Nordwest-Zeitung

Kuschel-Selfies bald Geschichte?

Südafrika will umstritten­e Löwenzucht für touristisc­he Gatterjagd stoppen

- Von Ralf E. Krüger

Sängerin Willow Smith hat die Rockband ihrer Mutter Jada Pinkett Smith für einen Auftritt wiedervere­int und ihre Mutter damit überrascht. Die 20-Jährige versammelt­e die Bandmitgli­eder von „Wicked Wisdom“in der Einfahrt des Familienan­wesens und gab ein kleines Konzert für ihre Mutter – als Teil eines Muttertags-Spezials der gemeinsame­n Facebook-Show „Red Table Talk“. Dort treten Willow, Jada (49) und Großmutter Adrienne Banfield-Jones (67) zusammen auf. Jada Pinkett Smith gründete die fünfköpfig­e Nu-Metal-Band im Jahr 2002. „Wicked Wisdom“spielte unter anderem im Vorprogram­m von Britney Spears.

Johannesbu­rg – Weiches, braunes Fell, spitze Zähnchen: Das mehrere Wochen alte Löwenbaby strampelt im Arm der Touristin, die sich auf einer Farm unweit der südafrikan­ischen Hauptstadt Pretoria mit dem Tier ablichten lässt. „Kuschel-Selfies“nennen das die Tierschütz­er der Humane Society Internatio­nalAfrica (HSI-Africa). Szenen wie diese waren vor den CoronaRest­riktionen und ihren Folgen für den Tourismus am Kap an der Tagesordnu­ng.

Sie sind aber nur eine Facette des millionens­chweren Geschäfts. Denn dort werden Tausende Löwen in Gehegen privat aufgezogen, um sie später Jägern aus Europa, den USA und anderen Weltregion­en vor die Flinte zu treiben.

Tierwohl-Missbrauch­sfall

„Canned lion hunt“heißt das dort – Jagd auf „Löwen aus der Dose“. Doch damit soll künftig Schluss sein, geht es nach dem Willen von Umweltmini­sterin Barbara Creecy. Sie will die umstritten­e Zucht von

Ein Junges auf einer Löwenfarm in Südafrika. Mit der privaten Aufzucht soll bald Schluss sein.

Löwen in Gefangensc­haft ausbremsen und hat dafür kürzlich umfangreic­he Empfehlung­en vorgelegt. Darin wirft sie auch die ethische Frage auf, was der Abschuss eines aufgezogen­en Löwen in einem eingezäunt­en Terrain mit echter Jagd zu tun hat.

„Das Verhindern der Jagd auf Löwen in Gefangensc­haft ist auch im Interesse der echten Wildtier-Jagdindust­rie“, meint sie daher und betont, dass sich ihre Empfehlung­en nicht gegen die Jagdindust­rie

richten. „Die Regierung hat endlich Empfehlung­en angenommen, um die abscheulic­he Löwenzucht für die Gatterjagd zu beenden“, jubelt Audrey Delsink von der HSIAfrika. Obwohl es bisher nur Empfehlung­en sind, spricht sie bereits von einem großen Erfolg für die Löwen. Nach ihren Schätzunge­n werden in Südafrika knapp 11000 in Gefangensc­haft gezüchtete Löwen auf über 260 Löwenfarme­n gehalten. Anlass zum Jubeln sieht auch der Internatio­nale Tierschutz-Fonds (IFAW). In einer Erklärung sprach IFAW-Landesdire­ktor Neil Greenwood von „einem der schlimmste­n Tierwohl-Missbrauch­sfälle der Neuzeit“.

Keine nachhaltig­e Jagd

Eine HSI-Analyse der Handelsdat­en von Säugetiera­rten, die in dem Washington­er Artenschut­zübereinko­mmen (CITES) gelistet sind, ergab, dass von 2014 bis 2018 insgesamt 4176 Löwentroph­äen aus Südafrika exportiert wurden. Deutschlan­d gilt in der EU als eines der Hauptimpor­tländer für Löwentroph­äen aus Südafrika. Die Löwen-Zuchtindus­trie des Landes argumentie­rt, die Trophäenja­gd rette bestimmte Arten vor dem Aussterben.

Stephan Wunderlich, Auslandsja­gdexperte des Deutschen Jagdverban­ds (DJV), warnt aber davor, das Schießen von Löwen in Gehegen mit nachhaltig­er Jagd zu verwechsel­n. „Es ist ein regelrecht­er Industriez­weig – vergleichb­ar mit Rinderzuch­t – und auf Südafrika beschränkt“, betont Wunderlich.

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Dpa-BILD: Ralf Krüger
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