Betriebsärzte impfen ab Anfang Juni
Verordnung über mehr Rechte für Geimpfte könnte jetzt schnell besiegelt werden
Berlin – Bei den Corona-Impfungen in Deutschland ist die nächste Etappe in Sichtweite: Spätestens ab der Woche vom 7. Juni an sollen sich Beschäftigte auch direkt über die Firma von Betriebsärzten impfen lassen können. Dafür sind laut Bundesgesundheitsministerium mindestens 500 000 Impfdosen pro Woche vorgesehen, wie zuerst die „Welt am Sonntag“berichtete. Das soll Impfungen erleichtern, auch ohne dass man sich extra selbst um Praxis-Termine kümmern muss. In der neuen Woche wollen Bund und Länder nach einer raschen Einigung suchen, welche CoronaBeschränkungen für Geimpfte wegfallen können.
Eine breite Einbindung der Betriebsärzte hatte die Bundesregierung schon grundsätzlich für Juni angekündigt. Mit wachsenden Liefermengen soll das Impf-Netz in der Fläche damit noch größer werden. Nach dem Start mit mobilen Impfteams und mehr als 400 regionalen Impfzentren der Länder sind inzwischen auch mehr als 60 000 Arztpraxen dabei. Die Impfungen haben dadurch deutlich Fahrt aufgenommen. Inzwischen haben 26,9 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung bekommen.
IMPFUNGEN IM BETRIEB
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, noch warteten viele auf Impftermine. „Aber bereits in ein paar Wochen werden wir voraussichtlich mehr Impfstoff haben als Terminanfragen.“Betriebsärzte könnten da mit niedrigschwelligen Angeboten helfen, Menschen fürs Impfen zu gewinnen, die „nicht das Gegenargument suchen, sondern die Gelegenheit“.
Für Werksärzte gibt es nun einen konkreteren Starttermin, auch wenn noch Fragen
zu klären sind. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte nach dem jüngsten Impfgipfel mit den Ländern eine gerechte Verteilung von Impfstoff auch bei unterschiedlicher Dichte an großen Industriefirmen in der Republik. Viele Unternehmen machen sich bereits jetzt bereit.
IMPFSTOFF-NACHSCHUB
Für Arztpraxen und Betriebsärzte werden nach aktuellem Stand im Juni wöchentlich jeweils mehr als drei Millionen Dosen des Impfstoffes von Biontech/Pfizer erwartet. Nach 3,4 Millionen Dosen in der Woche ab 31. Mai sollen für drei Wochen jeweils mehr als 3,6 Millionen folgen und in der Woche vom 28. Juni dann mehr als 3,7 Millionen. Im Mai sollen die Praxen laut einer Lieferprognose (Stand 30. April) jeweils 1,6 Millionen Dosen pro Woche von Biontech bekommen und in den ersten beiden Mai-Wochen zusätzlich jeweils mehr als eine Million Dosen des Präparats von Astrazeneca.
IMPF-FORTSCHRITT
Ärztepräsident Klaus Reinhardt meinte: „Ich bin überzeugt, dass wir jetzt zügig eine ausreichend große Zahl von Menschen werden impfen können, um ein deutliches Abfallen der Infektionsraten zu erreichen.“Möglich seien sogar mehr als 70 Prozent der Bevölkerung – dies gilt als Marke für einen Schutz der ganzen Gesellschaft. Dabei gebe es einen Teil, der lieber vom Hausarzt geimpft werden möchte, sagte Reinhardt. „Diese Menschen vertrauen ihrem Doktor, den sie seit Jahren kennen.“Dieser Faktor wirke erheblich im Hinblick auf jene, die noch Zweifel haben.
Nach einer Modellierung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung könnte Ende Mai mehr als die Hälfte der Impfberechtigten mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Mitte Juni könnten drei Viertel erstgeimpft sein. Ab dann sollten die Impfzentren auch nur noch Termine für Zweitimpfungen vergeben.
REGELN FÜR GEIMPFTE
Unter hohem Zeitdruck will die Bundesregierung klären, was für Bürger mit vollem Impfschutz noch an CoronaRegeln gelten soll. Um das zu beschleunigen, soll eine geplante Verordnung in den nächsten Tagen mit dem Bundestag und den Ländern abgestimmt und dann rasch besiegelt werden – womöglich bereits abschließend am kommenden Freitag im Bundesrat. Ein Entwurf von Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) sieht Erleichterungen bei Ausgangsund Kontaktbeschränkungen vor. Geimpfte und Genesene sollen auch ohne Corona-Test in Geschäfte, Zoos oder zum Friseur gehen können.