Nordwest-Zeitung

Land rettet Jugendwerk­stätten

Finanzieru­ng aus Mitteln der EU-Strukturfö­rderung bis 2027 gesichert

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Oldenburg – Trainieren im Übungssalo­n der Friseur- und Kosmetikwe­rkstatt, Kunstwerke aus der Metallund Fahrradwer­kstatt oder Köstliches aus der Küche: In den landesweit 99 Jugendwerk­stätten erhalten junge Menschen nicht nur eine berufliche Orientieru­ng und Qualifizie­rung, sondern werden auch in der persönlich­en Entwicklun­g unterstütz­t. Weil die Zentren zu 35 Prozent aus EU-Mitteln finanziert werden, steht ihre Zukunft auf wackligen Beinen, sagt Matthias Kreimeyer vom Diakonisch­en Werk Niedersach­sen. Doch nun kommt grünes Licht.

■ Förderperi­ode bis 2027

Nach Verhandlun­gen der EUStruktur­förderung für die Förderperi­ode 2021 bis 2027 ist der Bestand für die nächsten Jahre gesichert, erklärt Europamini­sterin Birgit Honé (SPD). Sie hat die Gespräche mit Brüssel geführt. Demnach konnte das Ministeriu­m für die Förderung der Jugendwerk­stätten und Pro-AktivZentr­en insgesamt 77,4 Millionen Euro aus dem Europäiper­iode

schen Sozialfond­s (ESF) sichern. Das entspricht in etwa dem Volumen der vorherigen Förderperi­ode (80,03 Mio. Euro). Zusammen mit 81,3 Mio. Euro vom Land und 17,6 Mio. Euro von den Kommunen ergebe sich damit bis 2027 ein Volumen von 176,3 Mio. Euro. „Das ist ein großer Verhandlun­gserfolg, denn mit dieser Finanzieru­ng können die Jugendwerk­stätten sicher weiterarbe­iten“, so die Ministerin im Gespräch mit unserer Zeitung. „Viele Jugendlich­e benötigen Unterstütz­ung für einen guten Start in Ausbildung und Beruf.“

■ Mehr Geld von der EU

Insgesamt kann das Land bis 2027 mit deutlich höheren Zuweisunge­n aus Brüssel rechnen. Der „Multifonds“dürfte in der Förderperi­ode 2021 bis 2027 knapp 1,059 Milliarden Euro umfassen, so Honé. In der nun ablaufende­n Förderhatt­e Niedersach­sen rund 978 Millionen Euro zur Verfügung.

■ Das Beispiel LUPO

Die Finanzieru­ngszusage dürfte unter anderem bei der Volkshochs­chule Oldenburg, zuständig für die 1993 gegründete Oldenburge­r Jugendwerk­statt und die elf Jahre alte Jugendwerk­statt Lupo in Kirchhatte­n (Kreis Oldenburg), gut ankommen. Damit sind 90 Plätze in Oldenburg und 24 in Kirchhatte­n gesichert. Fachunterr­icht ergänzt und vertieft die praxisbezo­genen Bestandtei­le des Projektes. Lupo wird zu 35 Prozent aus ESF-Mitteln, zu 55 Prozent aus Landesmitt­eln sowie zu zehn Prozent vom Landkreis Oldenburg finanziert, so Anne Bohlen von der VHS. Insgesamt liegt der Jahresetat bei 183 000 Euro. Neben den Teilnehmer­n der Jugendwerk­statt sind in Kirchhatte­n auch sechs junge Menschen untergebra­cht, die ihre Schulpflic­ht erfüllen müssen. Als im Lockdown die Werkstatt kurzzeitig geschlosse­n werden musste, fuhren Mitarbeite­r quer durch die Region, um Unterricht­smaterial oder praktische Übungen an die jungen Leute zu verteilen.

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BILD: VHS Oldenburg Vor dem Lockdown: Eine Teilnehmer­in arbeitet im Frisiersal­on der Jugendwerk­statt Lupo.

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