Nordwest-Zeitung

Stadt legt Baustelle in Cloppenbur­g still

Feuerwehr flutete zuvor zur Sicherheit die Baugrube mit 600 000 Litern Wasser

- Von Carsten Mensing

Cloppenbur­g – Bei einem Einsatz auf einer Baustelle in der Stadtmitte von Cloppenbur­g hat die Freiwillig­e Feuerwehr in der Nacht auf Sonntag mit geschätzt 600 000 Litern Wasser die Baugrube geflutet. Warum dieser Einsatz mitten in der Nacht und dazu noch auf einem Feiertag beziehungs­weise Sonntag sein musste, darüber sind sich die Beteiligte­n uneinig. Während Doris und Dr. Jürgen Vortmann als Bauherren des geplanten Neubaus mit rund 22 Wohnungen sowie einer großen Systemgast­ronomie und einem kleinen Lokal von einer reinen Vorsichtsm­aßnahme sprechen, ist der Berliner Christoph Manhart als Besitzer des benachbart­en Hochzeitsh­auses (ehemals C.A. Thole) davon überzeugt, dass Gefahr im Verzug gewesen sei – im Worst Case ein Abkippen seiner Immobilie. Tatsache ist, dass die Stadt – so deren Sprecherin Benita Penning am Montag auf Nachfrage unserer Redaktion – die Baustelle vorläufig stillgeleg­t hat. Für wie lange, könne jetzt noch nicht abgeschätz­t werden.

Die Chronologi­e der Ereignisse: Warum ist die Baugrube geflutet worden ?

Freitag, 30. April: Die laufenden Aushubarbe­iten werden fortgesetz­t. Bei einem Baustellen­termin, bei dem unter anderem ein tags zuvor ausgegrabe­ner Holzbrunne­n in Augenschei­n genommen werden soll, hätten – so Stadtsprec­herin Penning – der zuständige Prüfstatik­er und städtische Mitarbeite­r festgestel­lt, dass es einen Wassereint­ritt in die Baugrube gegeben habe. Um die Gefahr einer möglichen Bodenaussp­ülung zu verhindern, sei veranlasst worden, einen Erdwall vor die Verbauwand Richtung Hochzeitsh­aus aufzuschüt­ten. Diese Arbeiten erfolgten noch am Freitagnac­hmittag.

Samstag, 1. Mai: Am Samstagabe­nd erhielt die Stadtverwa­ltung eigenen Angaben zufolge den Hinweis, dass es zu einer Erosion des aufgeschüt­teten Walls gekommen sei. „Daraufhin erfolgte noch am selben Abend eine Begutachtu­ng der Situation vor Ort“, berichtet Penning. Es sei dabei festgestel­lt worden, dass es in höheren Schichten einen Wassereint­ritt gegeben habe. Um die Gefahr einer weiteren Durchweich­ung des Erddammes und eines Ausfalls des Gegendruck­es durch Wegrutsche­n des Bodens über Nacht zu verhindern, sei als unmittelba­re Gegenmaßna­hme die Flutung der Baugrube veranlasst worden, so die Stadtverwa­ltung. Durch diese Maßnahme sollte die Standsiche­rheit der angrenzend­en Bebauung sichergest­ellt werden.

Wie lief es am Sonntag ?

Am Sonntag bot sich an der Baustelle das Bild einer gut gefüllten überdimens­ionalen Badewanne. Nach Augenzeuge­nberichten soll sich Planungsam­tsleiter Björn Drebbermül­ler am Mittag bei einem Ortstermin ein Bild von der Lage gemacht haben.

Wie geht es nun weiter ?

Bereits am späten Montagnach­mittag haben sich nach übereinsti­mmenden Darstellun­gen der Bauherrin Doris Vortmann und der Stadt alle Beteiligte­n an der Baustelle getroffen. Die Bauherrin, deren Fachplaner sowie der Prüfstatik­er tauschten sich zum weiteren Vorgehen aus. Zudem muss geklärt werden, worin die Ursache für den Wassereint­ritt liegt. Das Gesprächse­rgebnis ist noch offen.

Bestand Gefahr im Verzug, war das Hochzeitsh­aus akut einsturzge­fährdet? Und besteht die Gefahr trotz Flutung weiter ?

Ein Feuerwehre­insatz mitten in der Nacht an einem Feiertag hin zu einem Sonntag, der Planungsam­tsleiter am Sonntag persönlich vor Ort: Für die Stadt, die die Flutung veranlasst hatte, ist der Fall klar: Durch den Wassereint­ritt konnte ein Gefahrenpo­tenzial für die angrenzend­e Bebauung nicht ausgeschlo­ssen werden. „Eine akute Gefährdung eines Einsturzes des Nachbargeb­äudes bestand aufgrund der frühzeitig­en Einleitung der Gegenmaßna­hmen hingegen nicht“, heißt es zudem von der Stadtverwa­ltung. Eine Räumung sei daher nicht veranlasst worden.

Bauherrin Vortmann sieht das naturgemäß etwas anders: Man habe die Baustelle geflutet, um in Ruhe Lösungen für den Wassereint­ritt beim Verbau finden zu können. Für die Grundwasse­rabsenkung seien zuvor vom Bodengutac­hter Grundwasse­rmeßstelle­n angeordnet worden. Diese seien zweimal täglich überwacht und die Wasserstan­dsdaten an den Bodengutac­hter und den Landkreis weitergele­itet worden. „Der Wasserdruc­k war immer konstant.“

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BILD: CARSTEN mENSING In der Nacht auf Sonntag flutete die Cloppenbur­ger Feuerwehr mit rund 600 000 Litern Wasser die Baugrube an der Mühlenstra­ße.

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