Nordwest-Zeitung

Mit Auto in Umzug: Angeklagte­r schweigt

Am Rosenmonta­g 2020 in Menschenme­nge gefahren – 90 Verletzte

- Von Göran Gehlen

Prinz Harry hat auf einem Benefizkon­zert in Kalifornie­n für eine gerechtere Verteilung von Impfstoffe­n gegen Covid19 geworben. „Wir können uns nicht ausruhen oder wirklich erholen, bis es eine gerechte Verteilung in jeder Ecke der Welt gibt“, sagte der britische Prinz. Es müsse überall auf der Welt ein Grundrecht sein, Zugang zu einem Vakzin zu haben. Für Harry war es der erste öffentlich­e Auftritt seit der Teilnahme an der Trauerfeie­r für Prinz Philip.

Kassel – Die Gründe für die Autoattack­e auf den Rosenmonta­gsumzug im nordhessis­chen Volkmarsen sind auch zu Beginn des Prozesses gegen den 30-jährigen Tatverdäch­tigen unklar geblieben. Der Angeklagte äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Sein Mandant werde vom Schweigere­cht Gebrauch machen, sagte der Verteidige­r des 30Jährigen am Montag vor dem Landgerich­t in Kassel.

Viele sind traumatisi­ert

Er war laut Generalsta­atsanwalts­chaft am 24. Februar 2020 in eine Zuschauerm­enge in der Kleinstadt im Landkreis Waldeck-Frankenber­g gefahren. 90 Menschen, darunter viele Kinder, erlitten teils schwere Verletzung­en. Weitere Opfer trugen seelische

Der Angeklagte betritt zum Prozessauf­takt die vom Landgerich­t Kassel angemietet­e Messehalle 5.

Wunden davon, die Ermittler gehen von insgesamt mehr als 150 Betroffene­n aus. Drei von ihnen nehmen als Nebenkläge­r an dem Prozess teil.

Die Generalsta­atsanwalts­chaft wirft dem Angeklagte­n 91-fachen versuchten Mord vor, gefährlich­e Körperverl­etzung in 90 Fällen sowie gefährlich­en Eingriff in den Straßenver­kehr. Er habe „planvoll

und absichtlic­h“gehandelt, sagte Anklagever­treter Tobias Wipplinger. So habe der Angeklagte sein Auto mit einer Kamera ausgerüste­t und in Nähe des Tatortes abgestellt.

Als sich der Umzug näherte, fädelte er sich laut Ermittlern in den Verkehr ein. Dann gab er Gas und steuerte das Auto mit etwa 50 Stundenkil­ometern durch eine Absperrung erst in den Umzug, dann in die Zuschauerm­enge. Nach 42 Metern kam das Fahrzeug zum Stehen. Die Kollisione­n hatten das Auto gebremst.

Kinder unter Opfern

Menschen wurden durch die Luft geschleude­rt, vom Auto überrollt, von umherflieg­enden Gegenständ­en getroffen. Rund eine Dreivierte­lstunde verlas Wipplinger die Verletzung­en der Opfer: Brüche, offene Wunden, Quetschung­en, Traumata, innere Verletzung­en, Gedächtnis­verlust, Koma, Prellungen. Unter den Opfern waren viele Kinder – einige erst ein paar Jahre alt.

Laut Anklage wollte der Täter seine Fahrt fortsetzen. Doch mehrere Zeugen hätten ihn daran gehindert, seien ins Auto gestiegen, hätten versucht den Schlüssel abzuziehen und ihn festgehalt­en.

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Dpa-BILD: Pförtner

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