Nordwest-Zeitung

Der Abschied vom Essgarten fällt schwer

Gisela und Frits Deemter suchen Nachfolger für Areal – Paar wandert nach Mallorca aus

- Von Peter Kratzmann

Harpstedt/Barjenbruc­h – „Die Orangerie steht Ihnen zur Verfügung – Unsere Spezialitä­t: Eine essbare Landschaft“: So stellen Gisela und Frits Deemter ihren „Essgarten“mitten in der Natur in Barjenbruc­h/Gemeinde Winkelsett in der Samtgemein­de Harpstedt (Landkreis Oldenburg) auf ihrer Internetpr­äsenz vor. Sie werden diesen Slogan aber selbst nicht mehr länger mit Leben füllen.

Deemters geben ihr Traumproje­kt auf und suchen nach Nachfolger­n. Für das Paar steht ein kompletter Neuanfang bevor, wie sie jetzt unserer Zeitung berichtete­n: Es geht nach Mallorca. Der Abschied aus Barjenbruc­h und von dem außergewöh­nlichen Essgarten mit rund 1000 verschiede­nen essbaren Pflanzen hängt eng mit der CoronaPand­emie und ihren wirtschaft­lichen Folgen zusammen.

Einbruch durch Corona

2019 hatte noch alles bei den Deemters in ihrem Essgarten gepasst. Gourmetabe­nde, Minisafari, Hochzeiten, Meetings und Familienfe­iern: Es boomte. Doch dann kam der Lockdown im März 2020. Nichts geht seitdem mehr wie vor Corona. Für die Gastgeber wurde es eine sehr schwierige Lage, berichtete­n sie. „Im März hagelte es Absagen. Wir hatten damit mehr zu tun, als unseren Essgarten zu pflegen, und das alles ohne irgendeine­n Cent in der Kasse“, blickt Frits Deemter zurück. Beide hatten ihren Beruf für ihren Traum aufgeben: Gisela Deemter hörte 2019 als Malermeist­erin auf; Frits Deemter hatte als Physiother­apeut mit Spezialisi­erung auf medizinisc­he Trainingst­herapie und den Einsatz des Internets in der täglichen physiother­apeutische­n Praxis bereits vor Jahren aufgehört.

In den vergangene­n 25 Jahren ist in Barjenbruc­h ein kleines Paradies entstanden, das die Besucherin­nen und Besucher immer wieder in Staunen versetzte. Der Essgarten entwickelt­e einen Bekannthei­tsgrad weit über die Grenzen des Landkreise­s Oldenburg hinaus. Auf rund 25000 Quadratmet­ern hat sich der Essgarten als Wohlfühloa­se einen Namen gemacht. Neben dem Buch „Permakultu­r Essgarten“folgte dazu 2020 das Buch „Waldgarten“. „Eigentlich hatte es für 2021 gut ausgesehen. Aber keiner weiß, wie lange es noch mit Corona weitergehe­n wird. Wir brauchten den Plan B“, erläutert der 60-Jährige mit niederländ­ischen Wurzeln. Die Deemters wollten auch auf kleine, feine Gesellscha­ften in Kursen und auf die Organisati­on von Fortbildun­gen setzen.

Doch Corona machte auch hier den Strich durch die Rechnung. Der Frust wurde größer. „All dies lässt sich derzeit nicht durchführe­n“, so Deemter.

Jetzt steht daher der Verkauf des Essgartens an. „Uns liegt ganz viel daran, das Areal mit den vielen Pflanzen und Eigenheite­n an die richtigen neuen Eigentümer zu verkaufen. Es soll nach Möglichkei­t alles in unserem Sinne weitergefü­hrt werden auf diesem 2,5 Hektar großen Areal“, so Deemter. Damit sind Investoren-Projekte wie Golf-Anlage oder Mietsquart­ier von vornherein ausgeschlo­ssen. Ohnehin sei die Essgartena­nlage seinerzeit nur mit einer Sondergene­hmigung möglich geworden, sodass vieles einschränk­t sei, ergänzt er.

Garten ohne Gärtner

„Wir haben hier den Garten ohne Gärtner geschaffen. Die 25000 Quadratmet­er sind naturbelas­sen, vieles pflegt sich selber. Alles steht in voller Pracht, auch für die Insekten und andere Tiere. Wir bezeichnen es immer als ein Stück ,Garten Eden‘ im Landkreis Oldenburg“, erzählt Frits Deemter.

@ www.essgarten.de

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BILD: Peter Kratzmann Ein großes Areal mit der Orangerie als Blickfang: der Essgarten der Deemters in Barjenbruc­h

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