Nordwest-Zeitung

Deutscher Goldschatz groß wie nie zuvor

Nachfrages­chub bei Privathaus­halten in der Corona-Pandemie

- Von Jörn Bender

Frankfurt – Hier ist wirklich alles Gold, was glänzt: Die Menschen in Deutschlan­d haben in den vergangene­n Jahren ihren Goldschatz weiter vergrößert. Die Corona-Pandemie befeuerte die Nachfrage nach dem Edelmetall nochmals, wie Forscher der Steinbeis-Hochschule Berlin für die Reisebank ermittelt haben.

Laut einer repräsenta­tiven Umfrage unter 2000 Erwachsene­n besitzen Privatleut­e hierzuland­e nun die Rekordmeng­e von 9089 Tonnen des Edelmetall­s. Mehr als die Hälfte davon (5194 Tonnen) sind Barren und Münzen, knapp 3900 Tonnen Goldschmuc­k. Seit der vorigen Erhebung aus dem Jahr 2019 nahm die als Wertanlage angeschaff­te Goldmenge der Privathaus­halte in Deutschlan­d demnach um 269 Tonnen zu.

Ein sicherer Hafen

Gold sei während der Corona-Krise als sicherer Hafen stark gefragt gewesen, erläutert Studienaut­or Jens Kleine vom Steinbeis Research Center for Financial Services. Es seien „insbesonde­re die Suche nach Werterhalt, nach Inflations­schutz

und – ganz wichtig – auch der Wunsch, einen realen Wert in der Hand halten zu wollen, die die Nachfrage nach Gold verstärken und es gegenüber anderen Anlageklas­sen hier in die Pole-Position bringen“, sagt Kleine.

Zusammen mit den 3362 Tonnen der Bundesbank (Ende 2020) sind 6,2 Prozent der weltweiten Vorräte des Edelmetall­s in deutschem Besitz. Packte man den kompletten Goldbesitz der Privathaus­halte

in Deutschlan­d und der Bundesbank von 12 451 Tonnen in einen Würfel, hätte dieser eine Kantenläng­e von etwas mehr als 8,6 Metern. Zum Zeitpunkt der Fertigstel­lung der Studie Anfang Februar war dieser Goldschatz 616 Milliarden Euro wert.

„Ganz offenbar setzen die Deutschen im Vergleich zu vielen europäisch­en Nachbarn sehr gerne auf Gold“, stellt Kleine fest. „Das kann man schon am Goldbestan­d der

Zentralban­ken ablesen. Die Bundesbank hält nach den USA den zweitgrößt­en Bestand weltweit. Und auch in der Krise haben die Deutschen im Vergleich zu den anderen Nachbarn massiv zugekauft.“

Gut zwei Drittel der Bundesbürg­er (68 Prozent) besitzen der Studie zufolge Gold in Form von Schmuck, Barren oder Münzen oder mittelbar über ein spezielles Wertpapier wie „Xetra-Gold“(Deutsche Börse/Frankfurt) oder „Euwax

ist im Jahres-Vergleich unveränder­t sehr hoch“, sagt der Chefhändle­r der Reisebank, Christof Wilms. „Wir sind in einer Niedrigzin­sphase und die Krisen-Indikatore­n sind unveränder­t vorhanden.“Es sei „sehr wahrschein­lich“, dass der Goldpreis sein bisheriges Rekordhoch für die Feinunze (31,1 Gramm) von 2072,50 Dollar überschrei­ten werde, prognostiz­ierte Hans-Günter Ritter, Leiter Edelmetall­handel bei Heraeus, Ende Januar. Aktuell liegt er deutlich darunter.

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BILD: Lennart Wiedemuth/Pro Aurum Ein Gold-Anlageform von vielen: südafrikan­ischer Krügerrand
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