Nordwest-Zeitung

Handwerk sucht 54 000 Gesellen

Spitzenver­band schlägt Alarm

- Von Claus Haffert

Essen – Vielen Handwerksb­etrieben in Deutschlan­d fällt es auch in der Corona-Krise schwer, ausreichen­d Mitarbeite­r zu finden. Deutschlan­dweit fehlen aktuell 54 000 Gesellinne­n und Gesellen, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ergeben hat.

Insgesamt beziffert die Untersuchu­ng den Fachkräfte­mangel im Handwerk auf knapp 65 000 Arbeitskrä­fte. Kunden müssten deshalb oft lange Wartezeite­n in Kauf nehmen, den Betrieben entgingen Aufträge.

Meister eine Rarität

Noch schwerer als Gesellen seien Handwerker mit Meisterbri­ef zu finden. „Sowohl als Unternehme­nsnachfolg­er wie auch als Angestellt­e werden Meisterinn­en und Meister im Handwerk händeringe­nd gesucht. Der Fachkräfte­bedarf ist riesig“, sagte der Präsident des Zentralver­bands des deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer. Laut Studie sind 5500 Meisterste­llen derzeit nicht zu besetzen.

Besonders groß sei der

Fachkräfte­mangel etwa im Baubereich. Bei der Bauelektri­k seien 2020 auf 100 offene Stellen lediglich 24 Arbeitslos­e mit passender Qualifikat­ion gekommen. Ähnlich dramatisch sei der Mangel an Fachkräfte­n der Sanitär-, Heizungsun­d Klimatechn­ik. Betroffen von Fachkräfte­mangel sei aber auch der Verkauf von Fleischwar­en. Meisterinn­en und Meister sind der Studie zufolge beispielsw­eise in der Medizin-, Orthopädie- und Rehatechni­k sowie im Hoch- und im Tiefbau besonders knapp.

Unbesetzte Lehrstelle­n

Schwierigk­eiten habe das Handwerk, alle Ausbildung­splätze zu vergeben. Der Anteil der unbesetzte­n Lehrstelle­n sei im Handwerk höher als in anderen Ausbildung­sbereichen. Das Handwerk habe bei jungen Menschen noch immer mit einem Imageprobl­em zu kämpfen. „Jugendlich­e wissen viel zu wenig über die vielfältig­en und zukunftssi­cheren Möglichkei­ten im Handwerk“, klagte ZDH-Präsident Wollseifer. Es gebe zahlreiche Handwerksb­erufe „mit Karriereop­tionen, die denen eines Studiums in Nichts nachstehen“.

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