Fast 14 Tonnen Einwegwindeln für die Tonne
Oldenburgerin regt finanziellen Zuschuss für wieder verwendbare Stoffwindeln an – Stadt legt Zahlen vor
Oldenburg – Wie viel Müll pro Jahr entsteht in Oldenburg durch Wegwerfwindeln? Das wollte eine Oldenburgerin in einem Brief an die Mitglieder des Stadtrates wissen. Sie verweist dabei auf eine Aussage des BUND, nach der Wegwerfwindeln circa zehn Prozent des gesamten Restmüllaufkommens ausmachen. Außerdem rechnet sie vor, dass ein einziges Kind über die gesamte Wickelzeit etwa 5000 Einwegwindeln benötige und damit etwa 1000 Kilo nicht recyclebaren Müll erzeuge. Ihre Frage verbindet die Frau mit der Bitte, die Stadt Oldenburg möge die Stoffwindel aktiv unterstützen – per „Windelzuschuss“.
Es gebe deutschlandweit bereits viele Städte und Gemeinden, die die Nutzung von Stoffwindeln finanziell fördern
Mehrere tausend Windeln müssen gewechselt werden, bis Kinder auf die Toilette gehen können.
(siehe: https://deinestoffwindel.com), so die Oldenburgerin. Die Bezuschussung sei wichtig, da für viele Menschen die Erstausstattung eine hohe finanzielle Hürde darstelle. Die Kosten beliefen sich auf etwa 250 bis 500 Euro,
je nach gewähltem Stoffwindelsystem. Auf Antrag der Ratsfrau Rita Schilling (Bündnis 90/Die Grünen) stand das Thema „Windelzuschuss in Oldenburg“auf der Tagesordnung der Sitzung des Werksausschusses Abfallwirtschaftsbetrieb.
Dezernent Dr. Sven Uhrhahn hat wie folgt geantwortet.
Welchen Anteil haben die Windeln am gesamten Oldenburger Restmüll
4544 Kinder bis zum Alter von drei Jahren waren Ende Dezember 2020 in Oldenburg gemeldet. Bei Schätzung eines 90-prozentigen Anteils Einwegwindeln verbleiben 4090 Kinder. Unter Zugrundelegung des in der Anlage zum Fraktionsantrag aufgeführten Gesamtvolumens von 1000 Kilo je Kind ergeben sich – auf drei Jahre verteilt – jährlich 333 Kilo. 4090 mal 333 Kilo sind 1362 Tonnen. Das Restmüllaufkommen des Jahres 2020 betrug 18945 Tonnen. Rechnerisch könnte der Windelanteil somit rund 7,2 Prozent betragen. Eine parallele Nachfrage bei INFA (Institut für Abfall, Abwasser und InfrastrukturManagement GmbH) hat eine Rückmeldung von 6 bis 8 Prozent (einschließlich Inkontinenzwindeln) ergeben.
Wie ist die Einschätzung der ökologischen und ökonomischen Sinnhaftigkeit
Aus abfallwirtschaftlicher Sicht ist jegliche Reduzierung und Vermeidung von Abfällen zu begrüßen. Aus ökologischer Betrachtung müssten in eine Gesamtbewertung Strom, Wasser und Waschmittel und gegebenenfalls Aufwand von Windeldiensten einbezogen werden. Eine Bezuschussung aus dem Gebührenhaushalt ist gebührenrechtlich unzulässig. Hierfür wären im städtischen Haushalt Mittel bereitzustellen. Der größte Anteil der Windeln als Bestandteil der sogenannten heizwertreichen Fraktion wird vertragsgemäß im Heizkraftwerk Bremen-Blumenthal zur Energiegewinnung verwertet.
Ist das Thema „Windelzuschuss“in Oldenburg neu
Eine Bezuschussung von Familien mit Kindern im Windelalter war bereits im Jahr 2012 Gegenstand eines Ratsantrages der CDU-Fraktion. Schon damals hatte die Verwaltung auf die Unzulässigkeit einer Bezuschussung aus einem Gebührenhaushalt verwiesen. In den weiteren Beratungen hatte der Betriebsausschuss Abfallwirtschaftsbetrieb eine Überweisung an den Sozialausschuss beschlossen. Der wiederum hatte nach Erörterung festgestellt, „dass der Antrag nicht weiterverfolgt wird“.