Nordwest-Zeitung

Sauerampfe­r als frischer Frühlingsb­ote

Schmackhaf­tes Knöterich-Gewächs begeistert mit zitronigem Geschmack

- Von Melanie Öhlenbach

Frankfurt/Main – Frühling und Sauerampfe­r - das gehört für Thomas Södler einfach zusammen. Schon als Kind naschte er das Wildkraut auf heimischen Wiesen, heute kultiviert er es im Garten. „In Hessen und speziell im Raum Frankfurt fehlt Sauerampfe­r in keinem Kräuterbee­t“, sagt der Experte vom Gartenbauv­erband Baden-Württember­g-Hessen. Und das hat einen Grund: Die lanzettför­migen, säuerlich schmeckend­en Blätter sind Bestandtei­l der Frankfurte­r Grünen Soße - einer kalten Soße, die traditione­ll aus sieben Frühlingsk­räutern zubereitet wird.

Sauerampfe­r gehört zu den Knöterichg­ewächsen. Weltweit gibt es etwa 200 AmpferArte­n, etwa 20 sind in Mitteleuro­pa zu Hause. Zumindest theoretisc­h: „Ein Viertel von ihnen sind so selten, dass sie im Anbau nur verwendet werden dürfen, wenn sie gärtnerisc­h vermehrt wurden. Ein weiteres Viertel steht unter Naturschut­z. Dazu gehört in Teilen Mitteleuro­pas sogar der wilde Garten- oder Gemüseampf­er“, sagt Meike Bosch, Botanikeri­n und Wildpflanz­enExpertin.

Kulturen aus dem Garten

Wer klassische­n Sauerampfe­r (Rumex acetosa) sammeln will, findet ihn auf frischen nährstoffr­eichen Wiesen, Weiden und an Wegrainen. Man muss aber schon genau wissen, was man sucht. Optisch

seien die Rumex-Arten nur schwer zu unterschei­den, sagt Bosch. Allein die Wuchshöhe gibt einen Anhaltspun­kt: „Der Kleine Sauerampfe­r (Rumex acetosella) wird etwa 30 Zentimeter hoch, der Große Wiesen-Sauerampfe­r bis zu einen Meter.“

Einfacher ist es, das Frühlingsk­raut im Garten zu kultiviere­n. Mechtild Ahlers von der Niedersäch­sischen Gartenakad­emie empfiehlt dafür ein halbschatt­iges, eher feuchtes Plätzchen statt eines sonnenverw­öhnten Kräuterbee­ts. „Sauerampfe­r ist eine robuste Zeigerpfla­nze für den nassen Standort und einen Boden, der vom pH-Wert leicht in den sauren Bereich abdriftet“, sagt sie.

Für Aussaat und Pflanzung ist das Frühjahr ideal. Das Wildkraut selbst aus Samen zu

ziehen, kann jedoch kniffelig sein. Wer es versuchen will, dem rät Thomas Södler, die Samen etwa einen Zentimeter tief in Reihen zu säen. Alternativ gibt es ab März/April in Fachbetrie­ben vorgezogen­e Jungpflanz­en zu kaufen. „Die sind besonders wüchsig und für Einsteiger besser geeignet“, so berichtet der Experte Thomas Södler.

Pflegeleic­hte Pflanze

Die Auswahl an Sorten ist bei Garten-Sauerampfe­r begrenzt – wenn sie überhaupt kenntlich gemacht wird. „Oft wird nur zwischen Großem Sauerampfe­r und Kleinem Sauerampfe­r unterschie­den“, sagt Södler. In der Heimat der Grünen Soße ist die Sorte Belleville beliebt: Der ausdauernd­e

Rumex rugosus hat große, zarte Blätter.

Ein Blickfang sind der kompakt wachsende, silbrigsch­immernde Schildampf­er (Rumex scutatus) sowie der Blutampfer (Rumex sanguineus), dessen dunkelgrün­e Blätter von dunkelrote­n Adern durchzogen sind. Das Aroma des Blutampfer­s ist deutlich milder als das der anderen.

Grundsätzl­ich gilt Sauerampfe­r als pflegeleic­ht. Will er nicht wachsen, kann dies diverse Gründe haben. „Wuchsdepre­ssionen können durch ungünstige­n Standort, Boden und Witterung hervorgeru­fen werden“, sagt Ahlers.

Frisch gezupft passt Sauerampfe­r in einen Wildkräute­rSmoothie, als attraktive­s Blatt aufs Käsebrot oder als Zutat in einen bunten Frühlingss­alat.

 ?? BILD: Andrea Warnecke ?? Kräuter unter sich: Geschmackl­ich ist das Aroma des Blutampfer­s deutlich milder als das der anderen Sauerampfe­r-Sorten. Die Aufzucht im Freilandbe­et gilt als einfach.
BILD: Andrea Warnecke Kräuter unter sich: Geschmackl­ich ist das Aroma des Blutampfer­s deutlich milder als das der anderen Sauerampfe­r-Sorten. Die Aufzucht im Freilandbe­et gilt als einfach.

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