Warum Vogel stundenlang gegen die Scheibe fliegt
Oldenburger beobachtet seltsames Verhalten bei Buchfink – Nabu sorgt für Aufklärung
Oldenburg – Einen verrückten Vogel im übertragenen Sinne, also einen etwas seltsamen Menschen, hat wohl jeder schon einmal gesehen. Der Oldenburger Gerd Meyer hat nun einen scheinbar verrückten Vogel im buchstäblichen Sinne beobachtet. Nun fragt er sich, wie es zu diesem seltsamen Verhalten kommt.
„Ein Vogel fliegt seit etwa 14 Tagen fast täglich gegen die Scheiben meines Bauernhauses in Eversten“, berichtet Meyer. Dabei meint er nicht den typischen Unfall, bei dem Vögel im vollen Flug das Glas nicht erkennen, gegen die Fenster donnern und im schlimmsten Fall sterben. Nein, der Vogel sitzt direkt vor dem Haus im Gras und fliegt immer wieder gezielt die
Beobachtet in Eversten: Immer wieder fliegt der Buchfink gegen die Scheibe – teilweise stundenlang.
Scheibe an, wie ein kleiner Videoausschnitt zeigt. „Das macht er manchmal drei bis vier Stunden lang.“Dabei schnoddere oder spucke das Tier gegen das Glas und verkote zudem extrem die Fensterbank, an der schon die Farbe weggeätzt sei. „Kann mir jemand dieses verrückte Verhal
ten plausibel erklären?“, fragt Meyer. Oliver Kraatz vom Naturschutzbund (Nabu) Oldenburg kann es. „Es handelt sich um einen Buchfink, der gegen die Scheibe fliegt, weil er sein Spiegelbild für einen fremden Artgenossen hält. Auf diese Art versucht der Vogel, diesen ,Konkurrenten’ zu vertreiben.“
Er verweist auf einen entsprechenden Artikel einer Vogelwarte über diese sogenannten Spiegelfechter. Zu beobachten sei dieses Verhalten vor allem bei Vogelarten, die um Häuser herum leben, wie Bachstelzen, Buchfinken, Amseln oder Rabenkrähen, heißt es dort. Zur Brutzeit besetzten diese Arten ihr Revier, um die Nahrungsgrundlage für den Nachwuchs zu sichern. Fremde Artgenossen, die in dieses Revier eindringen, würden angegriffen und vertrieben.
Tatsächlich komme es vor, dass Vögel über Wochen diesen Kampf nicht aufgeben, heißt es weiter. Diese permanenten Angriffe verursachten zwar Stress, führten aber nur in seltenen Fällen zu Verletzungen. Spätestens mit dem Ende der Brutzeit hörten die seltsamen Kämpfe von alleine auf. In dem Artikel gibt es allerdings auch Tipps für Abwehrmaßnahmen:
■ Anbringen von Karton, Stoff, Folie oder Fliegengitter am unteren Teil der Scheibe (von außen)
■ Besprühen der Scheibe mit Dekorspray (von außen)
■ Außenjalousien unten lassen.
Dabei geht es jeweils darum, eine Spiegelung zu verhindern. Das Anbringen von Greifvogelsilhouetten habe dagegen keinen Effekt. Hat die Abwehrmaßnahme Erfolg, sei allerdings zu beachten: Immer wieder komme es vor, das der Vogel einfach die Scheibe wechsle und sich dann dort abreagiere.
@ Merkblatt unter: bit.ly/nwz-spiegelfechter
@ Video unter: bit.ly/nwz-vogelvideo