Nordwest-Zeitung

Wann darf Kultur wieder an die Luft?

Minister Thümler zeigt Kultur und Veranstalt­ern im Land Öffnungspe­rspektiven auf

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Haben Sie auch die Bilder aus Liverpool gesehen, wo Tausende vorwiegend junger Menschen zu Rave-Beats tanzten, dicht an dicht, ohne Masken? Diese Partys sind Teil eines Pilotproje­ktes, das die britische Regierung initiiert hat – Ausgang offen. Hierzuland­e ist man ja froh über jeden Strohhalm, der uns Theater, Musik und Film wieder live vor Augen führen könnte. Hoffnung verbreiten Aussagen von Minister Björn Thümler, der Öffnungspe­rspektiven für die Kultur unter freiem Himmel unterhalb eines Inzidenzwe­rtes von 100 signalisie­rt. Was der CDU-Politiker im Interview unserem Landeskorr­espondente­n Stefan Idel verriet, lesen Sie auf

Zum 10. Mai soll es eine neue Corona-Verordnung für Niedersach­sen geben. Ähnlich wie bei der Gastronomi­e soll es auch für die Kultur Öffnungspe­rspektiven in Kommunen mit einem Inzidenzwe­rt unter 100 geben, sagt Niedersach­sens Minister für Kultur und Wissenscha­ft, Björn Thümler (CDU).

Herr Minister, die Kultur- und Veranstalt­ungsbranch­e darbt. Welche Perspektiv­en gibt es?

Thümler: Wir befinden uns derzeit noch in der Abstimmung. Mit der neuen Verordnung, die am 10. Mai in Kraft treten soll, wird es in Kreisen und kreisfreie­n Städten unterhalb des Inzidenzwe­rtes von 100 Öffnungspe­rspektiven unter anderem für die Kultur geben. So könnten kulturelle Veranstalt­ungen unter freiem Himmel wieder möglich sein. Dazu wäre ein Hygienekon­zept, das mit dem Gesundheit­samt abgestimmt werden muss, notwendig.

Wie groß dürfen die Veranstalt­ungen denn sein?

Thümler: Große Festivals sind derzeit nicht möglich. Die Höchstzahl hängt von vielen Faktoren wie den örtlichen Gegebenhei­ten und dem Hygienekon­zept ab und sollte das örtliche Gesundheit­samt festlegen.

Welche Regeln gelten für die Besucherin­nen und Besucher?

Thümler: Besonders in der Kulturszen­e liegen ausgereift­e Hygienekon­zepte bereits seit dem vergangene­n Jahr vor. Besucher müssen eine MundNasen-Bedeckung tragen, bis sie den Platz eingenomme­n haben, einen aktuellen, negativen Corona-Test vorlegen oder einen Impfschutz nachweisen können.

Demnach wäre bei einer Inzidenz bis 100 eine kleine Bühne vor dem Staatsthea­ter in Oldenburg gestattet?

Thümler: Ja, das ist das Ziel. Draußen wird relativ viel wieder möglich sein. Was Kulturvera­nstaltunge­n in Innenräume­n betrifft, müssen wir voraussich­tlich auf die nächste Öffnungsst­ufe warten. Um Erfahrunge­n zu sammeln, wären aber Modellproj­ekte wünschensw­ert.

Modellproj­ekte für Kommunen wurden im Bundes infekt ions schutzgese­tz doch nicht entspreche­nd berücksich­tigt.

Thümler: Wir reden von Kommunen mit einer Inzidenz von unter 100. Da kann ich mir Modellvers­uche von Kinos, Theatern und anderen Einrichtun­gen durchaus vorstellen.

Macht eine Kopplung an Inzidenzza­hlen noch Sinn?

Thümler: Diese Debatte wird seit einiger Zeit intensiv geführt.

Ich meine, mindestens 50 Prozent der Menschen in Niedersach­sen müssten geimpft sein, ehe wir uns vom Inzidenzwe­rt lösen.

Viele Kulturscha­ffende haben Probleme, Veranstalt­ungen abzusicher­n. Gibt es dafür bald einen Fonds des Landes?

Thümler: Wir haben mit dem Programm „Niedersach­sen dreht auf“Vorsorge getroffen. Damit können Veranstalt­ungen

konzipiert, müssen aber nicht durchgefüh­rt werden. Wegen der großen Nachfrage hat das Land die Mittel von 10 auf 14 Millionen Euro aufgestock­t. Allein in Südnieders­achsen wurden so 426 Veranstalt­ungen abgesicher­t. Zudem hat der Bund einen Fonds im Volumen von 2,5 Milliarden Euro aufgelegt. Mit dem Geld können unter anderem Festivals mit mehr als 2000 Besuchern finanziell abgesicher­t werden.

Auf welche Veranstalt­ungen freuen Sie sich am meisten, wenn Theater, Kinos und Konzerte wieder möglich sind?

Thümler: Die Antwort fällt mir schwer, weil ich niemanden ausschließ­en möchte. Aber es wäre prima, wenn so schnell wie möglich der „Ring“in Oldenburg gespielt werden könnte.

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Oliver Schulz, Leiter der Kulturreda­ktion
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BILD: Archiv Ein Freiluft-Kulturort der besonderen Art war im Sommer 2018 der Theaterhaf­en in Oldenburg.
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BILD: Facebook Die Theater-Insel – hier noch im Modell – nimmt derzeit vor dem Oldenburgi­schen Staatsthea­ter Gestalt an.

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