Vergeblicher Kampf um die Amalienbrücke
Hubbrücke ersetzte im vergangenen Jahrhundert Zugbrücke – Bauwerk wurde am 25. Mai 1980 abgerissen
Oldenburg – Die Amalienbrücke: In weitem Schwung verbindet sie Osternburg mit der Innenstadt, überquert die Stadtstrecke des Küstenkanals und sorgt für einen vergleichsweise reibungslosen Verkehrsfluss. Das war längst nicht immer so, denn die alte Amalienbrücke war eine Hubkonstruktion. Wenn Schiffe kamen, musste die Fahrbahn hochgefahren werden, vor der Brücke bildeten sich Staus.
■ Ein älteres Bauwerk
Blickt man noch weiter zurück, findet man ein noch älteres Bauwerk, die „Brücke vor der Amalienstraße“. Bis 1893 war eine direkte Verbindung zwischen der wenig bebauten Amalienstraße auf Oldenburger Seite und der Nordstraße auf Osternburger Gebiet noch nicht vorhanden.
Die Osternburger hatten am 14. August 1867 über die „Nachrichten für Stadt und Land“den Wunsch geäußert, „einen Weg zu haben, welcher näher zum Bahnhof führt als über den Damm“. Weil die alte Cäcilienbrücke um 1890 den Verkehr nicht mehr bewältigen konnte, wurde die Kanalbauverwaltung 1893 vom Staatsministerium beauftragt, eine Zugbrücke zu bauen.
Und dann gab es ja noch eine schmale Amalienbrücke, die am Schloss über die Mühlenhunte führte, aber das ist eine andere Geschichte.
Zurück zur Amalien-Hubbrücke: Sie war für 240 000 Reichsmark im Zuge des Küstenkanalausbaus errichtet worden. Baubeginn war am 20. Mai 1926. Exakt ein halbes Jahr später, also am 20. November 1926, war die Brücke
betriebsbereit. Für den Verkehr wurde sie am 22. Dezember freigegeben.
Schon wenige Jahre später, zum Ende des Zweiten Weltkrieges, waren alle drei beweglichen Brücken über den Küstenkanal und die Hunte – die Eisenbahnklappbrücke, die Cäcilienund die Amalienbrücke – zerstört oder schwer beschädigt worden. Die Wiederherstellung der Brücken wurde unmittelbar nach Kriegsende eingeleitet.
■ Politische Debatte
Wiederum 20 Jahre später setzte in Oldenburg eine heftige politische Debatte über die verkehrliche Anbindung der Innenstadt ein.
Teile des Schlossgartens gerieten in Gefahr, schließlich fand man in dem Bau der modernen Amalienbrücke einen Kompromiss, für den allerdings trotz erbitterten Streits auch im Stadtrat Einfamilienund Reihenhäuser im Dreieck Nordstraße/Stedinger Straße/ Hermannstraße niedergerissen werden mussten.
Die Straßenbauer brauchten Platz, um die Auffahrt zur „Neuen Amalienbrücke“zu schaffen. Am Ende verschwanden 30 Gebäude für die „Neue Amalienstraße“. Letztlich wurde die Brücke am 1. Juni 1980 für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Dann tobte der Streit um den Abriss der „alten“Amalienbrücke. Eine „Initiative Bürger gegen Stadtzerstörung“machte mobil gegen die Abrisspläne, die die Wasserund Schifffahrtsdirektion Nordwest in einer amtlichen Bekanntmachung in der NWZ am 8. Juni 1979 publik gemacht hatte. Allein am 25. Mai 1980 sammelte die Initiative in der Fußgängerzone 500 Unterschriften, im Juni waren es schon 2500. Auch die Planer der neuen Brücke hatten sich gegen den Abbruch ausgesprochen und vorgeschlagen, ein Brückenrestaurant einzurichten.
Befürchtet wurde, dass auch die Cäcilienbrücke fallen würde, wenn die Amalie erst in Trümmern liegt. Damals sagte der Direktionspräsident Hans-Heinrich Witte zu, dass die „Cäcilie“nicht angetastet würde. Das Misstrauen aber blieb – zu Recht, wie man heute weiß. Auch der Cäcilienbrücke steht der Abriss nun bevor. Ein Schicksal, das die Amalienbrücke am 25. August 1980 ereilte.