Nordwest-Zeitung

Die Kunst des Abnehmens – Teil 2: Eiweiße

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In meiner letzten Kolumne habe ich Ihnen von Kalorien und ihrer Bedeutung fürs Abnehmen erzählt. Auf den ersten Blick scheint die Sache ganz einfach zu sein: Wir Menschen brauchen eine bestimmte Menge Energie zur Erledigung unseres Alltags; ganz grob circa 2000 Kalorien, Frauen etwas weniger, Männer etwas mehr. Möchten Sie abnehmen, müssen Sie „nur“weniger Kalorien verzehren, als Sie verbrennen. Aber so einfach funktionie­rt unser System nicht. Es stellt sich rasch auf weniger Energiezuf­uhr ein und verbraucht auch weniger. Ein weiteres Problem kommt dazu: Wenn wir unserem Körper nicht genug Energie zuführen, baut er eigene Strukturen ab, indem er sich

Dr. Burkhard Jahn

Facharzt für Allgemeinm­edizin mit den Qualifikat­ionen Diabetolog­ie, Ernährungs­medizin und Hypertensi­ologie. Zurzeit ist der Hausarzt in Schortens alle zwei Wochen zu Gast in dem Podcast „NWZ-Corona-Update“.

die Energie von dort holt. Das sind zunächst die Muskeln. Genau die brauchen Sie aber, wenn Sie Körperfett verlieren möchten. Denn die Muskeln verbrennen das Fett. Muskeln müssen ernährt werden. Deshalb stimmt der Satz: Wer abnehmen will, muss essen! Unsere Muskeln ernähren sich von Eiweißen. Fatalerwei­se werden genau die bei Crashdiäte­n reduziert.

Die Meinung darüber, wie viele Eiweiße wir pro Tag essen sollen, geht auseinande­r: Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung empfiehlt 0.8 Gramm pro Kilogramm Körpergewi­cht und Tag. Viele Experten halten das für zu wenig und raten zu 1 bis 1,5 Gramm; Sportlern wird auch schon mal 2 Gramm Eiweiße pro Kilogramm Körpergewi­cht empfohlen.

Warum die unterschie­dlichen Positionen? Einerseits sind Eiweiße ein wichtiger Baustoff für unseren Körper, besonders für unsere Muskeln. Anderersei­ts zeigen wissenscha­ftliche Studien, dass ein hoher Eiweißkons­um das Risiko für bestimmte Krankheite­n erhöht, und sogar unseren Alterungsp­rozess beschleuni­gt.

Das scheint jedoch nur für tierische Eiweiße zu gelten. Im Umkehrschl­uss heißt das: Sie können guten Gewissens pflanzlich­e Eiweiße zum Aufbau Ihrer Muskulatur essen. Für mich zeigt sich an dieser Stelle einmal mehr, dass es sinnvoll ist, den Fleischkon­sum dramatisch zu reduzieren oder ganz einzustell­en: Dass rotes Fleisch gesundheit­lich problemati­sch ist, ist mittlerwei­le in diversen Studien gezeigt worden. Zudem besteht Fleisch von Zuchttiere­n eben nicht überwiegen­d aus Eiweißen, die Ihre Muskeln aufbauen, sondern aus Fett, das Sie vor allem mit Kalorien versorgt. Auch Zuchtfisch­e haben deutlich weniger Eiweiße als freilebend­e. Und, glauben Sie mir, der Fisch, den Sie kaufen, ist mit großer Wahrschein­lichkeit Zuchtfisch. Das gilt meist auch für Lachs.

Fokussiere­n Sie sich also auf pflanzlich­e Eiweiße. Die finden Sie zum Beispiel in Haferflock­en, Nüssen aller Art, Hülsenfrüc­hten (Bohnen, Linsen…), Amarant oder Quinoa. Eventuell ist es auch sinnvoll, zusätzlich Eiweißpulv­er zu essen. Die enthalten aber leider oft Geschmacks­verstärker und Süßstoffe. Achten Sie auf reine Eiweißpulv­er, beispielsw­eise aus Kokosnüsse­n, Erdnüssen oder Hanf. Und noch etwas: Eiweiße sättigen besonders gut – besser als Kohlenhydr­ate und Fette!

Teil 3 meiner Kolumne „Die Kunst des Abnehmens“mit Tipps zur praktische­n Umsetzung lesen Sie am 22. Mai.

Pillenspen­der oder automatisi­erte Dosierbehä­lter helfen dabei, mit den Medikament­en nicht durcheinan­der zu kommen und sie immer zum richtigen Zeitpunkt zu nehmen. Inzwischen gibt es auch automatisc­he Tablettens­pender, die rotieren und somit den Zugriff auf nur eine Spalte ermögliche­n. Verwechslu­ngen sind so ausgeschlo­ssen.

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