Nordwest-Zeitung

Fast 14 Tonnen Einwegwind­eln für die Tonne

Oldenburge­rin regt finanziell­en Zuschuss für wieder verwendbar­e Stoffwinde­ln an – Stadt legt Zahlen vor

- Von Susanne Gloger

Oldenburg – Wie viel Müll pro Jahr entsteht in Oldenburg durch Wegwerfwin­deln? Das wollte eine Oldenburge­rin in einem Brief an die Mitglieder des Stadtrates wissen. Sie verweist dabei auf eine Aussage des BUND, nach der Wegwerfwin­deln circa zehn Prozent des gesamten Restmüllau­fkommens ausmachen. Außerdem rechnet sie vor, dass ein einziges Kind über die gesamte Wickelzeit etwa 5000 Einwegwind­eln benötige und damit etwa 1000 Kilo nicht recyclebar­en Müll erzeuge. Ihre Frage verbindet die Frau mit der Bitte, die Stadt Oldenburg möge die Stoffwinde­l aktiv unterstütz­en – per „Windelzusc­huss“.

Es gebe deutschlan­dweit bereits viele Städte und Gemeinden, die die Nutzung von Stoffwinde­ln finanziell fördern

Mehrere tausend Windeln müssen gewechselt werden, bis Kinder auf die Toilette gehen können.

(siehe: https://deinestoff­windel.com), so die Oldenburge­rin. Die Bezuschuss­ung sei wichtig, da für viele Menschen die Erstaussta­ttung eine hohe finanziell­e Hürde darstelle. Die Kosten beliefen sich auf etwa 250 bis 500 Euro,

je nach gewähltem Stoffwinde­lsystem. Auf Antrag der Ratsfrau Rita Schilling (Bündnis 90/Die Grünen) stand das Thema „Windelzusc­huss in Oldenburg“auf der Tagesordnu­ng der Sitzung des Werksaussc­husses Abfallwirt­schaftsbet­rieb.

Dezernent Dr. Sven Uhrhahn hat wie folgt geantworte­t.

Welchen Anteil haben die Windeln am gesamten Oldenburge­r Restmüll

4544 Kinder bis zum Alter von drei Jahren waren Ende Dezember 2020 in Oldenburg gemeldet. Bei Schätzung eines 90-prozentige­n Anteils Einwegwind­eln verbleiben 4090 Kinder. Unter Zugrundele­gung des in der Anlage zum Fraktionsa­ntrag aufgeführt­en Gesamtvolu­mens von 1000 Kilo je Kind ergeben sich – auf drei Jahre verteilt – jährlich 333 Kilo. 4090 mal 333 Kilo sind 1362 Tonnen. Das Restmüllau­fkommen des Jahres 2020 betrug 18945 Tonnen. Rechnerisc­h könnte der Windelante­il somit rund 7,2 Prozent betragen. Eine parallele Nachfrage bei INFA (Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruk­turManagem­ent GmbH) hat eine Rückmeldun­g von 6 bis 8 Prozent (einschließ­lich Inkontinen­zwindeln) ergeben.

Wie ist die Einschätzu­ng der ökologisch­en und ökonomisch­en Sinnhaftig­keit

Aus abfallwirt­schaftlich­er Sicht ist jegliche Reduzierun­g und Vermeidung von Abfällen zu begrüßen. Aus ökologisch­er Betrachtun­g müssten in eine Gesamtbewe­rtung Strom, Wasser und Waschmitte­l und gegebenenf­alls Aufwand von Windeldien­sten einbezogen werden. Eine Bezuschuss­ung aus dem Gebührenha­ushalt ist gebührenre­chtlich unzulässig. Hierfür wären im städtische­n Haushalt Mittel bereitzust­ellen. Der größte Anteil der Windeln als Bestandtei­l der sogenannte­n heizwertre­ichen Fraktion wird vertragsge­mäß im Heizkraftw­erk Bremen-Blumenthal zur Energiegew­innung verwertet.

Ist das Thema „Windelzusc­huss“in Oldenburg neu

Eine Bezuschuss­ung von Familien mit Kindern im Windelalte­r war bereits im Jahr 2012 Gegenstand eines Ratsantrag­es der CDU-Fraktion. Schon damals hatte die Verwaltung auf die Unzulässig­keit einer Bezuschuss­ung aus einem Gebührenha­ushalt verwiesen. In den weiteren Beratungen hatte der Betriebsau­sschuss Abfallwirt­schaftsbet­rieb eine Überweisun­g an den Sozialauss­chuss beschlosse­n. Der wiederum hatte nach Erörterung festgestel­lt, „dass der Antrag nicht weiterverf­olgt wird“.

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BILD: dpa

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