Schwule Antwort auf „Sex and the City“
Diese Serien-Höhepunkte starten in diesem Monat bei Netflix und Co.
Berlin – Alles neu macht der Mai – aber was genau eigentlich? Ein Überblick über die interessantesten Neuerscheinungen, die in diesem Monat bei Streaminganbietern oder im Bezahlfernsehen starten:
■ „All You Need“
Er liebt ihn, er liebt ihn nicht: Das amouröse Alltagsleben von vier homosexuellen Männern in Berlin steht im Mittelpunkt des Fünfteilers „All you need“(ab heute in der ARDMediathek) – die frivole Comedyserie ist quasi die schwule Antwort auf „Sex and the City“. Hauptfigur ist der sympathische Nachtschwärmer und Dauerstudent Vince (Benito Bause), der im Großstadtdschungel versucht, sein kompliziertes Liebesleben auf die Reihe zu kriegen. Er und seine Clique machen die unterschiedlichsten Erfahrungen mit Alltagsrassismus, Homophobie und Vorurteilen, beschäftigen sich aber auch mit Familienplanung und Identitätssuche. Die Serie ist ein unverklemmter Spaß über Gefühle und Sexualität in Zeiten von Tinder – sie schafft es, die Thematik zugleich ernst zu nehmen und heiter zu behandeln.
■ „Jupiter‘s Legacy“
Superhelden sind auch nur Menschen: Sie machen Fehler, haben Ängste – und werden im Alter von ihren eigenen Kindern vom Sockel gestürzt. Josh Duhamel spielt in „Jupiters Legacy“(ab heute bei Netflix) den ergrauten „Utopian“, der regelmäßig die Welt rettet, aber auch ein normaler Familienvater ist – leider kein sehr guter: Er hatte nie viel Zeit für seine Kinder, und sein Sohn leidet darunter, dass der Alte ihm nicht zutraut, in seine Fußstapfen als Superheld zu treten. Doch als es zu
einem Aufstand von Superschurken kommt, müssen alle an einem Strang ziehen. Die recht spannende Hochglanzserie ist ein Hybrid aus Familienstory und Heldensaga mit rabiaten Kampfszenen.
■ „The Underground Railroad“
Im 19. Jahrhundert war sie für viele Sklaven die letzte Hoffnung: Die Underground Railroad, eine Fluchthilfeorganisation, bei der mutige Helfer Tausende von Schwarzen aus den Südstaaten schleusten – mithilfe von Verstecken, Geheimcodes und Fluchtrouten. Der Schriftsteller Colson Whitehead erzählt in seinem gleichnamigen Roman von jenem Netzwerk, auf seinem Buch basiert diese aufwühlende Anti-Rassismus-Serie (ab 14. Mai bei Amazon Prime):
Im Mittelpunkt des epischen Dramas stehen zwei Sklaven, die von der Plantage eines sadistischen Baumwollfarmers fliehen – doch bis in die Freiheit ist es ein langer Weg. Die
komplex erzählte Serie ist spannend, bewegend und verstörend. Die Leiden der Sklaven werden schonungslos geschildert, bis hin zu einer schockierenden Szene, in der
ein Schwarzer bei lebendigem Leib verbrannt wird.
■ „Mare of Easttown“
Kate Winslet gehört zu Hollywoods Stars – eine neue Serie mit ihr ist ein Versprechen auf großes Kino, das hier leider nur bedingt eingelöst wird. In „Mare of Easttown“(ab 21. Mai bei Sky) spielt sie die Kleinstadtpolizistin Mare Sheehan, die in einem Kaff in Pennsylvania lebt. Mare ist geschieden, ihr erwachsener Sohn hat sich umgebracht, sie zieht sein Kind bei sich auf und lebt mit ihrer Mutter unter einem Dach. Erst am Ende der Episode geschieht der Mord, dessen Aufklärung ein paar Folgen dauern wird. Schade, dass die Story nicht spannender erzählt wird: Das unterkühlte Krimidrama fordert doch viel Geduld.