Nordwest-Zeitung

Warum Vogel stundenlan­g gegen die Scheibe fliegt

Oldenburge­r beobachtet seltsames Verhalten bei Buchfink – Nabu sorgt für Aufklärung

- Von Patrick Buck

Oldenburg – Einen verrückten Vogel im übertragen­en Sinne, also einen etwas seltsamen Menschen, hat wohl jeder schon einmal gesehen. Der Oldenburge­r Gerd Meyer hat nun einen scheinbar verrückten Vogel im buchstäbli­chen Sinne beobachtet. Nun fragt er sich, wie es zu diesem seltsamen Verhalten kommt.

„Ein Vogel fliegt seit etwa 14 Tagen fast täglich gegen die Scheiben meines Bauernhaus­es in Eversten“, berichtet Meyer. Dabei meint er nicht den typischen Unfall, bei dem Vögel im vollen Flug das Glas nicht erkennen, gegen die Fenster donnern und im schlimmste­n Fall sterben. Nein, der Vogel sitzt direkt vor dem Haus im Gras und fliegt immer wieder gezielt die

Beobachtet in Eversten: Immer wieder fliegt der Buchfink gegen die Scheibe – teilweise stundenlan­g.

Scheibe an, wie ein kleiner Videoaussc­hnitt zeigt. „Das macht er manchmal drei bis vier Stunden lang.“Dabei schnoddere oder spucke das Tier gegen das Glas und verkote zudem extrem die Fensterban­k, an der schon die Farbe weggeätzt sei. „Kann mir jemand dieses verrückte Verhal

ten plausibel erklären?“, fragt Meyer. Oliver Kraatz vom Naturschut­zbund (Nabu) Oldenburg kann es. „Es handelt sich um einen Buchfink, der gegen die Scheibe fliegt, weil er sein Spiegelbil­d für einen fremden Artgenosse­n hält. Auf diese Art versucht der Vogel, diesen ,Konkurrent­en’ zu vertreiben.“

Er verweist auf einen entspreche­nden Artikel einer Vogelwarte über diese sogenannte­n Spiegelfec­hter. Zu beobachten sei dieses Verhalten vor allem bei Vogelarten, die um Häuser herum leben, wie Bachstelze­n, Buchfinken, Amseln oder Rabenkrähe­n, heißt es dort. Zur Brutzeit besetzten diese Arten ihr Revier, um die Nahrungsgr­undlage für den Nachwuchs zu sichern. Fremde Artgenosse­n, die in dieses Revier eindringen, würden angegriffe­n und vertrieben.

Tatsächlic­h komme es vor, dass Vögel über Wochen diesen Kampf nicht aufgeben, heißt es weiter. Diese permanente­n Angriffe verursacht­en zwar Stress, führten aber nur in seltenen Fällen zu Verletzung­en. Spätestens mit dem Ende der Brutzeit hörten die seltsamen Kämpfe von alleine auf. In dem Artikel gibt es allerdings auch Tipps für Abwehrmaßn­ahmen:

■ Anbringen von Karton, Stoff, Folie oder Fliegengit­ter am unteren Teil der Scheibe (von außen)

■ Besprühen der Scheibe mit Dekorspray (von außen)

■ Außenjalou­sien unten lassen.

Dabei geht es jeweils darum, eine Spiegelung zu verhindern. Das Anbringen von Greifvogel­silhouette­n habe dagegen keinen Effekt. Hat die Abwehrmaßn­ahme Erfolg, sei allerdings zu beachten: Immer wieder komme es vor, das der Vogel einfach die Scheibe wechsle und sich dann dort abreagiere.

@ Merkblatt unter: bit.ly/nwz-spiegelfec­hter

@ Video unter: bit.ly/nwz-vogelvideo

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BILD: Gerd Meyer

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