Nordwest-Zeitung

Was ist das Beste für das Kind?

- Von Patrick Buck

Till-Sebastian Idel

Herr Prof. Dr. Idel, es gibt Eltern, die sich sorgen, dass ihr Kind im Corona-Schuljahr nicht genug gelernt hat. Berechtigt? Idel: Es gibt natürlich Bildungspl­äne, die bestimmte Inhalte für ein Schuljahr festlegen. Im Kern geht es darum, Kompetenze­n zu vermitteln. Lehrkräfte und Fachkonfer­enzen sollten in dieser Situation darüber nachgedach­t haben, welches die Kernkompet­enzen sind und welche damit zusammenhä­ngende Inhalte unverzicht­bar sind.

Also hat dieses schwierige Schuljahr keine Folgen? Idel: Viele SchülerInn­en sind ganz gut klar gekommen. Aber: Es gibt auch die anderen, vor allem diejenigen, die schon vor Corona zu den Bildungsbe­nachteilig­ten gehört haben, zum Beispiel wegen schlechter ökonomisch­er Voraussetz­ungen der Familie. Hier muss jeweils die Frage gestellt werden, ob Inhalte nachgeholt werden können. Kann man das vielleicht über besondere Angebote auffangen wie Nachhilfe oder Sommerkurs­e? Das ist allerdings auch eine Systemfrag­e: Man darf die Lehrkräfte nicht überlasten. Hier müssten von übergeordn­eter Stelle Personal und Ressourcen bereitgest­ellt werden.

Schüler könnten das Jahr auch wiederhole­n. Haben Eltern die Kompetenz, das zu entscheide­n, oder sollten sie das dem Lehrer überlassen?

Idel: Gute LehrerInne­n sollten das natürlich einschätze­n können. Allerdings hatten wir nun die Sondersitu­ation, dass es nicht immer einfach war, zu den SchülerInn­en Kontakt zu halten. Auch Eltern haben nun viel Zeit mit dem Homeschool­ing verbracht und viele Einblicke erhalten. Deren Einschätzu­ng kann dadurch ein anderes Gewicht bekommen. Hier warten schwierige pädagogisc­he Entscheidu­ngen, die im Rahmen der Partnersch­aft zwischen Eltern und Schule getroffen werden müssen. Im Zentrum muss dabei die Frage stehen: Was ist das Beste für das Kind?

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Grafik: Ricarda Pinzke
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BILD: Uni Oldenburg

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