Hier verschwindet ein Stück Stadtgeschichte
Lindenhofsgarten wird abgerissen – Einst beliebtes Ausflugslokal und dann Kino
Oldenburg – Alfred Osterhaus war eine stattliche Erscheinung: Groß, kräftigt gebaut, mit einer weißen wallenden Haarmähne. Seinem Auftritt verlieh er mit einem großen Hut Nachdruck. Bilder gibt es von dem Mann leider nicht, wohl aber viele Erinnerungen, die Lutz Pappermann bewahrt.
Osterhaus war sein Patenonkel, ein Freund der Familie. Vor allem aber war er Betreiber einiger Kinos in der Stadt – darunter auch die LindenhofLichtspiele an der Nadorster Straße. Das Gebäude und auch die benachbarte VfL-Jahn-Halle sollen (wie berichtet) bald abgerissen werden und einem Neubaukomplex Platz machen.
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tanzsaal verloren
Dann endet ein Stück Oldenburger Geschichte. 1952 hatte Osterhaus das Lichtspieltheater dort eingerichtet, die Oldenburger verloren dadurch einen Veranstaltungsort, den Tanzsaal des um 1900 herum eröffneten Lindenhofs an der Nadorster Straße 87/89. Im Jahr 1950 hatten Osterhaus’ Post von der Bauaufsichtsbehörde erhalten, die Mängel an den von ihnen betriebenen Oldenburg-Lichtspielen erhielten, die ebenfalls an de Nadorster Straße lagen.
Heute ist auf dem Grundstück der Bioladen Denn’s zu finden. Doch statt zunächst in diesen Altbau zu investieren, setzte das Ehepaar Osterhaus sein Kapital in dem nur wenige Meter entfernt liegenden Lindenhof ein. „Rund 700 neue Kinostühle warten dann auf Besucher und stellen das neue Lichtspieltheater in der Größenordnung nach dem Fassungsvermögen hinten den Ziegelhof (mehr als 900 Plätze) und das „Capitol“(800 Plätze) auf eine Stufe mit dem Wall-Licht, das ebenfalls 700
Aktuell: Der Lindenhof mit Vorbau, in dem sich ein Biorestaurant befindet.
Menschen aufnehmen kann“, schrieb die NWZ am 6. Mai 1952.
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Schöne Filme
Der Eingang, die Kassenhalle und einige Nebenräume wurden in einem neu zu errichtenden Vorbau untergebracht. Neben dem Kassenraum zeigten die Pläne – ausgearbeitet von Johann Husmann – ein Foyer. Lutz Pappermann kann
sich daran noch genau erinnern. Als Patenkind des Kinoinhabers genoss er einige Jahre später freien Eintritt zu Filmen wie „Vom Winde verweht“„Baronesse und Mittsommernacht in Schweden.
Die Bühne lag Richtung Nadorster Straße, die Zuschauerplätze stiegen zur Jahnhalle hin leicht auf. Der Vorführraum wurde an der der benachbarten Turnhalle zugewandten Seite eingebaut. Es
So soll es werden: Die Gebäude werden inklusive der Jahnhalle abgerissen, das Grundstück wird dann neu bebaut.
war, man mag es heute kaum noch glauben, Oldenburgs zehntes Lichtspielhaus, das seinen Betrieb aufnahm – mit zusammengerechnet 5 300 Plätzen.
Auf 1000 Oldenburger kamen damals 41 Kinostühle, der Bundesdurchschnitt lag bei 37, rechnete der verstorbene NWZ-Redakteur Horst Daniel damals seinen Lesern mit einigem Stolz (aber auch augenzwinkernd) vor.
Die Lindenhof-Lichtspiele wurden schließlich am 29. August 1952 eröffnet, berichtet Farschid Ali Zahedi vom Oldenburger Verein Werkstattfilm. Im September 1962 übernahm das Capitol die Lindenhof-Lichtspiele. 1969 wurde das Kino dem ZiegelhofUnternehmen angeschlossen und nach der Reduzierung der Sitzplätze zugunsten größerer Beinfreiheit um 179 auf 511 unter dem Namen „Capitol im
Lindenhof“von Karl Born bis zur Schließung im Jahr 1978 geführt. Anschließend gab es einige gastronomische Nutzungen des Gebäudes, zuletzt durch das Bio-Restaurant Seidenspinner. Das zieht nun bald auf die schräg gegenüberliegende Straßenseite – in das von den Unternehmern Jan und Berend Aschenbeck mit großem Engagement sanierte Haus von ehemals Porzellan Voss.