Was ist das Beste für das Kind?
Till-Sebastian Idel
Herr Prof. Dr. Idel, es gibt Eltern, die sich sorgen, dass ihr Kind im Corona-Schuljahr nicht genug gelernt hat. Berechtigt? Idel: Es gibt natürlich Bildungspläne, die bestimmte Inhalte für ein Schuljahr festlegen. Im Kern geht es darum, Kompetenzen zu vermitteln. Lehrkräfte und Fachkonferenzen sollten in dieser Situation darüber nachgedacht haben, welches die Kernkompetenzen sind und welche damit zusammenhängende Inhalte unverzichtbar sind.
Also hat dieses schwierige Schuljahr keine Folgen? Idel: Viele SchülerInnen sind ganz gut klar gekommen. Aber: Es gibt auch die anderen, vor allem diejenigen, die schon vor Corona zu den Bildungsbenachteiligten gehört haben, zum Beispiel wegen schlechter ökonomischer Voraussetzungen der Familie. Hier muss jeweils die Frage gestellt werden, ob Inhalte nachgeholt werden können. Kann man das vielleicht über besondere Angebote auffangen wie Nachhilfe oder Sommerkurse? Das ist allerdings auch eine Systemfrage: Man darf die Lehrkräfte nicht überlasten. Hier müssten von übergeordneter Stelle Personal und Ressourcen bereitgestellt werden.
Schüler könnten das Jahr auch wiederholen. Haben Eltern die Kompetenz, das zu entscheiden, oder sollten sie das dem Lehrer überlassen?
Idel: Gute LehrerInnen sollten das natürlich einschätzen können. Allerdings hatten wir nun die Sondersituation, dass es nicht immer einfach war, zu den SchülerInnen Kontakt zu halten. Auch Eltern haben nun viel Zeit mit dem Homeschooling verbracht und viele Einblicke erhalten. Deren Einschätzung kann dadurch ein anderes Gewicht bekommen. Hier warten schwierige pädagogische Entscheidungen, die im Rahmen der Partnerschaft zwischen Eltern und Schule getroffen werden müssen. Im Zentrum muss dabei die Frage stehen: Was ist das Beste für das Kind?