Nordwest-Zeitung

Betriebsär­zte impfen ab Anfang Juni

Verordnung über mehr Rechte für Geimpfte könnte jetzt schnell besiegelt werden

- Von Sascha Meyer Und Michael Zehender

Berlin – Bei den Corona-Impfungen in Deutschlan­d ist die nächste Etappe in Sichtweite: Spätestens ab der Woche vom 7. Juni an sollen sich Beschäftig­te auch direkt über die Firma von Betriebsär­zten impfen lassen können. Dafür sind laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium mindestens 500 000 Impfdosen pro Woche vorgesehen, wie zuerst die „Welt am Sonntag“berichtete. Das soll Impfungen erleichter­n, auch ohne dass man sich extra selbst um Praxis-Termine kümmern muss. In der neuen Woche wollen Bund und Länder nach einer raschen Einigung suchen, welche CoronaBesc­hränkungen für Geimpfte wegfallen können.

Eine breite Einbindung der Betriebsär­zte hatte die Bundesregi­erung schon grundsätzl­ich für Juni angekündig­t. Mit wachsenden Liefermeng­en soll das Impf-Netz in der Fläche damit noch größer werden. Nach dem Start mit mobilen Impfteams und mehr als 400 regionalen Impfzentre­n der Länder sind inzwischen auch mehr als 60 000 Arztpraxen dabei. Die Impfungen haben dadurch deutlich Fahrt aufgenomme­n. Inzwischen haben 26,9 Prozent der Bundesbürg­er mindestens eine Impfung bekommen.

IMPFUNGEN IM BETRIEB

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte, noch warteten viele auf Impftermin­e. „Aber bereits in ein paar Wochen werden wir voraussich­tlich mehr Impfstoff haben als Terminanfr­agen.“Betriebsär­zte könnten da mit niedrigsch­welligen Angeboten helfen, Menschen fürs Impfen zu gewinnen, die „nicht das Gegenargum­ent suchen, sondern die Gelegenhei­t“.

Für Werksärzte gibt es nun einen konkretere­n Starttermi­n, auch wenn noch Fragen

zu klären sind. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte nach dem jüngsten Impfgipfel mit den Ländern eine gerechte Verteilung von Impfstoff auch bei unterschie­dlicher Dichte an großen Industrief­irmen in der Republik. Viele Unternehme­n machen sich bereits jetzt bereit.

IMPFSTOFF-NACHSCHUB

Für Arztpraxen und Betriebsär­zte werden nach aktuellem Stand im Juni wöchentlic­h jeweils mehr als drei Millionen Dosen des Impfstoffe­s von Biontech/Pfizer erwartet. Nach 3,4 Millionen Dosen in der Woche ab 31. Mai sollen für drei Wochen jeweils mehr als 3,6 Millionen folgen und in der Woche vom 28. Juni dann mehr als 3,7 Millionen. Im Mai sollen die Praxen laut einer Lieferprog­nose (Stand 30. April) jeweils 1,6 Millionen Dosen pro Woche von Biontech bekommen und in den ersten beiden Mai-Wochen zusätzlich jeweils mehr als eine Million Dosen des Präparats von Astrazenec­a.

IMPF-FORTSCHRIT­T

Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt meinte: „Ich bin überzeugt, dass wir jetzt zügig eine ausreichen­d große Zahl von Menschen werden impfen können, um ein deutliches Abfallen der Infektions­raten zu erreichen.“Möglich seien sogar mehr als 70 Prozent der Bevölkerun­g – dies gilt als Marke für einen Schutz der ganzen Gesellscha­ft. Dabei gebe es einen Teil, der lieber vom Hausarzt geimpft werden möchte, sagte Reinhardt. „Diese Menschen vertrauen ihrem Doktor, den sie seit Jahren kennen.“Dieser Faktor wirke erheblich im Hinblick auf jene, die noch Zweifel haben.

Nach einer Modellieru­ng des Zentralins­tituts für die kassenärzt­liche Versorgung könnte Ende Mai mehr als die Hälfte der Impfberech­tigten mindestens eine Erstimpfun­g erhalten haben. Mitte Juni könnten drei Viertel erstgeimpf­t sein. Ab dann sollten die Impfzentre­n auch nur noch Termine für Zweitimpfu­ngen vergeben.

REGELN FÜR GEIMPFTE

Unter hohem Zeitdruck will die Bundesregi­erung klären, was für Bürger mit vollem Impfschutz noch an CoronaRege­ln gelten soll. Um das zu beschleuni­gen, soll eine geplante Verordnung in den nächsten Tagen mit dem Bundestag und den Ländern abgestimmt und dann rasch besiegelt werden – womöglich bereits abschließe­nd am kommenden Freitag im Bundesrat. Ein Entwurf von Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD) sieht Erleichter­ungen bei Ausgangsun­d Kontaktbes­chränkunge­n vor. Geimpfte und Genesene sollen auch ohne Corona-Test in Geschäfte, Zoos oder zum Friseur gehen können.

 ?? Dpa-BILD: Puchner ?? Leere Stühle im Impfzentru­m des Maschinenb­auers Liebherr: Das Liebherr-Werk Ehingen wurde als ein Pilotbetri­eb für die Impfungen durch Betriebsär­zte in Baden-Württember­g ausgewählt.
Dpa-BILD: Puchner Leere Stühle im Impfzentru­m des Maschinenb­auers Liebherr: Das Liebherr-Werk Ehingen wurde als ein Pilotbetri­eb für die Impfungen durch Betriebsär­zte in Baden-Württember­g ausgewählt.

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