Nordwest-Zeitung

Viele Übergriffe auf Politiker und Richter

Tausende Verfahren in Niedersach­sen – Auch Rettungskr­äfte betroffen

- Von Thomas Strünkelnb­erg

Hannover – Zahllose Ermittlung­sverfahren wegen Übergriffe­n auf Amtsträger und Beschäftig­te des öffentlich­en Dienstes beschäftig­en die Staatsanwä­lte in Niedersach­sen. Im vergangene­n Jahr habe es 2149 erledigte Verfahren bei den Staatsanwa­ltschaften im Land gegeben, teilte das Justizmini­sterium mit.

2019 seien es im Zeitraum von Anfang September bis Ende Dezember 441 erledigte Verfahren gewesen, vor September 2019 habe es keine entspreche­nde Erfassung gegeben. Dabei geht es um Beleidigun­g, Bedrohung, Körperverl­etzung oder Widerstand gegen Vollstreck­ungsbeamte. Betroffen sind aber auch Richter oder Hilfeleist­ende wie Rettungskr­äfte. 2020 gab es den Angaben zufolge insgesamt 1079 Anklagen und Strafbefeh­lsanträge sowie Anträge im beschleuni­gten Verfahren, in 142 Fällen wurden die Verfahren eingestell­t.

Eine wichtige Rolle spiele die Zentralste­lle der Staatsanwa­ltschaft Göttingen zur Bekämpfung von Hasskrimin­alität

im Internet, urteilte das Ministeriu­m. Bislang seien in der Zentralste­lle 140 Verfahren geführt worden. In den vergangene­n zwei Jahren seien Grundlagen geschaffen worden, „um Hate Speech möglichst zu unterbinde­n und um diejenigen zu schützen, die sich für unsere Gesellscha­ft engagieren“, sagte Niedersach­sens Justizmini­sterin Barbara Havliza. „Damit meine ich insbesonde­re die vielen Rettungskr­äfte und kommunalen Mandatsträ­ger“, betonte die CDU-Politikeri­n.

Am 3. April trat das neue

Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextr­emismus und Hasskrimin­alität im Internet in Kraft. Damit können Polizei und Justiz laut Ministeriu­m „sehr viel entschiede­ner gegen menschenve­rachtende Hetze vorgehen“. Nun drohen bei Beleidigun­gen im Netz bis zu zwei Jahre Haft. Der Strafrahme­n bei Mord- und Vergewalti­gungsdrohu­ngen im Netz wurde auf bis zu drei Jahre Freiheitss­trafe angehoben. „Eine nachhaltig­e Strafverfo­lgung dürfte so manchen abschrecke­n. Und das ist auch gut so“, sagte Havliza.

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