„Spessart“bleibt Oldenburg erhalten
Eigentümer der Yachtschule führen Erbe von Horst Kruse fort – Eigner im März gestorben
Oldenburg/hus – Die „Spessart“, die seit dem Herbst 2020 in Oldenburg vor Anker liegt, bleibt der Stadt erhalten. Kapitän Horst Kruse, der das Schiff gekauft und von Würzburg nach Oldenburg überführt hatte, war am 5. März verstorben. Der Plan, dass die „Spessart“als Klassenzimmer für Kruses Wassersportschule dient, wird aber aufrechterhalten. Die Schule ist nach dem Tod ihres Gründers postalisch von Rastede an den Sackhofsweg umgezogen.
Das Schiff wird voraussichtlich noch bis Juli am Anleger für die Kreuzfahrtschiffe liegen bleiben, dann ist ein Wechsel zum Ponton vor dem „Ols“geplant, wo einst die Börteboote ab- und wieder anlegten, teilten die neuen Betreiber der Wassersportschule nun mit. Dort soll es den Bereich weiter aufwerten und für richtige Hafenatmosphäre sorgen. Der Name allerdings soll sich ändern. Geplant ist, die „Spessart“in „Kapitän Kruse“umzubenennen.
Oldenburg – Eigentlich hätten Sie, liebe Leserinnen und Leser, gemeinsam mit der NWZ einen neuen Namen für die „Spessart“finden sollen, die im Alten Stadthafen festgemacht hat. So war es mit Kapitän Horst Kruse im Spätherbst 2020 abgesprochen, als er das Schiff von Würzburg über Main und Rhein nach Oldenburg geholt hatte. Doch das Schicksal meinte es anders. Horst Kruse starb am 5. März im Alter von 76 Jahren an einer Infektion, die er sich nach seiner Rückkehr aus seiner zweiten Heimat Südafrika innerhalb seiner Quarantäne in Rastede wohl bei der Gartenarbeit zugezogen hatte.
■ So geht es weiter
Auf dem Schiff, das jetzt am Anleger für die Kreuzfahrtschiffe liegt, sitzen Thomas Verlinden (36), Heinz Mühlenbruch (66) sowie Holger Wetzel (58) und erzählen, wie es mit der „Spessart“nun weitergehen soll. Es wird, so wie es Kapitän Kruse geplant hatte, als Klassenzimmer für die Wassersportschule dienen.
Die ist nach dem Tod ihres Gründers postalisch von Rastede an den Sackhofsweg umgezogen. Verlinden und Mühlenbruch hatten mit einigen Problemen zu kämpfen, bevor das Schiff übernommen werden konnte. Das größte: Keiner von ihnen hatte das Patent, die „Spessart“zu fahren. Mit Holger Wetzel, der auch für die Bremer Gesellschaft „Hal Över“unterwegs ist, fanden sie die Lösung. Der 56-Jährige kannte Horst Kruse, war mit ihm befreundet. Und so war es für ihn keine Frage, einzuspringen, um das Erbe seines Freundes zu bewahren.
■ Viele Vorschriften
Wer nun denkt, alles ist gut, sieht sich getäuscht. So einfach ist das in Deutschland nicht, mit einem Schiff auf Flüssen und Kanälen herumzuschippern.
„Auf Passagierschiffen gilt für die Motoren seit 2020 die Abgasnorm 5. Die Maschinen müssen in voneinander getrennten Räumen untergebracht sein“, hat Verlinden erfahren. Die Spessart hat zwar zwei Dieselmotoren, die befinden sich allerdings direkt nebeneinander in einem Raum und entsprechen auch nur der Euronorm 4. Was also tun?
Die Lösung, die Spessart wurde als Berufsschiff registriert, für das die Euro-4-Norm ausreicht. Der Haken daran: Es darf dann nicht mehr als gewerbliches Passagierschiff genutzt werden. Tagestouren mit bis zu 40 Leuten sind aber erlaubt, wenn sie nicht dafür zahlen müssen. Längere Touren zur Sail nach Bremerhaven, zum Hafengeburtstag nach Hamburg oder zur Maritimen Woche in Bremen sind mit bis zu zwölf Personen möglich.
Voraussetzung an Bord sind unter anderem eine ausreichend große Rettungsinsel, eine Glocke, eine Schallsignalanlage und ein Kompass. Und dann ist die Barrierefreiheit noch ein großes Thema. Probleme, mit denen auch andere Gesellschaften zu kämpfen haben, die ihre Schiffe umrüsten oder aufgrund zu hoher Kosten alternativ verschrotten lassen müssen.
■ Neuer name
Die „Spessart“wird noch bis Juli am Anleger für die Kreuzfahrtschiffe liegen bleiben, dann ist ein Wechsel zum Ponton vor dem „Ols“geplant, wo einst die Börteboote ab- und wieder anlegten.
Die Oldenburger sollen auf jeden Fall etwas von dem schmucken Schiff haben, das nun den Stadthafen ziert. Wie und in welcher Form das möglich ist, wird sich zeigen. Der theoretische Unterricht der jährlich rund 150 Schülerinnen und Schüler der Yachtschule wird auf jeden Fall auf der „Spessart“stattfinden. Die heißt dann allerdings nicht mehr so, sondern „Kapitän Kruse“– wie auch sonst?