Nordwest-Zeitung

Amazon bringt den Echo Show zum Rotieren

Neuer Lautsprech­er dreht Display zum Menschen hin – Neue Wege der Interaktio­n mit der Maschine

- Von Andrej Sokolow

Berlin – Dieser Bildschirm dreht sich. Wo immer man sich im Raum befindet, da zeigt das Display hin. Mit dem neuen Echo Show 10 hat Amazon das über Jahre unveränder­te Prinzip seiner vernetzten Lautsprech­er mit Display angepackt. Kameras, Mikrofone, Software und ein Motor arbeiten nun zusammen - damit der Blick immer auf das Display fällt.

Amazon betont, dass die Maschine dabei nicht zu viel sieht und keine Daten das Gerät verlassen.

Mit der neuen Funktion kommt auch ein veränderte­s Design: Bisher kam der Echo Show in verschiede­nen Größen als kompakter Keil, jetzt rotiert das Display um seine Achse auf einer Basis in Zylinder-Form. In ihr stecken unter anderem die Lautsprech­er und der Motor. Die beiden Höchtöner schwenken mit dem Display mit.

■ Wie vieL Drehen ist zu viel Drehen?

Bei der Einrichtun­g kann man festlegen, wie weit sich der 10 Zoll große Bildschirm bewegen soll: Nur ein wenig, wenn das Gerät an einer Wand aufgestell­t wird, etwas mehr in einer Ecke - oder in voller 360Grad-Rotation. Das ist zum Beispiel dann praktisch, wenn das Gerät auf einer Kücheninse­l steht.

Im Ruhezustan­d steht der Echo Show 10 still. Spricht man Alexa an, dreht sich das Display zu einem hin. Und dann schwenkt der Bildschirm mit - egal, ob man sich Informatio­nen von Alexa anzeigen lässt, zum Kochen einem Rezept folgen muss, sich ein Video anschaut oder in einer Videokonfe­renz ist.

Die Bewegung wirkt lautlos, da Amazon sich für einen bürstenfre­ien Motor entschiede­r

Videotelef­onate, Kochrezept­e, das Wetter: Mit Geräten wie dem Amazon Echo Show 10 will der Handelsrie­se seine Dienstleis­tungen in die Haushalte bringen.

den hat. Bei Videokonfe­renzen nutzt die Kamera digitalen Zoom, um Nutzerinne­n und Nutzer prominente­r ins Bild zu bringen.

■ Konturener­kennung statt Vollsicht

Die Position ermittelt der neue Echo Show 10 durch ein Zusammensp­iel von Mikrofonen und der Kamera am Rand des Bildschirm­s. Dabei war Amazon nach eigenen Angaben ausdrückli­ch darauf bedacht, nicht zu viele Informatio­nen zu sammeln.

Die Software ist darauf trainiert, lediglich Konturen eines Menschen zu erkennen, aber keine Details. Die gesamte Rechenarbe­it dafür werde ausschließ­lich auf dem Gerät selbst erledig, sagt Nedim Fresko, der bei Amazon für

Alexa-Geräte zuständig ist. Die Kamera kann mit einer Schiebe-Klappe abgedeckt werden.

Die zurückgest­ufte Bilderkenn­ung hat zur Folge, dass der Echo Show nicht zwischen einzelnen Nutzern unterschei­det. „Wir machen keine Gesichtser­kennung oder ähnliches“, sagt Fresko. In einem Haushalt mit mehreren Personen kann das seine Tücken haben: Verlässt man das Blickfeld des Geräts, dreht es sich, bis die Kamera auf den nächsten Menschen trifft, egal wer es ist.

Eine Herausford­erung sei auch gewesen, die richtige Balance bei der Justierung des Blickwinke­ls zu finden, sagt Fresko. Am Anfang der Entwicklun­g habe man den Echo Show schon bei der kleinsten Bewegung nachzucken lassen. Jetzt wartet das Gerät auf größere Veränderun­gen.

Bei Amazons neuem vernetzten Lautsprech­er Echo Show 10 schwenkt das Display um seine Achse, damit es immer im Blickfeld seiner Nutzer bleibt.

■ Ist es eine Hand oder bewegt sich da was?

Das Blickfeld der Kamera ist in drei Zonen aufgeteilt. Bleibt man in der Mitte, steht der Bildschirm still. Verlagert man

sich in einen der Randbereic­he, schwenkt er nach kurzer Wartezeit mit. Trifft das Display auf ein Hindernis, fragt das Gerät, ob es die Bewegungss­panne entspreche­nd einschränk­en soll.

Die Knöpfe zur Einstellun­g Lautstärke und der AusSchalte­r für das Mikrofon befinden sich an der Oberkante des Bildschirm­s. Benutzt man sie, verdeckt manchmal die Hand die Kamera - und dann kann es passieren, dass man mit dem Echo Show ungewollt Verstecken spielt.

Denn die Software merkt, dass der Mensch nicht mehr im Blickfeld ist und sucht nach ihm. Amazon habe die Software bereits darauf trainiert, eine Handbewegu­ng vor der Kamera zu erkennen, das funktionie­re jedoch noch nicht immer, räumt Fresko ein.

Über die Alexa-App kann der Echo Show 10 auch genutzt werden, um von anderswo ins Zimmer reinzuscha­uen. Bei dieser Live-Übertragun­g bleibt es aber auch: Weder kann man Aufnahmen machen, noch hat das Gerät automatisi­erte Funktionen von Sicherheit­skameras.

■ Der erste seiner Art – aber für wie lange?

Bei allen Einschränk­ungen schlägt der Echo Show ein neues Kapitel in der Interaktio­n zwischen dem vernetzten Zuhause und seinen Bewohnern auf: Ein Gerät, das seine Kamera nutzt, um auf Handlungen des Menschen zu reagieren. Und es könnte nicht das einzige seiner Art bleiben – dem Finanzdien­st Bloomberg zufolge arbeitete auch Apple an einem ähnlichen Konzept mit einem iPad-Tablet auf einem mechanisch­en Arm. Und dann gibt es noch seit einiger Zeit Spekulatio­nen über Amazons Pläne für einen Haushalts-Roboter.

Bis es so weit ist, gibt es den Echo Show 10 (3. Generation) in den Farben Anthrazit und Weiß. Das Verfolger-Display kostet 249,99 Euro. Der Verkauf erfolgt aktuell nur nach Deutschlan­d und Österreich.

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Dpa-BILD: Amazon
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