. Sein Blick ähnelt dem meiner Kinder, wenn ich ihnen Brokkoli vorsetze.

Anderes Fressverha­lten

Das geht jetzt schon seit Tagen so: Die morgendlic­hen und abendliche­n Schlemmere­ien aus der Dose, auf die Hase sonst so reagiert wie auf eine vorbeiflie­gende Libelle (sofort drauf), werden gefühlt allenfalls noch aus Höflichkei­t gegenüber dem Dosenöffne­r gekostet.

In dem sonst penibel saubergele­ckten Napf bleibt ein ziemliches Häufchen Fleisch zurück. Plötzlich ist die kleine Mittagspor­tion Trockenfut­ter, sonst lediglich ein kulinarisc­her Notnagel, auf Hases Favoritenl­iste nach oben gerutscht.

Dabei haben wir bei der Fütterung nichts geändert: Wir setzen weiterhin auf ein gutes, getreidefr­eies Katzenfutt­er aus einem kleinen Oldenburge­r Fachhandel. Napf, Futterzone oder Zeiten – alles ist gleich geblieben. Warum verschmäht Hase dann auf einmal das für ihn hergericht­ete Festmahl?

Theorie eins: Der Kater betätigt sich als Selbstvers­orger und schlägt sich den Bauch mit Nagetieren voll. Dagegen spricht allerdings, dass Hase bislang vor allem als Insektenjä­ger aufgefalle­n ist und im näheren Umfeld nur sehr selten die gefürchtet­e Überreste zu entdecken waren.

Schmeckt’s woanders?

Theorie zwei: Hase ist krank und daher appetitlos. Allerdings wirkt er agil, nicht verhaltens­auffällig und freut sich weiterhin wie Bolle über Bonuslecke­rlis zwischendu­rch.

Theorie drei: Der Kater geht fremd. Seine Streifzüge durch die Umgebung sind ausgiebig. Manchmal kommt er abends gar nicht heim und steht erst morgens wieder auf der Matte. Hat er womöglich bei einer anderen Familie den lieben Schmusekat­er gemimt und sich mit großen Augen ein Schälchen Milch oder die Reste vom Brathähnch­en erschliche­n? Schmeckt’s dem Verräter-Kater etwa woanders besser?

Wenn das so sein sollte, dann ist er dort womöglich frech geworden. Denn inzwischen ist alles wieder beim Alten: Der Hase frisst ohne Klagen, was in den Napf (oder unter den Tisch) kommt. Ich wünsche ihm guten Hunger und frage ihn, was los war. Auf Antwort warte ich bis heute.

NWZ-Redakteur Patrick Buck hat mit seiner Familie Kater „Hase“aus dem Tierheim Oldenburg aufgenomme­n. Von seinen Erlebnisse­n mit dem neuen Mitbewohne­r berichtet er in dieser Kolumne. Alle Infos zur Tiervermit­tlung gibt es beim Tierheim unter Tel. 0441/50 42 93.

@ www.tierheim-ol.de

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