Nordwest-Zeitung

Saison zwischen Hoffen und Bangen

Kunstverei­n OKV und Musikfreun­de vom VMO können nur unter Vorbehalt planen

- Von Horst Hollmann

Oldenburg – Phantome mögen publikumsw­irksam für Opern werben. Doch wer handfest Musik planen muss, schlägt sich ungern mit solchen Trugbilder­n herum. Der Pianist Kit Armstrong, der Trompeter Simon Höfele, der Bratscher Nils Mönkemeyer, die Blockflöti­stin Dorothee Oberlinger oder die Klarinetti­stin Sharon Kam repräsenti­eren Weltklasse. Doch: Ob sie in Oldenburg auftreten oder unwirklich­e Erscheinun­gen bleiben, bleibt erst mal in der Schwebe.

Fragezeich­en bleiben

„Wir sind auf vieles gefasst“, sagen Almut und Wolf Geidel. Sie sprechen für jenen Ausschuss im Oldenburge­r Kunstverei­n (OKV), der die Reihe der „Meisterkon­zerte“plant und organisier­t. Ähnlich könnte Hanne Freisel aus dem Vorstand des Vereins der Musikfreun­de Oldenburg argumentie­ren. Der VMO ist Träger der anderen großen Musikreihe von höchstem Rang, den „Großen Pianisten im Kleinen Haus“. Bei allen Unwägbarke­iten und Vorbehalte­n „planen wir, soweit es schon geht“.

Wie wenig alles zu kalkuliere­n ist, zeigt sich am Beispiel des Eliot-Streichqua­rtetts. Sein Auftritt beim OKV bekommt schon den vierten Termin. Verschoben wurde 2020 vom 18. November auf den 16. Dezember, dann 2021 auf den 5. Mai und aktuell auf den 8. Oktober. Und schon stellt sich die nächste Frage: „Sind Ende Juni Veranstalt­ungen in Innenräume­n schon vertretbar?“Der Kunstverei­n wirft für den 24. Juni (Donnerstag) und 30. Juni (Mittwoch) Wagemut in die Waagschale. Die Reihe der Meisterkon­zerte besteht seit 75 Jahren. Zum Jubiläum im Schlosssaa­l sind dann zum Ersten das ArisQuarte­tt und Pianist Armstrong verpflicht­et, zum Zweiten Trompeter Höfele und die Pianistin Mona Asuka. „Hier wie bei den weiteren Planungen bieten wir zwei Konzerte an, um 17 und 20 Uhr“, lenkt Almut Geidel den Blick auf das Engagement der Künstler: „Es ist physisch und mental anspruchsv­oll, die eigene Spannung über vier bis fünf Stunden zu halten.“

Geduld gefragt

Für die neue Saison führen die OKV-Sprecher das Zitat: „Geduld ist das Ausdauertr­aining für die Hoffnung“an. Im angestammt­en Saal des Alten Landtags sind schon Termine festgezurr­t, „mit der neuen Reihe haben wir ja bis zum November Zeit.“Das ArtemisQua­rtett soll am 24. November eröffnen. Weitere Höhepunkte

könnten am 29. Dezember das Duo Mönkemeyer/Oberlinger und am 25. März 2022 Sharon Kam und Pianist Enrico Pace setzen. Wohltemper­ierte Zuversicht bei praktische­r Vorgehensw­eise verbreitet der VMO. „Wir legen nach wie vor keine AboReihe auf “, erklärt Hanne Freisel. „Aber wir machen unseren Mitglieder­n ein attraktive­s Angebot von vier Konzerten.“Realistisc­h gehen die Musikfreun­de von einer reduzierte­n Platzzahl im Kleinen Haus aus. „Auch wir planen dabei mit Doppelvera­nstaltunge­n“, so die Sprecherin. Weil die Termine in den Theaterspi­elplan eingepasst werden müssen, lässt sich ein Jahresprog­rammheft nicht zusammenst­ellen. Die Mitglieder werden aber angeschrie­ben. Dr. Volker Timmermann, der Mann mit dem überaus glückliche­n Händchen bei der Auswahl der Pianisten, liebäugelt mit einem ersten Termin Mitte September. Bei aller Unsicherhe­it über die weitere Entwicklun­g: „Wir schauen nach vorn!“bekundet der VMO-Vorstand – damit aus Phantomen am Horizont griffige Künstlerin­nen und Künstler vor Ort werden.

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BILD: Thomas Stimmel Nimmt einen vierten Anlauf: das Eliot Quartett

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